Das Drahtseil: Von Clausthal aus in die Welt

Ohne Drahtseil gäbe es die weltberühmte Brooklyn Bridge nicht. Foto: Pixabay
Jedes Kind im Oberharz weiß: Das Drahtseil wurde in Clausthal erfunden. Doch wie hat sich seine Erfindung auf der ganzen Welt verbeitet? Diesen Aspekt beleuchtet demnächst eine neue Ausstellung im Oberharzer Bergwerksmuseum.
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Clausthal-Zellerfeld. Man stelle sich vor: In einem Autowerk wird eine Erfindung gemacht, die nicht nur die Antriebstechnik der Pkw, sondern technische Entwicklungen in vielen anderen Bereichen revolutioniert. Und der Autobauer veröffentlicht seine Erkenntnisse kostenlos.
So hat es im Jahr 1834 Oberbergrat Julius Albert mit seiner Erfindung des Drahtseils gemacht. „Er hat sofort uneigennützig allen anderen Bergämtern seine Entdeckung zur Verfügung gestellt, samt allen Erläuterungen und Zeichnungen“, erklärte Ulrich Haag, Leiter des Bergbaumuseums Príbram (Tschechische Republik), bei einem Lichtbildvortrag im Oberharzer Bergwerksmuseum.
Dass das Drahtseil in Clausthal erfunden wurde, weiß hier jedes Kind. Wie diese Erfindung aber in die Welt hinausgegangen ist, ist ein Aspekt, den eine neue Ausstellung beleuchtet. Sie wird am ersten Adventswochenende im Oberharzer Bergwerksmuseum eröffnet, kündigt Museumsleiter Ulrich Reiff an. Der Vortrag des Kollegen aus Tschechien war ein Vorgeschmack darauf.
In den Jahren nach 1834 kamen Fachleute aus anderen Bergbauregionen Europas in den Oberharz, um vom Erfinder Julius Albert zu lernen, erläuterte Haag. Sie wollten sich vor allem informieren, wie man Drahtseile am besten selbst herstellt. Denn damals mussten die riesigen, tonnenschweren Kabeltrommeln noch per Pferdewagen verschickt werden.
Das Drahtseil kam schon ab 1836 auch im Príbramer Erzrevier Birkenberg zum Einsatz, das damals zu den bedeutendsten und modernsten Erzrevieren in der österreichischen Monarchie gehörte. 1853 entstand in Príbram eine erste Drahtseilmanufaktur, die bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts produzierte.
Auch den Weg über den Atlantik fand das Drahtseil bald. Schon 1841 arbeitete der aus Thüringen stammende Brückenbauer Johann August Röbling in einer Werkstatt in Pennsylvania an der Weiterentwicklung. Er plante schließlich auch die weltberühmte Brooklyn-Bridge, die nach Röblings Tod von seiner Schwiegertochter vollendet wurde. „Ein Netz aus Drahtseilen spannt sich durch die Welt“, fasste Ulrich Reiff am Schluss des Vortrages zusammen. „Und seinen Ausgangspunkt hat es in Clausthal-Zellerfeld.“ Die neue Ausstellung wird am Freitag, 26. November, 17 Uhr, im Oberharzer Bergwerksmuseum, Bornhardtstraße 16, eröffnet.