Anhänger für den Helfer rückt in greifbare Nähe

Birgit Nolte bringt in einer Arbeitspause Kleidung vorbei. Die laden Udo Reimann (rechts) und sein Freund Tobias Ulrich auf den Wagen. Fotos: Nöhr
Bad Harzburg. Nicht nur, dass Udo Reimanns private Spendensammlung für Flüchtlinge ein Erfolg war, auch sein Wunsch, einen Anhänger für seine Arbeit zu bekommen, scheint in Erfüllung zu gehen.
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Eine erfolgreiche Kleiderspende in der Aula des Werner-von-Siemens-Gymnasiums (WvS) konnte Udo Reimann am Freitag verbuchen. „Für mich ist gerade Weihnachten“, erklärte er gut gelaunt am Nachmittag. Am späten Vormittag hatte das noch etwas anders ausgesehen.
Seit September vergangenen Jahres sammelt Reimann zweimal die Woche ehrenamtlich Kleiderspenden für Flüchtlinge. Die fährt er bisher in einem Auto mit offener Ladefläche zu den Unterkünften in der Region: Friedland, Hahnenklee, St. Andreasberg. Wenn es draußen regnet, werden die Spenden dementsprechend nass. Deshalb hatte sich der Vienenburger einen geschlossenen Anhänger gewünscht und dafür seit einiger Zeit Spenden gesammelt – mit mäßigem Erfolg.
Ein Händler hatte ihm den Anhänger bereits zu einem deutlich geringeren Preis angeboten. Statt knapp 5000, muss Reinmann 4000 Euro zahlen. Doch auch diese Summe fehlte. Magere fünf Euro waren am Freitagvormittag in der Spendendose gelandet. Die Unterstützung durch Schüler WvS zeigte mehr Erfolg. Die hatten Kuchen gebacken, den sie zusammen mit Kaffee verkauften. Außerdem steuerten das Goslarer Hotel Achtermann sowie die Burgbäckerei Hundertmark aus Vienenburg Gebackenes bei, wie Julia Gebhardt erklärte.
Reinmann hatte die Lehrerin mit Blick auf eine Kleidersammlung im WvS-Gymnasium angesprochen. „Da sind mir die Patenschüler in den Sinn gekommen“, erzählte Gebhardt, die die Aktion vonseiten der Schule organisierte. Durch den Verkauf kamen laut Reimann 160 Euro zusammen. Davon werde die Schule Strümpfe und Unterwäsche für die Flüchtlinge kaufen.
Derweil fuhr der Initiator selbst mehrfach mit seinem Wagen zur Rehbergklinik in St. Andreasberg, um die gespendete Kleidung dort abzuliefern – jedes Mal, wenn die Ladefläche voll war.
Er freute sich über die Unterstützung der Schüler. „Es ist nicht so einfach, Menschen dazu zu bekommen, anderen Menschen zu helfen“, sagte er. Es sei eine tolle Sache, dass Kinder sagen: „Wir packen das Problem an.“ Enttäuscht zeigte er sich hingegen über die Politik. Da er die Sammelaktionen und Auslieferungen als Privatmann und nicht als Verein organisiere, bleibe die Unterstützung aus. Er habe sowohl bei Goslars Oberbürgermeister Dr. Oliver Junk als auch bei Wirtschaftsminister und Vizekanzler Sigmar Gabriel um finanzielle Unterstützung für den Anhänger gebeten und von beiden eine Absage bekommen.
Am frühen Nachmittag aber kam die Wende in Sachen Transport: „Es kam ein Herr vorbei, der mir ein Darlehen über 4000 Euro für den Anhänger angeboten hat“, berichtete Reimann überglücklich. Er könne das Leid nicht mehr sehen, habe der noble Finanzier gesagt. „Wir haben alle gar nicht fassen können, dass jemand so etwas macht.“
Nun kann Reimann Unternehmen ansprechen, die ihre Reklame auf den Anhänger platzieren. Jedes Mal, wenn er dadurch Geld einnehme, könne er einen Teil des Darlehens zurückzahlen. „Ich brauche jetzt Firmen, die ihre Werbung draufsetzen“, so der 51-Jährige.

Nachdem Udo Reimann WvS-Lehrerin Julia Gebhardt (von rechts) angesprochen hatte, trommelte sie Patenschüler zusammen. Sie unterstützen die Kleidersammlung mit einem Kuchenverkauf.