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Vorsorge für Frauen

Krebserkennung: Ist ein Brust-MRT sinnvoll oder überflüssig?

Eine MRT lässt eine genaue Bildgebung der Brust zu, eine generelle Empfehlung für die Untersuchung gibt es aber nicht. Foto: imago stock&people

Eine MRT lässt eine genaue Bildgebung der Brust zu, eine generelle Empfehlung für die Untersuchung gibt es aber nicht. Foto: imago stock&people

Ein Brust-MRT zur Krebserkennung wird nur in wenigen Fällen von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Dennoch ist sie sehr genau und kann vor schlimmen Folgen warnen. Hier lesen Sie, warum es über den Sinn unterschiedliche Meinungen gibt.

Montag, 30.10.2023, 05:57 Uhr

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Braunschweig. Alle zwei Jahre erhalten Frauen zwischen 50 und 70 Jahren eine Einladung zum Brustkrebs-Screening. Im Brustzentrum vor Ort wird dann eine Mammografie vorgenommen; dabei werden vier Röntgenbilder von der Brust gemacht, erklärt Dr. Tina Siegmund. Sie ist Oberärztin der Senologie, das ist die Lehre der weiblichen Brust, am Brustzentrum des Klinikums Braunschweig.

„Bei einem suspekten Befund wird das Ergebnis in einer Kommission besprochen“, erklärt sie. Die trifft sich einmal in der Woche; mit dabei sind Radiologen und Pathologen. Es folgt eine Ultraschalluntersuchung und gegebenenfalls eine Biopsie.

Regelmäßig abtasten bereits ab dem 30. Lebensjahr

„Das Mammografie-Screening wird in Braunschweig recht gut angenommen“, sagt Siegmund; auch außerhalb des Vorsorgeangebots wird bereits Frauen ab dem 30. Lebensjahr empfohlen, regelmäßig selbst die Brust abzutasten. Anleitungen dazu gibt es zum Beispiel auf der Webseite der Deutschen Krebsgesellschaft oder bei der Gynäkologin oder dem Gynäkologen. Eine weitere Diagnosemöglichkeit ist eine Brust-MRT, also Magnetresonanztomografie. Im Unterschied zur Mammografie werden dabei keine Röntgenstrahlen eingesetzt; dafür bekommen die Patientinnen ein Kontrastmittel gespritzt. Weil der Tumor stärker durchblutet wird als das umgebende Gewebe, kann sich dort mehr Kontrastmittel anreichern, was ihn auf dem MRT-Bild erkennbar macht, erklärt Siegmund. „Eine MRT machen wir nur nach Indikation“, sagt die Oberärztin; zum Beispiel bei einem unklaren Befund oder um die Rückkehr eines Tumors auszuschließen.

Über die Sinnhaftigkeit einer MRT zur Brustkrebserkennung herrscht aber kein Konsens in der Fachwelt. Verschiedene radiologische Praxen bewerben die Methode auf ihren Internetseiten als „genaueste Untersuchung sowohl für Brustkrebs als auch für seine Vorstufen“, ein unauffälliges MRT-Bild schließe „Brustkrebs und seine Vorstufen praktisch aus“, schreibt etwa eine Praxis aus Frankfurt am Main.

Krankenkassen zahlen nur in Ausnahmefällen

Die Deutsche Krebsgesellschaft schreibt auf ihrer Webseite, dass die Kernspintomografie der Brust ein wichtiges Zusatzverfahren in der Brustkrebs-Diagnostik darstelle, zum Beispiel, weil in einer Mammografie kein klarer Befund gestellt werden kann. Vor allem bei Frauen mit dichtem Brustgewebe wird das Verfahren als zuverlässiger beschrieben. Aber: „Bisher zahlen die Krankenkassen die Brust-MRT nur in Ausnahmefällen, auch weil das Verfahren wesentlich teurer ist als die Mammografie.“

Eine MRT ist also eine „Igel-Leistung“, eine individuelle Gesundheitsleistung, die nicht zum Leistungsumfang der gesetzlichen Krankenkassen gehört. Die Igel-Kommission des medizinischen Dienstes des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen bewertet das Verfahren als „tendenziell negativ“, vor allem, weil sie die Studienlage als nicht ausreichend einschätzt. Demnach sieht sie keine Hinweise auf einen Nutzen der Untersuchung, so die Kommission. „Man weiß nicht, ob sich im Vergleich zur alleinigen Mammografie mehr Brustkrebs-Todesfälle verhindern lassen.“

Kritisch sieht die Igel-Kommission auch, dass durch die Genauigkeit der Darstellung zu viel gefunden werden könnte; also falsch-positive Befunde. Die möglichen Schäden durch „Überdiagnosen“ und „Übertherapien“ sowie die Nebenwirkungen des Kontrastmittels wiegen nach Ansicht des Gremiums schwerer als die Röntgenstrahlen der Mammografie.

Individuelle Lösungen

Die Europäische Fachgesellschaft für Brustdiagnostik (Eusobi) auf der anderen Seite empfiehlt das MRT der Brust für Frauen mit dichtem Drüsengewebe. In ihrem im März 2022 veröffentlichten Bericht fordert sie individuelle Lösungen zur Brustkrebs-Erkennung statt eines flächendeckenden Screenings für alle. „Frauen mit extrem dichtem Brustgewebe haben ein etwa zweimal so hohes Risiko, an Brustkrebs zu erkranken“, schreiben die Autorinnen und Autoren, „zugleich ist die Sensitivität der Mammografie bei ihnen vermindert“.

Bei solchen Frauen könne ein MRT die Sterblichkeit durch Brustkrebs verringern. Sie fordern zudem eine bessere Aufklärung über Untersuchungsmethoden der Patientinnen und ein größeres Mitspracherecht.

Von Eva Nick, Funke-Mediengruppe 

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