Ein A-Capella-Auftritt kann auch ohne zwei Bässe funktionieren

Viel Beifall und zwei Zugaben: Opera begeistert sein Publikum in der Hahnenkleer Stabkirche. Foto: Kammer
Das Goslarer Ensemble Opera muss krankheitsbedingt auf zwei Bässe verzichten, überzeugt aber trotzdem beim A-Capella-Konzert am Sonntagabend in der Hahnenkleer Stabkirche. Viel Beifall und zwei Zugaben zeugen von der Resonanz des Auftritts.
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Hahnenklee. „Wissen Sie, was das Besondere an Opera ist?“, fragte Anette Zell provokativ – um immer wieder neue Antworten zu finden wie Freundschaft, Familiensinn, Zusammenhalt, Hilfsbereitschaft, Hinwendung, Gemeinschaft und so weiter. Doch die einzig richtige Antwort wusste das Publikum am Sonntagabend in der Stabkirche: Das Besondere an Opera sind wirklich gute Sänger, die allen Widrigkeiten zum Trotz ein Konzert der Spitzenklasse bieten können.
Zwei Bässe nicht dabei
Diesmal fehlten die zwei Bässe coronabedingt, obwohl sie doch eigentlich unverzichtbar für ein A-Capella-Konzert sind. Die Gruppe wollte Hahnenklee aber nach einer ersten Absage nicht noch einmal versetzen müssen. Sie wagte es einfach mit fünf Sängerinnen und drei Sängern. Fast immer passte das, die Tenöre teilten sich die vakanten Parts. Die besondere Akustik der Stabkirche half mit, und die Zuhörer genossen so in der vollbesetzten Kirche Gesang aus vielen Jahrhunderten und zahlreichen Ländern.
Ein hebräisches Festlied verbreitete gute Laune, abgelöst vom inbrünstigen „Oh Freedom“. Wie Zell erklärte, war dies einst das erste Lied, das Opera vor 31 Jahren einstudierte: „Natürlich noch nicht in dieser Konstellation“. Das wäre auch schlecht möglich gewesen, denn die jetzigen Sänger haben eine Altersspanne von 36 Jahren. Ein Mitglied gar hörte schon als Baby Opera-Konzerte. Beste Voraussetzungen also, die Zuschauer freuten sich.
Spirituals als Stärke
Besonders gut passten in die hölzerne Kirche Stücke mit religiösem Bezug, wie z. B. eines, das Anton Bruckner zur Einweihung des Linzer Doms geschrieben hatte. Mit seinem sakral-festlichen Charakter füllte es perfekt die Stabkirche. Der Saal applaudierte begeistert. Spirituals sind eine Stärke der Gruppe, wie „Swing low“ und „Somebodys Knocking“ bewiesen. Nur in „My lord, what a morning“ hätte man sich wirklich mehr Bässe gewünscht, hier blieb die Darbietung etwas dünn. Doch wohlwollend nahm der Saal Zells Aufforderung auf, sich die Parts dazu zu denken.
Die folgenden 400 Jahre alten Madrigale ließen die Zuhörer träumen. Unversehens fanden sie sich mit „Breaking up“ in der Neuzeit wieder, in dem vor allem die Sängerinnen mit einer Hommage an die Harmonien der Andrews Sisters glänzten. Ein schwedisches Volkslied sangen die Damen allein und verbreiteten einen wunderbaren, teils ätherischen Klang im Kirchenschiff. Die Zuhörer lauschten hingerissen, es war faszinierend.
Das Läuten störte nicht
Danach ging es ans Meer. Der Sonnenuntergang und „Die perfekte Welle“ wurden bewundert, rhythmisch akzentuiert, mit Gischtgeräuschen von Ferne. „Under the bridge“ und der „Earth Song“ griffen ernste Themen auf, wobei letzterer – eigentlich ungeplant – von den Kirchenglocken untermalt wurde. Das störte gar nicht, das Läuten brachte zusätzliche Spannung und Dramatik. Ein lang anhaltender Beifall galt Opera, die sich mit zwei Zugaben beim Publikum bedankten: „Das Besondere an Opera ist, dass wir so unfassbar nette Fans haben“.