Fehlende Freibadgäste bereiten Sorgen

Von 35 angemeldeten Kinder kommen nur fünf zum Freibadfest. Dabei ist der Spaß offensichtlich. Foto: Andrea Leifeld
Die Anlage ist wunderbar, das Wetter passt und die Angebote sind prima. Dennoch verzeichnet das Liebenburger Mineralwasserfreibad in der laufenden Saison einen Besucherverlust von 50 Prozent. Was sind die Gründe?
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Liebenburg. Herzlich willkommen im Liebenburger Mineralwasserfreibad! So heißt es bereits seit 1972 jeden Sommer in der Gemeinde, wenn ein erfrischender Sprung in die Fluten oder ein chilliger Aufenthalt in der Freizeiteinrichtung am Gitterweg beworben wird. Aber was tun, wenn trotz herrlichen Wetters und kostenlosem Eintritt für Kinder und Jugendliche (mit Ferienpass) nur wenige Freibadfreunde den Weg in die Freizeiteinrichtung finden? Selbst attraktive Freizeitangeboten lockten in diesem Sommer bislang nicht.
31 angemeldete Kinder erscheinen nicht
Eine trübe Erfahrung, die Gemeindejugendpfleger Gerold König in den letzten Sommerferientagen machen musste, als er zum beliebten Schwimmbadfest einlud, aber nur fünf Kinder erschienen. Einen Teilnehmer konnte er noch spontan unter den Freibadgästen akquirieren, um wenigstens drei Teams für den quirligen Ferienpassspaß, bestehend aus einem Kanurennen, dem klassische Gummitier-Transport und einer lustigen Entenjagd, benennen zu können. „Ich kann mir das überhaupt nicht erklären“, gab sich König ratlos. In seiner Liste standen 35 Teilnehmer. Lediglich ein Kind hatte abgesagt. „Vielleicht liegt das Problem ja auch bei der problemlosen Online-Anmeldung“, mutmaßte er. „Die Eltern melden ihre Kinder spontan an, aber dann hat gerade an dem Tag Oma Geburtstag. Oder ein paar Tage vorher war das Wetter schlecht.“ Schlecht war das Wetter beim besagten Freibadfest aber keineswegs und auch die Wassertemperaturen zeigten sich mit 23 Grad Celsius im akzeptablen Bereich.

Es gibt einen attraktiven Kleinkinderbereich. Foto: Leifeld (Archiv)
„Es ist bei den meisten Gästen ja auch gar keine Frage, wie das Wetter am Tag des geplanten Freibadbesuches ist“, verdeutlichte Lennart Dienelt, Meister für Bäderbetriebe, beim Blick über die fast leere Freizeiteinrichtung. „Drei Tage lang muss es heiß sein, sonst kommen die Leute erst gar nicht“, erzählte er von einem ungeschriebenen Gesetz. Diese impulsgebenden Hitzeperioden waren jedoch im Sommer 2024 leider nur selten der Fall. „Wenn wir von starken Besuchertagen sprechen, waren vielleicht 700 Gäste da“, fügte er an. In der laufenden Saison kamen bisher knapp 5000 Freibadfreunde. In der Statistik verzeichnet das Liebenburger Mineralwasserfreibad einen 50-prozentigen Besucherverlust gegenüber der Saison 2023 – und liegt damit voll im Trend anderer Freibäder im Braunschweiger Land.
Doch das tröstet Dienelt kaum. Die Anlage sei top in Schuss, auch dank vieler aktiver Helfer aus den Reihen des Fördervereins „Freibadinitiative Liebenburg e.V.“ prima gepflegt. Die DLRG-Ortsgruppe Salzgitter-Bad unterstützt die Freibad-Aufsicht, wo immer sie kann, auch Rettungsschwimmer aus Braunschweig konnten geworben werden, um die krankheitsbedingte Personalknappheit zu kompensieren. Auch technisch befindet sich das Freibad in einem guten Zustand. Es wird aus einem eigenen Brunnen, der sich am Fuße des Burgbergs befindet, gespeist. Somit hat das Nass in den Becken Mineralwasserqualität, kann Dienelt nicht oft genug betonen.
Sportbecken und Sprungturm
„Wir haben ein Sportbecken mit 50 Meter Wettkampfbahnen und ein Sprungbecken mit einem Fünf-Meter-Turm“, nennt er viele Besonderheiten, die kaum ein anderes Freibad in der Region vorweisen kann. Zudem sei ein attraktiver Kleinkinderbereich ebenso vorhanden wie ein Kiosk. Auch die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Harzbus Linie 860 Goslar-Salzgitter) ist verlässlich. Die Haltestelle befindet sich kaum 200 Meter vom Freibad entfernt.

Schwimmmeister Lennart Dienelt Foto: Leifeld
Möglichkeiten zum Freibadbesuch sind von Mittwoch bis Freitag von 12.30 bis 19 Uhr, sowie Samstag und Sonntag von 9 bis 19 Uhr. Montag und Dienstag bleibt die Einrichtung geschlossen.
Kostenlose Sonnenschirme
Eine andere, hartnäckige Mär, es gäbe an hitzigen Sommertagen keine ausreichenden Schattenflächen auf der Liegewiese, weist Dienelt entschieden zurück. „Wir haben einen wunderbaren Bestand an großen Bäumen als Schattenspender. Außerdem kann man Sonnenschirme kostenlos ausleihen – und sogar Liegen. Was sollen wir noch bieten?“ Die Frage bleibt berechtigt beim Blick auf die überschaubaren Besucherzahlen.

Das Liebenburger Freibad wird mit Wasser aus einem nahen Brunnen gespiest und hat Mineralwasserqualität. Foto: Andrea Leifeld (Archiv)
Gemeindejugendpfleger Gerold König setzte sich bereits vor zwei, drei Jahren dafür ein, dass Ferienpassinhaber aus dem Gemeindegebiet kostenlosen Eintritt im Liebenburger Mineralwasserfreibad haben. Doch auch diese attraktive Möglichkeit bescherte keinen nennenswerten Zulauf. Am treuesten sind nach wie vor diejenigen, die eine Saisonkarte besitzen. Auch eine emsige Fraktion der „Spätschwimmer“, die die letzte Öffnungsstunde für eine willkommene Abkühlung nutzen, habe sich etabliert.
Das Fernbleiben, ohne das Kind abzumelden, diese bedauerliche Erfahrung musste auch die DLRG-Ortsgruppe machen, die im Mineralwasserfreibad regelmäßig Schwimmkurse anbietet. „Wir haben in jedem Seepferdchen-Kurs ein oder zwei Kinder, die einfach nicht erscheinen“, berichtete Ramona Wahnschaffe. So sei die Gesellschaft. „Unser Problem ist, wir müssen den Platz zwei Tage freihalten, weil den Eltern ja was dazwischengekommen sein könnte. Wenn wir dann am dritten Tag feststellen, das Kind ist wieder nicht da, ist es uns kaum noch möglich, einen Nachrücker von der Warteliste anzurufen. Da sind die Stunden der Wassergewöhnung schon vorbei.“ So verbleibt auch sie mit der dringenden Bitte an die Eltern, die Kinder abzumelden, sollte eine Teilnahme an gebuchten Kurs nicht möglich sein.
Ein Veranstaltungshinweis vorab: Am Samstag, 17. August lädt die Freibadinitiative zum abendlichen Lichterfest an den Beckenrand. Dort wird es dann Cocktails geben.

Herzlich wirbt das Schild über dem Eingang, dennoch gingen in der Saison 2024 die Besucher um 50 Prozent zurück. Foto: Leifeld

Wohl dem, der da ist: Den Teilnehmern des Freibadfestes winken attraktive Preise. Foto: Andrea Leifeld