Vom „Ententrainer“ bis zum Happy-End im Hochzeitsvideo
Sie bringen die Seesener zum Lachen (v.li.): Ole Lehmann, Boris Stijelja, Roberto Capitoni, René Sydow und Sven Garrecht Foto: Thorsten Scheerer
Die 6. Seesener Lachnacht bringt fünf Entertainer in der Seesener Aula zuammen. Das Publikum tobt, kommt aus dem Lachen nicht mehr heraus. Ein toller Abend, dessen Dramaturgie in ein furioses Lachfinale führt.
Seesen. Die 6. Lachnacht macht ihrem Namen erneut alle Ehre. Ole Lehmann kommt wieder gern nach Seesen und muss immer noch lachen, wenn er daran denkt, wie die Mädels der „Ladies Night“ im vergangenen Herbst „die Hütte weggeblasen“ haben. Seesen ist so herrlich fröhlich – anders als die pampigen Berliner.
Boris Stijlja gibt den Einstieg in einen launischen Abend: Ein Serbokroate, geboren in Mannheim, in Kroatien aufgewachsen und mit 22 Jahren in die Pfalz zurückgekehrt. Er bespaßt das Publikum mit Anekdoten aus seinem Lebenslauf. Seine Integration in die Pfalz findet mit 0,5-Liter- Weingläsern statt. Nach ein paar Gläschen ist dann auch die Frage der Aussprache vom Tisch. Obwohl: Aus seinem Job als Entertainer (klingt besser als Hartz IV) macht sein Vater „Ententrainer“, da ihm der Beruf des Sohnes mehr als suspekt ist.
Politischer Teil
Dann kommt Rene Sydow: Eigentlich ist der Satiriker und Schriftsteller für den politischen Teil zuständig, aber der ist ihm zu deprimierend. Inflation, Krieg, Zeitenwende … ja, die Zeiten haben sich gewendet. Krieg, aber bitte nicht hier. Aber andererseits ist Politik auch eine ungeheure Arbeitserleichterung: Man muss sich nichts mehr ausdenken. Nur noch bei Instagram als Influencer. Doch da steckt das Krankheitsbild schon im Namen. Überall wird gerotzt und geprustet. Alle fallen auf den gleichen Mist rein wie seine Oma bei QVC. Aber Oma ist dement. Welche Entschuldigungen haben die Anderen? Ist das alles noch gesund? Anfang des 20. Jahrhunderts hatten nur Verbrecher ein Profil, erstellt mit Methoden aus der Psychiatrie. Heute hat jeder zig Profile – leben wir alle in einem Irrenhaus?
Der nächste Künstler dem Abends, Fee Badenius, ist leider erkrankt, hat Stimmbandentzündung. Dafür springt der Liedermacher und Kabarettist Sven Garrecht ein. Er kommt als Klavierspieler natürlich sehr gern in die Hauptstadt des Steinweg-Flügels. Und überhaupt: Da alles auf der Welt mit jedem Tag schlechter wird, ist genau heute der schönste Abend des restlichen Lebens, an dem er gern dabei ist. Sein Klavierspiel ist brillant und kräftig, der Text amüsant mit viel verstecktem Wortwitz. Es folgt ein Gedicht über die Klänge des Sommers, ein Lied über die Musterung und ein Heldenlied – allesamt vorgetragen in schönster Liedermachermanier, ein Hörgenuss der besonderen Art.
7. Lachnacht im Oktober 2025
Für die Belustigung der Seesener ist auch Comedian Roberto Capitoni gekommen. Geborener Deutscher mit italienischen Wurzeln und dann noch Schwabe. Quirlig italienisch war sein Bühnenauftritt, mit dem er seine Sicht der Welt offenbart. Seine riesengroßen Kulleraugen sind kurz vorm Rausfallen, wenn es dramatisch zugeht. Robertos Temperament schlägt hohe Wellen. Er schaut Filme am liebsten rückwärts. Titanic war super, aber am besten war das Video von seiner Hochzeit, das zum Happy-End das feuchtfröhliche Besäufnis mit seinen Freunden hat.
Das Seesener Publikum tobt, kam aus dem Lachen nicht mehr heraus. Ein toller Abend, dessen Dramaturgie in ein furioses Lachfinale führt. Ole Lehmann verkündete den 11. Oktober 2025 als Termin für die 7. Seesener Lachnacht.