Zähl Pixel
Krieg als Begleiter der Menschheit

Zwischen Mut und Widerstandsgedanken: „Wo ist denn unsere Judith?“

Der Vortrag „Krieg als verhängnisvoller Begleiter der Menschheitsgeschichte“ war schon Wochen im Voraus ausgebucht.

Der Vortrag „Krieg als verhängnisvoller Begleiter der Menschheitsgeschichte“ war schon Wochen im Voraus ausgebucht. Foto: Leifeld

Der Vortrag „Krieg als verhängnisvoller Begleiter der Menschheitsgeschichte“ serviert im Vorfeld des Totensonntags schwere Kost zum Frauenfrühstück. Professor Dr. Jürgen Wehnert liest aus dem Buch der Apokryphen.

author
Von Andrea Leifeld
Montag, 25.11.2024, 04:00 Uhr

Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!

Hahausen. Kriege sind verhängnisvolle Begleiter der Menschheitsgeschichte. Das war Samstagvormittag beim letzten Frauenfrühstück des Jahres nicht die Frage. Am vorletzten Tag des Kirchenjahres, dem Totensonntag, wurde beim oftmals so heiteren Frühstücksschmaus mit dem kriegerischen Thema schwere Kost aufgetragen. Traditionell dient der Totensonntag der Erinnerung an alle Verstorbenen. Er ist der letzte Sonntag im Kirchenjahr, denn bereits am Montag darauf beginnt die Adventszeit, als Zeichen der Hoffnung.

Zu Gast war Professor Dr. Jürgen Wehnert aus Göttingen. Einst Professor der TU Braunschweig und Fachmann in „Biblischer Theologie“, wurde er im Ruhestand zum Vakanz-Pfarrer und predigte bereits mehrfach in der Hahäuser Kirchengemeinde.

Ein gemeinsames Frühstück geht immer dem Vortrag voran.

Ein gemeinsames Frühstück geht immer dem Vortrag voran. Foto: Leifeld

„Ich habe 1945 als Kind zwischen den zerstörten Häusern in Braunschweig gespielt, wo wir eigentlich nicht hin durften, weil dort noch scharfe Sprengkörper liegen konnten“, erinnerte der Professor seinerseits. Aber nur, weil der Krieg vor gut 80 Jahren aus Deutschland verschwand und die Menschen hier seither in Frieden und Wohlstand leben konnten, seien Konflikte und kriegerische Auseinandersetzungen aus der Welt nicht verschwunden, mahnte er. „Menschen sind keine friedliebende Spezies. Wo in diesen Tagen viele Menschen nur auf den Ukraine-Krieg blicken, toben in unserer Welt 49 weitere Konflikte“, hielt er fest.

50 Kriege toben derzeit in der Welt

„Wir stellen fest: Der Krieg kehrt zurück! Wir können uns ihm nicht entziehen.“ Doch Kriege gab es schon immer. Dort, wo die Waffen moderner wurden und sich im Laufe der Geschichte veränderten, blieb der hintergründige Kriegsgedanke mit Machtgelüsten und Besitzvermehrung seit Jahrtausenden derselbe. Fest steht auch: Kriegsanlässe schwelen viele Jahre im Verborgenen, bevor sie zu einem öffentlichen Konflikt werden.

Prof. Dr. Jürgen Wehnert aus Göttingen.

Prof. Dr. Jürgen Wehnert aus Göttingen. Foto: Leifeld

Für seinen Vortrag wählte der Theologe eine Geschichte aus den Apokryphen, jenem Teil der Bibel, der im Alten Testament der Lutherbibel nicht enthalten ist. Dort, vor 3000 Jahren, wird von einer Frau namens Judith erzählt, die mit viel Mut und einer wagemutigen List einen unmittelbar bevorstehenden Krieg zwischen ihrem Volk Israel und einem mächtigen Feind abwenden konnte. Und beim Blick auf den Ukraine-Krieg und der dort sich drohenden Ausweitung musste schließlich die wichtige Frage unter den Frauenfrühstücksgästen fallen: „Wo ist heute unsere Judith?“ Tatsächlich gab es immer bei allen Auseinandersetzungen Kämpfer im Widerstand, erinnerte Professor Dr. Wehnert. Das war im Dritten Reich und Zweiten Weltkrieg nicht anders, als heute in Russland und der Ukraine. Aber dazu gehöre eben Mut. Manche Widerstandskämpfer wählten auch den öffentlichen Konflikt und Widerspruch, wohl wissend um ihren, damit verbundenen Tod.

Mut bewiesen

Auch jene Judith setzte alles auf eine Karte, war erfolgreich und konnte einen verheerenden Angriff abwenden. Ihr gelang es in jener Geschichte, durch eine Bluttat, den Frieden herbeizuführen. Ob es auch einen friedlichen Weg zum Frieden geben könnte, ließen der Referent und auch die Bibelgeschichte offen.

Das Frauenfrühstück in Hahausen füllte mit dem kriegerischen Thema das Dorfgemeinschaftshaus.

Das Frauenfrühstück in Hahausen füllte mit dem kriegerischen Thema das Dorfgemeinschaftshaus. Foto: Leifeld

Über ihren persönlichen Mut, Professor Dr. Jürgen Wehnert anzusprechen, um ihn für einen Vortrag beim Frauenfrühstück zu gewinnen, freue sich Gudrun Langner als federführende Mitorganisatorin der munteren Frauenrunde. Und das Interesse war sehr groß, denn die Veranstaltungen zeigte sich bereits viele Wochen vor dem Termin mit 50 Frauen und einem weiteren Dutzend auf einer Warteliste superschnell ausgebucht. Im kommenden Jahr wird die beliebte Frauenfrühstücksrunde im Dorfgemeinschaftshaus Hahausen seine Fortsetzung finden, verspricht das Frauenfrühstücksteam. Alle Termine werden rechtzeitig bekannt gegeben.

Der Vortrag „Krieg als verhängnisvoller Begleiter der Menschheitsgeschichte“ war schon Wochen im Voraus ausgebucht.

Der Vortrag „Krieg als verhängnisvoller Begleiter der Menschheitsgeschichte“ war schon Wochen im Voraus ausgebucht. Foto: Leifeld

Diskutieren Sie mit!
Weitere Themen aus der Region