Eine Ehe voller unerwarteter Wendungen und Zufälle

Im gerade erst fertig gewordenen Garten genießen Iris und Udo Künstel die Sonne. Foto: Skuza
Iris und Udo Künstel feiern am 23. August ihre Goldene Hochzeit. Das ist nur möglich, weil zur richtigen Zeit die Tür einer Diskothek geschlossen war und so das Leben der beiden auf den Kopf gestellt wurde.
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Clausthal-Zellerfeld. 50 Jahre: Auf so viele Jahre Ehe können Iris und Udo Künstel heute zurückblicken. Und auf eine Geschichte voller unerwarteter Wendungen, die noch lange nicht zu Ende ist.
Am 17. März 1973 haben sich die beiden kennengelernt. „Um 19.15 Uhr“, sagt Udo Künstel wie aus der Pistole geschossen. Dass er sich das nach 51 Jahren noch so gut merken kann, liegt an der Geschichte ihres Kennenlernens. Denn seine heutige Frau Iris wollte damals gemeinsam mit Freundinnen und Freunden in die Disko „Tupi“ gehen und die hatte eigentlich immer ab 19 Uhr ihre Tore geöffnet. Nicht so an diesem Tag.
Zum Tanzen aufgefordert
Glücklicherweise, muss man aus heutiger Sicht wohl sagen, denn nach Hause gehen war für die jungen Freunde natürlich keine Option, und so zogen sie weiter in die nächstgelegene Kneipe. In der war schon ihr späterer Ehemann.
„Da ist sie mir gleich aufgefallen“, erinnert sich Udo Künstel heute mit einem verschmitzten Lächeln. Aber erst einmal musste er natürlich die Lage sondieren. Schließlich waren ja auch Männer in der Freundesgruppe um Iris dabei. „Das waren teilweise noch lockere Runden“, erinnert sie sich. Dann ist Udo aufgestanden und hat sie zum Tanzen aufgefordert. Für ein nächstes Treffen haben sie sich gleich verabredet.

Am 23. August 1974 heiraten die Künstels in der St.-Salvatoris-Kirche in Zellerfeld. Foto: Privat
Hochzeit in Zellerfeld
Iris ist damals noch zur Schule gegangen, Udo war beim Bundesgrenzschutz. So ein Mann in Uniform hat natürlich was, aber „das war nicht entscheidend“, erklärt Iris. Kennengelernt hat sie ihn ja ohnehin in Zivil. Eigentlich hatte Iris nach ihrer Schullaufbahn in Göttingen studieren wollen, aber dann kam das Leben dazwischen. Ein neues Leben genauer gesagt, denn 1973 haben Iris und Udo geheiratet (natürlich in St. Salvatoris), 1974 wurde ihr Sohn geboren. Der Zwischenschritt, die Verlobung, war im Grunde nur reine Formsache, wie Udo Künstel lachend erzählt.
„Seelisch schwere Zeit“
Einfach war diese Zeit nicht, denn als Grenzschützer war er viel unterwegs. Gerade wenn Lehrgänge anstanden, konnte er teilweise 14 Tage lang seine Familie nicht sehen. „Ich habe dann hier alles geschmissen“, erzählt Iris Künstel. Anfangs noch mit Unterstützung der Mutter und Großmutter. Die frühen 80er Jahre waren besonders herausfordernd für sie. Großmutter, Mutter und Schwiegermutter verstarben. „Eine seelisch schwere Zeit“ hatte das Ehepaar Künstel also zu meistern.
18 Jahre im Kirchenvorstand
1983 kam dann als zweites Kind die Tochter zur Welt. Um „Kontakt zur Außenwelt“, wie sie es formuliert, zu haben, hat Iris Künstel Nachhilfe gegeben. So konnte sie sich um die eigenen Kinder kümmern, aber auch um andere, wie sie es immer vorgehabt hatte. Und dann kam natürlich die Kirche. Wie so vieles im Leben hat sich auch das Jahrzehnte währende Engagement in der Gemeinde ganz ungeplant entwickelt. Als der Sohn im Konfirmandenalter war, ist Iris Künstel mit in die Gottesdienste gegangen. So kam eines zum anderen. Sie wurde stellvertretende Küsterin, war in der Besuchsgruppe aktiv, wurde Lektorin und zehn Jahre später Prädikantin. Ganze 18 Jahre war sie Mitglied im Kirchenvorstand. „Ich bin dankbar, dass alles so gut gelaufen ist“, blickt sie heute zurück.
Stellvertretender Bürgermeister
Und auch Gatte Udo ist im Oberharz natürlich bestens als Ehrenamtler bekannt. 1995 trat der damalige Bürgermeister Heribert Meier an das Ehepaar heran, und fragte, ob die beiden nicht in die CDU eintreten und kandidieren wollen. Iris blieb bei der Kirche, Udo sagte zu. Allerdings erst einmal unter Vorbehalt. „Vielleicht wählt mich ja keiner“, dachte er sich, deswegen wollte er erst einmal die Wahlen abwarten, bevor er der Partei beitritt. Und dann wurde er gleich in den Rat der Bergstadt und auch in den Rat der Samtgemeinde gewählt. Von 2015 bis 2021 war er stellvertretender Bürgermeister. Bei der Kommunalwahl 2021 hat es zwar nicht ganz für den Rat gereicht, nach dem Rückzug von Ines Peinemann ist er in diesem Frühjahr wieder nachgerückt – auch als stellvertretender Bürgermeister.
Herz für Kinder
Dass beide, Iris und Udo, ein Herz für Kinder haben, ist wohl stadtbekannt. Als Oberbergrat Albert ist Udo Künstel seit Jahren im Oberharzer Bergwerksmuseum unterwegs und als Edelsteinkönig auf dem Robinson-Spielplatz. Iris Künstel war bis zur Schließung der Grundschule Wildemann dort als pädagogische Mitarbeiterin tätig. Und jetzt halten ihre vier Enkelkinder die beiden auf Trab.
Wünsche für die Zukunft
Was wünschen sich die beiden für die Zukunft? „Das wichtigste ist, dass wir gesund bleiben“, meint Iris Künstel. Denn abgesehen von ein paar Kleinigkeiten sind beide bislang von größeren gesundheitlichen Rückschlägen verschont geblieben. Aber Älterwerden ist heutzutage auch anders geworden, meint sie. Ältere Frauen haben in ihrer Kindheit schließlich noch Kittelschürzen getragen.
Die Künstels wollen weiterhin aktiv bleiben und regelmäßig verreisen. Denn damit haben sie eigentlich recht spät angefangen. Erst 1994 haben sie zum ersten Mal einen richtigen Familienurlaub gemacht. Damals ging es nach St. Michael. Seitdem haben sie versucht, zumindest einmal im Jahr richtig Ferien zu machen. „Es wäre schön, wenn wir das in Zukunft weiterführen können.“