Als die Sachsensteinhöhle bei Bad Grund verschwand

Die Sachsensteinhöhle bei Bad Sachsa auf einer Postkarte von 1929. Foto: VDHK
In den 1950er Jahren wurde offenbar in Kauf genommen, dass die Sachsensteinhöhle bei Bad Grund durch einen Abbaubetrieb zerstört wurde. Der Verband der Höhlenforscher warnt vor weiteren irreversiblen Natureingriffen.
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Bad Sachsa. Vor dem Hintergrund des Streits um einen Gipsabbau bei Questenberg im Landkreis Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt warnt der Verband der Deutschen Höhlen- und Karstforscher (VDHK) vor dem Verlust von Höhlen durch Gesteinsabbau. In diesem Zusammenhang erinnert der VDHK an den Verlust der Sachsensteinhöhle bei Neuhof in der Nähe von Bad Sachsa Anfang der 1950er Jahre.
Der Eingang der Höhle wurde um 1860 bei Steinbrucharbeiten aufgeschlossen und zunächst wieder zugeschüttet. 1928 wurde sie abermals frei gegraben und ein Jahr später als Schauhöhle eröffnet, berichtet der Verband. Berühmt sei die Höhle für ihren großzügigen Raumeindruck und wegen ihrer als fantastisch beschriebenen Gesteins-Anhäufungen gewesen.
„Die Sachsensteinhöhle ist mittlerweile spurlos verschwunden“, heißt es in der VDHK-Mitteilung weiter. Ursache dafür sei das Gipswerk gewesen, das 1988 stillgelegt worden sei. Dazu schreibt der VDHK: „Da der Steinbruch alsbald an die natürliche Vorkommensgrenze des hier anstehenden Gipsgesteins stieß, wurde mit der Planung begonnen, das Gestein oberhalb der Höhle abzubauen.“
Industrie nutzt Druckmittel
Dass die Höhle darunter leiden würde, sei in Kauf genommen worden. Der damals zuständige Landkreis Blankenburg habe dem Naturdenkmal auf Antrag den Schutzstatus entzogen. Argument dafür seien die Arbeitsplätze im Steinbruch gewesen. „Das war also schon zu damaliger Zeit ein beliebtes Druckmittel der Gipsindustrie“, schreibt der VDHK.
Die „Zerstörung“ der Sachsensteinhöhle müsse „Mahnung und Ansporn für die Zukunft“ sein, dass sich so etwas nicht wiederhole, heißt es weiter. Der Verband appelliert daher an Grundstückseigentümer, Behörden und Höhlenforscher, Höhlen und Karstgebiete zu bewahren und unumgängliche Zerstörungen zu dokumentieren. Immerhin seien auch heute „sogar in Schutzgebieten, wie derzeit im Gipskarst des Südharzes in Sachsen-Anhalt“, Höhlengebiete von Abbau bedroht. Naturhöhlen würden leider in vielen Ländern zerstört, dokumentiert würden solche Fälle aber nur selten. Naturhöhlen seien „schutzwürdige Geotope und Lebensräume“, deren Verlust nicht wieder auszugleichen sei. „Verschwundene Höhlen kann man nicht renaturieren.“