Vereinigte und Ostharzer Volksbank: Fusion schafft Position der Stärke
Zwei Volksbanken, die „den gleichen genetischen Code“ teilen, haben die Weichen auf Fusion gestellt. Foto: Beckmann
Im Ranking der deutschen Volksbanken klettern Vereinigte und Ostharzer Volksbank mit der Fusion gehörig nach oben. Die neue Bank will aus einer Position der Stärke agieren.
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Die Fusion von Vereinigter und Ostharzer Volksbank ist für die beiden beteiligten Institute ein Meilenstein. Und für die Harzer (Volks-)Banken-Landschaft vielleicht ein erster Schritt zu weiteren Veränderungen. Auffällig oft betonten die Vorstandssprecher Hans-Heinrich Haase-Fricke (Vereinigte) und Heino Oehring (Ostharzer), dass das Fusionsmodell „erweiterungsfähig“ sei.
Die Zentrale der neuen Volksbank in die „Bankenstadt“ Wernigerode („Acht Geldhäuser in fünf Gehminuten“) zu verlegen, ist zweifellos dem Umstand geschuldet, dass die Vereinigte Volksbank der größere der „Partner auf Augenhöhe“ ist. Ins Kalkül gezogen worden sein dürfte aber auch die strategisch günstige Lage in der Nordharzregion an der „Lebensader B6“.
Die Beweggründe für die Fusion zogen auf fünf Regionalkonferenzen auch die rund 20.000 Genossenschaftsmitglieder nach: Die anhaltende Niedrigzinsphase schmälert die Gewinne, der demografische Wandel in der Region spricht gegen Wachstum, die regulatorischen Anforderungen steigen ebenso wie der Wettbewerbsdruck. Vor diesem Hintergrund, so Oehring und Haase-Fricke, sei eine Nach-Vorn-Verteidigung aus einer Position der Stärke heraus das probate Mittel.
Diese Position der Stärke wird die neue Volksbank, um deren Namen noch ein Geheimnis gemacht wird, solange er „juristisch abgeklopft“ wird, in jedem Fall haben. Nach einer Liste des Bundesverbandes der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken ist die Vereinigte Volksbank bereits die größte Volksbank in der Region. Unter den 1099 Volks- und Raiffeisenbanken belegt aber auch sie lediglich den 409. Platz. Die rückwirkend zum 1. Januar in Kraft tretende Fusion katapultiert die neue Volksbank mit einer Bilanzsumme von rund 800 Millionen Euro gut 150 Plätze nach oben.
Damit, so die Vorstandssprecher, sei die Bank „stark genug, eine eigene Politik für die Region und deren Mittelstand“ zu machen. Wobei durchaus im Blick ist, dass Internet und Kaufhausketten gerade im Einzelhandel die Zahl der „angestammten Volksbank-Partner“ sinken lasse. Andere Unternehmen, vor allem auch solche mit Ausrichtung in die Boom-Region Braunschweig/Wolfsburg, würden wachsen. Und „mitwachsen können wir nur über die Fusion“, konstatiert Hans-Heinrich Haase-Fricke. Habe die Kreditvergabelinie der Ostharzer Volksbank bei rund 3 Millionen Euro gelegen, sei zukünftig auch eine Obergrenze von 10 Millionen Euro nicht ausgeschlossen. Damit avanciere die neue Bolksbank am Nordharzrand zu einem echten Partner gerade starker Unternehmen.
Darüber soll jedoch in keinem Fall die „starke Bindung an die Region und an die Menschen“ außer Acht geraten. Das Filialnetz soll nur dort ausgedünnt werden, wo es Überschneidungen gibt. Und die 220 Mitarbeiter sollen mit in die neue Ära gehen. Bei zusätzlichen Dienstleistungsangeboten wie Öffnungszeiten bis 20 Uhr an einem Tag in der Woche würden sie dringend benötigt.
Auf Sicht allerdings werde die Volksbank voraussichtlich „schlanker“ werden müssen. Auch im Vorstand, verkündete Hans-Heinrich Haase-Fricke als „Senior“ der Runde, zu der denen neben Heino Oehring Bernd Grund und Wolfgang Riesenberg zählen. Ein Hinweis, der Spekulationen um den künftigen Vorstandssprecher nährt: Viel spricht dafür, dass Hans-Heinrich Haase-Fricke, der für die im Fusionsprozess entscheidenden Personalfragen verantwortlich zeichnet, die Sprecherposition einnehmen wird.