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Großeinsatz in Osterwieck

Entwarnung nach dem Einbruch: Keine Giftstoffe freigesetzt

Zum Gelände einer Firma in Osterwieck kamen etliche Einsatzkräfte.

Zum Gelände einer Firma in Osterwieck kamen etliche Einsatzkräfte. Foto: Stefan Sobotta/dpa

Das Landeskriminalamt Magdeburg ermittelt wegen eines Einbruchs in die Arsenfabrik in Osterwieck. An Wegen sowie auf Feldern und Wiesen wurden beschädigte Behälter gefunden. Laut dem Landkreis war darin allerdings kein Arsen.

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Von Oliver Stade
Dienstag, 22.07.2025, 11:05 Uhr

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Osterwieck. Offenbar sind Unbekannte auf das Gelände der Arsenfabrik in Osterwieck eingedrungen und haben Giftstoffe gestohlen. Die Situation war zunächst unklar. Am Vormittag hieß es, auf dem Gelände und im Umfeld der Firma PPM High Purity Metals, die hochreines Arsen für Halbleiter produziert, sei aus beschädigten Behältern Arsen-Pulver und Granulat ausgetreten. Später gab der Landkreis Harz Entwarnung. Die Verpackungen, die die Einsatzkräfte auf dem Firmengelände sowie auf Wiesen, Feldern und Wegen fanden, seien zwar beschädigt gewesen, nicht aber die Behälter mit dem Arsen.

Daher bestehe keine Gefahr für die Umwelt, sagte Landkreissprecherin Franziska Banse am frühen Abend und erklärte, die Lage sei unter Kontrolle. Nach und nach rücke die Feuerwehr ab, die Landeskriminalpolizei übernehme die Ermittlungen. Am frühen Abend meldete die Kreisverwaltung, dass im Bestand der Firma „nach aktuellen Informationen“ vier Flaschen mit zwei Litern Arsen fehlen.
Die vermissten Flaschen mit Arsentrichlorid befinden sich in solchen Behältern.

Die vermissten Flaschen mit Arsentrichlorid befinden sich in solchen Behältern. Foto: Polizei

Hochgiftiges Halbmetall

Am Dienstagfrüh war der Polizei ein Einbruchsdiebstahl in der Firma gemeldet worden. Landkreissprecherin Banse berichtete von Einbruchsspuren. Diese deuteten darauf hin, dass es sich nicht um einen Jungenstreich, sondern um einen „gezielten Einbruch“ handele. Arsen ist ein hochgiftiges Halbmetall, das als krebserregend gilt. Zwischenzeitlich hatte die Kreisverwaltung mitgeteilt, die Lage sei ernst.

Auf diesem Gelände wird normalerweise Arsen für Halbleiter produziert.

Auf diesem Gelände wird normalerweise Arsen für Halbleiter produziert. Foto: Privat

Bei Hautkontakt wirke das Arsen ätzend und könne ins Blut gelangen. Wer einen Behälter finde, solle ihn nicht anrühren, sondern den Notruf 110 oder 112 wählen, damit Einsatzkräfte in Schutzausrüstung die Schadstoffe sichern können, riet Franziska Banse.

Bereits am Vormittag hatte die Kreisverwaltung die Bevölkerung dazu aufgerufen, den Notruf zu wählen, falls in Osterwieck oder der näheren Umgebung „Gefäße mit chemischen Stoffen oder ungewöhnlich aussehende Behälter“ gefunden werden. Das war ein erster Hinweis auf einen möglichen Diebstahl. Einige Stunden später, um 13.28 Uhr, meldete die Polizeiinspektion in Magdeburg schließlich einen Einbruchsdiebstahl und dass nach den Tätern gefahndet werde. Um 7.28 Uhr war der Schaden über den Notruf gemeldet worden. Rund 100 Einsatzkräfte waren bereits am Vormittag im Einsatz, am Nachmittag waren es 200. Sie erkundeten das Gelände, sperrten das Gebiet weiträumig ab und sicherten die Giftstoffe.

Einsatzkräfte in speziellen Schutzanzügen im Einsatz an einem Feldrand. Am Morgen sei es zu der Großschadenslage gekommen, teilte der Landkreis mit.

Einsatzkräfte in speziellen Schutzanzügen im Einsatz an einem Feldrand. Am Morgen sei es zu der Großschadenslage gekommen, teilte der Landkreis mit. Foto: Stefan Sobotta/dpa

Für die Anwohner richtete die Stadt Osterwieck ein Bürgertelefon ein. Gegen 11 Uhr hatte der Landkreis Harz mitgeteilt, dass die Einwohner über Warn-Apps über die Situation informiert werden.
Die Polizei veröffentlicht Fotos von Behältern mit Arsentrichlorid. Mehrere solcher Behälter wurden gestohlen.

Die Polizei veröffentlicht Fotos von Behältern mit Arsentrichlorid. Mehrere solcher Behälter wurden gestohlen. Foto: Polizei

Fachleute vom Katastrophenschutz

Kurz zuvor hatten sich die zuständigen Behörden zu einer Lagebesprechung getroffen. Die Landesstraße 87 zwischen Osterwieck und Hoppenstedt wurde gesperrt. Am Vormittag hatten die Behörden ein mobiles Labor vom Institut für Brand- und Katastrophenschutz Heyrothsberge bei Magdeburg angefordert, der Landesfeuerwehrschule des Landes Sachsen-Anhalt. Zuvor wurden das Umweltamt und der ABC-Fachdienst des Landkreises eingesetzt, der unter anderem mit der Gefahrenabwehr chemischer Stoffe betraut ist. Die Feuerwehrleute wurden während ihres Einsatzes gesundheitlich überwacht, berichtete die Landkreispressestelle. Darüber hinaus wurden Einheiten zur Sicherung von Giftstoffen angefordert.
Arsentrichlorid ist giftig. Die Polizei schließt nicht aus, dass die Diebe damit in Kontakt geraten sind.

Arsentrichlorid ist giftig. Die Polizei schließt nicht aus, dass die Diebe damit in Kontakt geraten sind. Foto: Polizei

Dieser Artikel wird aktualisiert. (Stand: 22. Juli, 18.24 Uhr)

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