Hornburger Apfelfest: Neustart nach fünf Jahren Pause

Laden am Sonntag zum Apfelfest nach „Willecke’s Lust“ ein: Frank und Sarah Willecke. Foto: Gereke
Es ist ein Fest rund um des Deutschen liebtes Obst: Die Ausflugsgaststätte „Willecke’s Lust“ lädt am Sonntag zum Apfelfest auf ein historisches Gelände ein – nach fünf Jahren Pause. Dabei waren die Vorzeichen gar nicht so gut.
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Hornburg. Nach fünf Jahren Pause steigt auf dem Gelände der Hornburger Ausflugsgaststätte „Willecke‘s Lust“ wieder das beliebte Apfelfest. Und das, obwohl die Vorzeichen gar nicht so viel versprechend waren. Schuld sind kalte Nächte im Frühling.
2019 stieg das letzte Apfelfest rund um Willecke‘s Lust – erst kam Corona und dann der Nachwuchs von Sarah und Frank Willecke, den Betreibern der Ausflugsgaststätte. Nun aber, 2024, soll es wieder so weit sein. Ein Fest rund um das liebste Obst der Deutschen im Hasenwinkelgrund.
Kein Wunder, dass die Willeckes den Apfel in den Mittelpunkt rücken: Auf den Streuobstwiesen entlang des Taleinschnitts, in dem die Gaststätte steht, wachsen Hunderte Obstbäume – und vor allem Apfelbäume. „Auf den Wiesen und an den Hängen dürften so an die 30 verschiedene Sorten stehen“, schätzt Frank Willecke. Vor allem alte Sorten mit Geschmack sind es: von der Schafsnase bis zum Horneburger und dem Halberstädter Jungfernapfel.
Frost bei voller Blüte
Allerdings war in diesem Jahr die Witterung den Willeckes nicht unbedingt hold: Die Apfelbäume standen schon in voller Blüte, als der Frost kam – und der schlug teilweise erbarmungslos zu. Das Leid vieler Obstbauern in diesem Jahr. „Während am Baum des Horneburger Apfels vielleicht zehn Stück hängen, trägt der Boskop an anderer Stelle bestimmt vier Zentner“, erzählt er.

Im Hasenwinkelgrund, so heißt der Taleinschnitt, in dem „Willecke’s Lust“ liegt, dreht sich viel ums Obst: Der Nabu lädt hier zur Ernte auf seine Streuobstwiese ein. Foto: Gereke
Ist der Taleinschnitt eher von Vor- oder Nachteil? „Das kommt darauf an: Wenn der Frost tief ins Tal eindringt, hält er sich dort auch länger, weil die Sonne länger braucht, die Luft im Hasenwinkelspring zu erwärmen“, weiß er.
Tatsache ist: Die Apfelernte fällt in diesem Jahr schlechter aus als in guten Jahren. „Wir haben schon mal 1,5 Tonnen Äpfel geerntet – alles per Hand. Eine Person schafft rund 250 Kilogramm pro Tag“, erzählt er. In diesem Jahr kommt er auf gerade mal halb so viel – rund 700 Kilogramm. Dafür mit Liebe gepflückt, statt mit Maschine geerntet. 500 Kilogramm der Äpfel davon brachte er zum Mosten, Apfelsaft fürs Fest.
Obstbäume ziehen sich am Kleinen Fallstein entlang
Alles andere wird dann direkt zur Veranstaltung vorbereitet. Selbstgemachte Puffer mit eigenem Apfelmus gibt es ebenso wie Apfelkuchen. Dabei kommt es auf die Wahl der Sorte an: „Wenn ich einen mit Butterstreuseln mache, dann brauche ich einen sauren Apfel wie den Boskop.“ Plant er einen gedeckten Apfelkuchen, also einen mit Zuckerguss, empfiehlt er eine Sorte wie Elstar oder Jonagold, beide schmecken fein säuerlich. „Einen Süßen wie den Ingrid Marie, den isst man am besten so.“ Überhaupt zu wissen, welche Sorte er da auf den Tisch bekommt, darauf legt er wert: „In einem Prospekt waren Äpfel im Angebot – unter Sorte hieß es nur: ,Roter Apfel‘“, er schüttelt den Kopf. „Was will man denn damit anfangen?
Seit 1772 ist das Areal in Familienbesitz. Obstbäume ziehen sich quasi schon seit Jahrhunderten am Kleinen Fallstein entlang – bis nach Hoppenstedt. Damit sich die Streuobstwiese auch verjüngen kann, pflanzen Willeckes zwischen 30 und 40 junge Bäume jedes Jahr nach. Dabei kooperieren die beiden auch mit dem Nabu, dessen Streuobstwiese angrenzt. Denn so eine Wiese bedeutet auch Artenschutz: „Wir konnten hier den Wendehals beobachten – eine Spechtart, die aber keine eigenen Baumhöhlen klopft.“ Zudem ist das Areal um Willeckes Lust im Winter auch immer Schauplatz vom Baumschnittkursus des Landschaftspflegeverbands.
Das Apfelwissen ist Willecke quasi in die Wiege gelegt worden – bei den Großeltern waren Apfelsorten immer Thema. Und nach dem er die Gaststätte, die einige Jahre außer Betrieb war, wieder eröffnete, eignete er sich nach und nach immer neues Wissen an.

Von den Hängen des Taleinschnitts bieten sich spektakuläre Blicke zum Harz. Foto: Gereke
Im Frühjahr hatten sie wegen des Frosts Pech mit dem Wetter – das soll im Herbst anders werden. „Wir richteten uns mit dem Termin wieder nach dem Hundertjährigen Kalender für unsere Veranstaltung. Das hat nur einmal nicht gepasst.“ So gelangten sie zu diesem Sonntag, 6. Oktober, an dem das Apfelfest steigt.
Musik von Williams und Birne
Aber weil die Ernte geringer ausfällt als in guten Jahren, läuft das Fest auch etwas anders ab. Es wird von einem großen Markt flankiert: Neben Musik von Williams und Birne gibt es Käserei- und Fleischereierzeugnisse, hochprozentiges aus der Destille, viele landwirtschaftliche Erzeugnisse und Kunsthandwerk.
Weil Hornburg eine Stadt im Zeichen der Hopfendolden ist, steuert der Stand vom Stadtmarketing/Amt für Tourismus Hopfenpralinen und -likör sowie das Hornburger Landbier in Flaschen zum Mitnehmen bei. Auf die Kinder wartet Ponyreiten oder Kürbisschnitzen. Für die Familie bieten sich Spaziergänge mit Alpakas an. Willeckes steuern ihre selbstgemachten Puffer mit aus eigenen Äpfeln hergestelltem Mus, Kuchenvariationen, Eintopf und Apfelsaft bei. Los geht es um 11 Uhr. Ein Park-and-Ride-Service ab NP-Markt ist eingerichtet.
Kommt es den Willeckes denn in den Sinn, Äpfel dazuzukaufen, wenn die eigene Ernte geringer ausfällt? Willecke verzieht den Mund. Das will er sich nicht vorstellen.