Ackerland bei Sudmerberg und Gut Ohlhof soll neu verpachtet werden

Ein Landwirt drillt Saatgut in den Ackerboden am Rande des Oderbruchs im östlichen Brandenburg. Wer bekommt im nächsten Jahr die (kleineren) Flächen bei Gut Ohlhof und Sudmerberg? Foto: dpa (Symbol)
Es war bereits der zweite Anlauf, aber noch hat die Ratspolitik Beratungsbedarf: Nach welchen Kriterien sollen Stadt-Ackerflächen bei Gut Ohlhof und Sudmerberg zum Oktober 2025 neu verpachtet werden? Eine Entscheidung soll am 10. Dezember fallen.
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Goslar. Nach welchen Kriterien verpachtet die Stadt Goslar ab Oktober 2025 Ackerflächen bei Gut Ohlhof und bei Sudmerberg in einer Gesamtgröße von 146 Hektar neu für die nächsten 18 Jahre? Auf eine Antwort musste das halbe Dutzend Landwirte, das in der Vorwoche zur Sitzung des Wirtschaftsausschusses bei der Firma Hikma am Vienenburger Schiffgraben erschienen war, auch ein zweites Mal warten. Nachdem das Gremium sich bereits im September in Oker bei der Firma PDV-Software vertagt hatte, soll diesmal aber der Zeitlauf nicht unterbrochen und am 10. Dezember im Rat eine Entscheidung getroffen werden – das Stichwort lautet Planungssicherheit.
Letztlich gehe es zwischen den beiden größten Ratsfraktionen SPD und CDU sowie der FDP nur noch um eine prozentuale Anerkennung ökologischer Aspekte bei der Vergabe, waren sich beide Seiten einig. Nach einem Treffen am 2. Oktober mit Goslarer Landwirten und Kreislandwirt Christian Scherb aus Bredelem hatte die Verwaltung ihren ursprünglichen Ökologie-Ansatz von 30 Prozent bereits auf die Hälfte reduziert. Das heißt: Anforderungen wurden sogar komplett gestrichen und nur noch eine Zertifizierung des Betriebes gefordert, die mit 15 Prozent eingehen sollte.
Zwei Änderungsanträge
SPD und FDP gemeinsam sowie CDU hatten Änderungsanträge dazu eingebracht. Die Christdemokraten wollten den Passus komplett streichen und die Anteile bei Pachtpreis zu zehn Prozent und bei gesicherter Unternehmensnachfolge zu fünf Prozent platzieren. Die Sozialdemokraten und Liberalen wollten konventionell wirtschaftende Betriebe, die auch ohne Zertifikat, aber freiwillig nachhaltig(er) unterwegs sind, den Betrieben mit Zertifikat fast gleichstellen und ihnen zehn Prozent Anerkennung gewähren. In den nächsten Wochen wollten alle drei noch einmal die Köpfe zusammenstecken, wünschte sich Martin Mahnkopf (SPD). „Das können wir gern im Verwaltungsausschuss finalisieren“, nahm Bengt Kreibohm (CDU) an. Er tagt eine Woche vor dem Rat, aber ohne Publikum hinter verschlossenen Türen.
Was denn nun aber das Treffen mit den Landwirten Anfang Oktober gebracht habe, wollte Dirk Straten (AfD) wissen. Sollte da nicht eine Einigung zustande gebracht werden? Genau dies sei das Dilemma, entgegnete Erster Stadtrat Dirk Becker, weil es komplett unterschiedliche Sichtweisen in der Politik, aber auch bei den Landwirten gebe. Da seien auf der einen Seite diejenigen, die Land gepachtet haben und es behalten wollten. Und auf der anderen Seite stünden jene, die nicht zum Zuge gekommen seien und jetzt dran sein wollten. Ein breites Spektrum an Interessen habe sich am 2. Oktober im Rammelsberghaus aufgetan.
Empfehlungen eingearbeitet
Dennoch habe die Stadt etwa Scherb-Empfehlungen eingearbeitet. So habe der Kreislandwirt dafür plädiert, den gebotenen Pachtpreis stärker zu berücksichtigen. Dies sei erfolgt, indem dessen Anteil bei den Faktoren zur Berücksichtigung von 25 auf 35 Prozent angewachsen sei, sich gleichzeitig aber das Mindestgebot von 500 Euro pro Jahr und Hektar auf 400 Euro beim Gut Ohlhof reduziert habe. Dort sind insgesamt sechs Flächen zu vergeben. In Sudmerberg bleibt es bei 200 Euro. Dort hatte die Verwaltung allerdings schon vorher klargemacht, dass aufgrund des Zuschnitts der Flächen eine Bewirtschaftung überwiegend nur mit angrenzenden Eigentumsflächen möglich sei.
Michael Deike (CDU) warnte vor neuen Regularien, die die Stadt schaffe. Und was sei eigentlich, wenn ein Betrieb sein Zertifikat während der Pachtvereinbarung von 18 Jahren verliere? „Muss er dann die Flächen zurückgeben?“, fragte Deike.
Henning Wehrmann (Bürgerliste) hatte sich wie berichtet schon im Vorfeld zu Wort gemeldet. Wenn die Stadt einen wesentlichen Hebel zur Ökologisierung in der Hand habe, müsse sie ihn auch ergreifen. Dies sei nicht geschehen. Sein Fazit: Ein Armutszeugnis für die Stadt, die die Zeichen der Zeit nicht erkannt habe. Für die Linke kündigte Michael Ohse ebenfalls noch einen eigenen Änderungsantrag an. Der neue Vorstoß der Verwaltung habe die alte Vorlage nicht verbessert.

Städtische Ackerflächen werden bei Gut Ohlhof und Sudmerberg ab Oktober 2025 neu verpachtet. Wie sollen die Kriterien für die Ausschreibung aussehen. Foto: Heine (Archiv)
Die aktuellen Verträge enden am 30. September 2025. Das Ackerland ist gegenwärtig an insgesamt fünf Verpächter – drei für Ohlhof, zwei für Sudmerberg – vergeben. Es teilt sich auf rund 78 Hektar im Bereich um das ehemalige Gut Ohlhof sowie gut 68 Hektar auf und am Sudmerberg auf. Eigentümer sind die Stadt Goslar (13 Hektar), die Stiftung Neuwerk (105 Hektar) und der Stiftsgüterfonds (28 Hektar).