Vorsichtiges Hoffen nach der Heubach-Expansion

Die Ampel am Haupttor soll möglichst bald wieder auf Grün schalten.
Die Expansion der Heubach-Gruppe wird voraussichtlich Auswirkungen auf den Langelsheimer Standort haben. Diese erste Einschätzung war am Mittwoch vom Betriebsrat zu erfahren. „Es wird sich mit Sicherheit etwas verändern“, erklärte Vorsitzender Ralf Anders in einer vorsichtigen Einschätzung als Reaktion auf die am Vortag bekannt gewordene Veränderung.
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Langelsheim. Wie die GZ am Mittwoch berichtete, ist die Übernahme des Pigmentgeschäfts von der Basler Clariant durch Heubach und den Finanzinvestor SK Capital Partners nunmehr abgeschlossen. Damit hat das kleine Unternehmen das Größere geschluckt: Heubach hatte weltweit rund 1000 Beschäftigte, bei Clariant Pigments waren es rund 1900. Zum Kaufpreis macht das Unternehmen nur indirekte Angaben: Dem Verkauf habe ein Firmenwert von 805 Millionen Schweizer Franken zugrunde gelegen, etwa 777 Millionen Euro. Das neue Unternehmen verfügt über 19 Produktionsstandorte in Europa, Nord- und Südamerika, Asien und Afrika – der künftige Jahresumsatz wird mit einer Milliarde Euro angegeben (siehe auch „Hintergrund“).
Johann Heubach, bisher Geschäftsführer am Standort in Wien, hatte im vergangenen Jahr in der Fachzeitschrift „Farben und Lack“ erklärt, man habe das Verkaufsangebot von Clariant vorhergesehen und sich darauf vorbereitet. Die Synergie beider Unternehmen biete große Chancen. Heubach profitiere von einem breiteren Produktportfolio und der geografischen Präsenz. „Die zentrale Herausforderung liegt darin, die beiden Unternehmen zusammenzubringen“, sagte Heubach. Als „starkes Vertrauensvotum“ betrachtete Heubach die Entscheidung von Clariant, 20 Prozent der neuen Heubach-Gruppe zu erwerben.
Von der Geschäftsführung in Langelsheim waren keine Auskünfte über die Expansion und ihre Auswirkungen zu erhalten. Auch die Pressestelle beantwortete die von der GZ vorgelegten Fragen nicht. Weiteren Informationsbedarf hat auch Betriebsratsvorsitzender Ralf Anders. Auf Anfrage teilte er mit, die ihm bisher vorliegenden Informationen würden noch nicht ausreichen, um die Situation einschätzen zu können. Allerdings blickt er verhalten optimistisch in die Zukunft. Er glaubt, dass die Expansion am Standort Langelsheim zu positiven Veränderungen führen könne. Zu erwarten sei der Ausbau von Anlagen sowie eine Erhöhung der Wertschöpfung.
Zwei Veränderungen wurden indes bekannt: Johann Heubach geht in den Aufsichtsrat des Unternehmens. Zum neuen Geschäftsführer wurde Stefan Doboczky ernannt, der von der Lenzing AG ins Unternehmen wechselt und zum 10. Januar seine neue Aufgabe übernimmt. Außerdem wird der Hauptsitz von Heubach künftig nicht mehr Langelsheim, sondern Wien sein.
Ob sich die Verlagerung auf die Höhe der Gewerbesteuer auswirkt, die die Stadt Langelsheim von Heubach erhält, lässt sich nach Auskunft von Axel Heine, dem allgemeinen Vertreter des Bürgermeisters, derzeit nicht absehen. Nach der Verlagerung des Hauptsitzes ins Ausland werde in Deutschland weiterhin die Gewerbesteuer abgeführt, die dem Anteil des hier ausgezahlten Arbeitseinkommens entspreche. „Ganz schwerwiegende Veränderungen erwarten wir nicht“, erklärte Heine, der Heubach als einen „wichtigen Betrieb in Langelsheim“ bezeichnete. Die Gewerbesteuerzahlungen an die Stadt seien „nicht unerheblich“. Da Steuerbescheide rückwirkend korrigiert werden können, wird erst in einigen Jahren mit Sicherheit erkennbar sein, ob und welche Auswirkungen die Veränderungen bei Heubach auf das Stadtsäckel haben.
Die Geschichte von Heubach reicht bis ins Jahr 1350 zurück. Mehr als zwölf Generationen lang stellt die Familie dekorative Gläser her. Im Jahr 1806 erfolgt der Einstieg ins Pigmentgeschäft mit Gründung der Goslarer Farbenwerke, dem Beginn der heutigen Farbpigmentaktivitäten. 1973 stirbt Dr. Hans Heubach und Rainer Heubach übernimmt die Leitung der Geschäfte. Ein Jahrzehnt später erwirbt das Unternehmen die Pigmentaktivitäten von Dupont de Nemours in Newark (New Jersey), die Heubach Inc. in den USA wird gegründet. Heubachs Präsenz in Nordamerika wird 1988 durch die Neugründung der Heucotech Ltd. in Fairless Hills (Pennsylvania) fortgesetzt. Es folgt 1994 die Gründung der Heubach Colour Ltd. in Indien und der Aufbau einer der weltweit größten Anlagen zur Herstellung organischer Blau- und Grün-Pigmente. Zu den weiteren Expansionen gehören die Übernahme des Lichtecht-Pigmentgeschäfts der Bayer AG, die Gründung der Hangzhou Heubach Pigment Co. Ltd in China und die Einweihung der neuen Produktionsanlage für Korrosionsschutzpigmente in den USA.