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Besuch in der Einrichtung

Tierheim Eckertal soll keine Endstation sein

Kangalhündin Samantha mag keine anderen Hunde – das erschwert dem Tierheim die Vermittlung in ein neues Zuhause. „Solange das nicht klappt, tun wir alles, um es ihr hier im Tierheim so schön wie nur möglich zu machen“, sagt Tierpflegerin Anna-Lena Thormann. Foto: Renz-Gabriel

Kangalhündin Samantha mag keine anderen Hunde – das erschwert dem Tierheim die Vermittlung in ein neues Zuhause. „Solange das nicht klappt, tun wir alles, um es ihr hier im Tierheim so schön wie nur möglich zu machen“, sagt Tierpflegerin Anna-Lena Thormann. Foto: Renz-Gabriel

In wenigen Tagen feiern die Menschen Silvester und lassen es krachen. Doch für Tiere ist das enormer Stress. Im Tierheim Eckertal wird das einmal mehr deutlich. Die GZ ist dort zu Besuch und zeigt, welche Hoffungen, aber auch Ängste es gibt.

Von Fabian Renz-Gabriel Donnerstag, 29.12.2022, 13:00 Uhr

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Eckertal. Wenn man am Tierheim in Eckertal klingelt, erahnt man, was dort an Silvester los sein muss. Schon das kurze Läuten sorgt für ein Gekläffe, das minutenlang anhält. „Das Geböller an Silvester bedeutet für viele Tiere enormen Stress“, bestätigt Anna-Lena Thormann. Die Tierpflegerin hat sich Zeit genommen, um die GZ durchs Haus zu führen. Durch Zwinger, in denen Hunde sitzen, die seit Jahren auf ein neues Zuhause warten, und durch Räume, in denen sich schüchterne Katzen in Körbchen verkriechen, die allerhöchstens die gewohnten Pflegerinnen in ihre Nähe lassen würden. „Viele unserer Katzen sind Menschen nicht gewohnt“, sagt Thormann.

Verordnung der Stadt Bad Harzburg wird kaum kontrolliert

Der Grund: Immer noch kommen viele Kitten in freier Natur zur Welt, von Katzenmüttern, die ausgesetzt wurden oder abgehauen sind. Wenn die Katzenbabys von den Tierheim-Mitarbeiterinnen eingesammelt werden, abgemagert, schwach und häufig krank – dann sei das „alles andere als schön“, sagt Thormann. Manche Kitten werden von den Tierpflegerinnen Tag und Nacht aufgepäppelt – und schaffen es doch nicht.

Dass Katzenbabys draußen geboren werden, ohne dass sich Menschen für sie verantwortlich fühlen – genau das soll mit der Katzenschutzverordnung, die von der Stadt Bad Harzburg 2011 erlassen wurde, eigentlich vermieden werden. Sie verpflichtet Katzenhalter, deren Tiere Freigang haben, ihre Katzen registrieren und kastrieren zu lassen. „Wir haben seitdem keine große Veränderung bemerkt“, sagt Birgit Hellmich, die stellvertretende Leiterin des Tierheims, dessen Trägerverein in diesem Jahr einen Teil der Erlöse aus der Glücksschweinchen-Aktion der GZ erhalten wird. „Die Verordnung wird aber auch kaum kontrolliert.“

34 Katzen leben im Tierheim

Die Folge: 34 Katzen sitzen derzeit im Eckertaler Tierheim. Manche von ihnen sind so scheu, dass sich Interessierte kaum für sie begeistern werden. „Katzen, die nicht zu einem herkommen und sich streicheln lassen, haben es bei der Vermittlung natürlich schwer“, sagt Tierpflegerin Thormann. Das wird auch beim Besuch deutlich: Manche Katzen lassen sich streicheln, andere verkriechen sich, wenn ein unbekannter Mensch den Raum betritt.

Diese Katzenjungen haben es vergleichsweise leicht, ein neues Zuhause zu finden. Foto: Renz-Gabriel

Diese Katzenjungen haben es vergleichsweise leicht, ein neues Zuhause zu finden. Foto: Renz-Gabriel

Katzenbabys haben es da leichter, vor allem wenn sie neugierig sind. Die Geschwister Joker und Pool etwa, die mit Mutter und weiteren fünf Geschwistern aus dem überfüllten Tierheim Salzgitter nach Eckertal kamen, strecken ihre Köpfe freudig jedem Gast entgegen. „Einer der beiden ist schon reserviert, der andere ist noch zu haben“, sagt Thormann. Die meisten Katzen fänden ohnehin früher oder später ein neues Zuhause, sagt sie.

Bei den Hunden sieht das etwas anders aus. Manche Vierbeiner, wie der Mischlingshund Corajin, tun sich mit neuen Menschen mehr als schwer – und sind entsprechend schon seit mehreren Jahren im Tierheim. „Wir versuchen alles, um diese Hunde zu vermitteln“, sagt Thormann. „Aber solange das nicht klappt, tun wir alles, um es ihnen hier so schön wie nur möglich zu machen.“ Fünf Hunde sind derzeit im Tierheim, dazu vier Pensionshunde aus dem Tierschutz oder anderen Tierheimen.

Erfahrene Halter gesucht

Die Kangalhündin Samantha darf für den Besuch der GZ aus dem Zwinger. „Sie mag Menschen“, sagt Tierpflegerin Thormann. „Ihr Problem sind eher andere Hunde.“ Sieht Samantha einen Artgenossen, gerät sie so sehr in Stress, dass sie auch mal ihr Herrchen oder Frauchen in die Wade beißen kann. „Für Sammy bräuchten wir einen erfahrenen Hundehalter mit großem Garten und hohen Zäunen, der keine weiteren Hunde hat“, sagt Thormann. „Aber diesen Menschen müssen Sie erst mal finden.“ Samantha kam ins Tierheim, weil sie verletzt im Straßengraben gefunden wurde – und keiner sie vermisste.

Aber nicht nur Hunde und Katzen warten im Tierheim Eckertal auf ein neues Zuhause – es gibt dort auch einige Nagetiere. „Aktuell haben wir fünf Kaninchen, zwei Meerschweinchen und zwei Mäuse“, sagt Thormann. Eventuell kommen aber bald weitere Tiere hinzu, die zu vermitteln sind. „Die beiden Meerschweinchen sind vielleicht schwanger“, so die Tierpflegerin.

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