Robert-Koch-Schule Clausthal ist im Theaterfieber

Protagonistin Mia Holl wird nach und nach zur Gegnerin der Gesundheitsdiktatur. Hanne Nitväli und Henrike Weiß sitzen auf dem Sofa und spielen gemeinsam die ideale Geliebte. Das ist eine Figur, die Moritz vor seinem Tod erfunden hat. Foto: Knoke
Die Proben für das Theater an der Robert-Koch-Schule befinden sich in der heißen Phase. Die Theater-AG präsentiert am Dienstag und Donnerstag das Stück „Corpus Delicti“. Es basiert auf dem dystopischen Roman von Juli Zeh und ist kein leichter Stoff.
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Clausthal-Zellerfeld. Wer „Corpus Delicti“ von Juli Zeh gelesen hat, weiß: Der dystopische Roman ist alles andere als leichte Kost. Die Autorin beschreibt darin das Leben in einem Überwachungsstaat – Gesundheit wird zum höchsten Gut erklärt, und Verbrecher werden eingefroren. Die Theater-AG der Robert-Koch-Schule (RKS) in Clausthal-Zellerfeld wagt sich dennoch an diesen Stoff heran und bringt ihn in dieser Woche auf die Bühne. Die Aufführungen finden Dienstag,28. Mai, und Donnerstag, 30. Mai, in der Pausenhalle der RKS statt. Beginn ist jeweils um 18.30 Uhr. Damit für die beiden Abende alles glatt geht, haben die Schülerinnen und Schüler an diesem Wochenende fleißig geprobt.
Seit Anfang des Schuljahres beschäftigt sich die Theater-AG mit ihrem Stück, das sie kurz vor den Sommerferien zeigen. So richtig intensiv sind die Proben aber erst in den vergangenen Wochen geworden. Dazu gehörte natürlich auch, dass sich die Schüler mit dem Inhalt des Buches auseinandersetzen und die Botschaft dahinter verinnerlichen. In „Corpus Delicti“ setzt der Staat alles daran, dass seine Bürger gesund bleiben. Er überwacht sie bei allem, was sie tun. Die Protagonistin ist Mia Holl. Ihr Bruder Moritz begeht im Gefängnis Selbstmord, denn ihm wird die Vergewaltigung und Ermordung einer jungen Frau vorgeworfen. Bis zuletzt beteuert er seine Unschuld. Mia sucht Gerechtigkeit für ihren Bruder und will herausfinden, was wirklich passiert ist. Dabei wird sie unfreiwillig zur Gegnerin der Gesundheitsdiktatur.

Das Gericht berät sich (v.l.): Zuzanna Schulz spielt Staatsanwalt Bell, Merlinde Frank Richterin Sophia Hutschneider und Lene Jeschke die Rolle der Verteidigerin. Foto: Knoke
Die 15-jährige Julia Warstat spielt die Hauptrolle Mia Holl. Die Zehntklässlerin der RKS träumt übrigens schon seit Kindheitstagen davon, Schauspielerin zu werden. Im vorigen Jahr wirkte sie bereits als melancholischer Einstein mit, als die Theater-AG Dürrenmatts Physiker auf die Bühne brachte. Das sei aber eher eine kleinere Rolle gewesen. Umso stolzer ist Julia, nun die Hauptrolle spielen zu dürfen.
Ähnliche Pläne für die Zeit nach der Schule hat Lene Jeschke. Die Abiturientin will eine Schauspielschule besuchen. Weil in Deutschland der Fokus jedoch auf Theater- und nicht auf Filmschauspielerei gelegt werde, kann sich die 18-Jährige vorstellen, nach Großbritannien zu ziehen. In „Corpus Delicti“ schlüpft sie in die Rolle des unbeholfenen Verteidigers Dr. Lutz Rosentreter, der für sie in Luzie Rosentreter umbenannt wurde.

Simon Janssen bekommt blaue Lippen. In dem Stück spielt er den Journalisten Heinrich Kramer, der Vertreter des Systems ist. Foto: Knoke
In der Theater-AG beteiligen sich rund 20 Schülerinnen und Schüler. Aber nicht alle stehen auf der Bühne. Manche kümmern sich um Licht und Technik, weitere helfen beim Bau des Bühnenbilds, wiederum andere sind für Maske und Kostüm zuständig. Hingucker beim diesjährigen Stück sind monochrome Kleidung und knalliger Lippenstift.

Damit die Schauspieler gut zu sehen sind, kümmert sich unter anderem der 13-jährige Joshua Millner um die Lichttechnik. Foto: Knoke
Lehrerin Manja Pickut leitet die Theater-AG. Sie ist gespannt, wie das Bühnenbild zur Premiere auf das Publikum wirkt. Die Besonderheit ist nämlich, dass nicht mit dem Vorhang gearbeitet wird, die Zuschauer also stets die Requisiten auf der Bühne sehen. Die Szenen sollen laut Pickut fließend ineinander übergehen. Schnell ändert sich etwa der Hintergrund, und aus einem Gerichtssaal wird ein Wald. In einer anderen Szene wird die Empore über der Pausenhalle integriert, sodass sich der Blick nach oben für das Publikum definitiv lohnt.