Nordkorea rasselt mit den Säbeln – laut wie nie

Nachdem als Reaktion auf Militärübungen zwischen der USA, Südkorea und Japan Nordkorea binnen zwei Wochen sechs Raketentests durchgeführt hatte, wird davon ausgegangen, dass Nordkorea demnächst wieder einen Atomtest durchführen könnte.
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Nordkorea hat am Wochenende erneut zwei ballistische Raketen Richtung Osten ins Meer abgefeuert. Nach Angaben der südkoreanischen Armee war es bereits der siebte Raketenstart binnen zwei Wochen. Zuletzt waren zwölf nordkoreanische Flugzeuge, davon vier Bomber, nahe der Grenze zum Süden geflogen und hatten Schießübungen gemacht. Südkoreas Verteidigungsministerium schickte umgehend 30 Flieger in die Gegend. Mitte der Woche hatte das US-Militär seinen nukleargetriebenen Flugzeugträger in das Gewässer östlich des koreanischen Festlands entsandt. Alle Seiten sind alarmiert.
Mehr Tests erwartet
Rund um die Halbinsel ist eine turbulente Woche vergangen – der womöglich noch stürmischere Wochen folgen werden. Nicht nur in Südkorea und den verbündeten USA wird davon ausgegangen, dass Nordkorea demnächst wieder einen Atomtest durchführen könnte. Es wäre die nächste Eskalationsstufe im geteilten Korea, wo der Norden in den letzten Wochen ohnehin ein hohes Pensum hingelegt hat: Auch in Reaktion auf Militärübungen zwischen den USA, Südkorea und Japan machte Nordkorea binnen zwei Wochen sechs Raketentests. Diese Häufigkeit sorgt in Japan und Südkorea, den wichtigsten Partnern der USA im Pazifik, für Nervosität. Auch die Beschaffenheit der Raketen zeugt von gesteigerter militärischer Kraft Nordkoreas. Zuletzt flog ein Geschoss 4600 Kilometer ostwärts, über die japanischen Inseln hinweg, und landete im Pazifik.
Der Ein-Parteien-Staat Nordkorea rasselt mit seinen Säbeln – so laut wie nie, so oft wie nie. Mehr als 20 Tests wurden seit Jahresbeginn durchgeführt, mehr als 40 Raketen geschossen. Über die Gründe gibt auch der jeweilige Zeitraum Auskunft. Konkret feuert Nordkorea häufig dann Raketen ab, wenn Vertreter der USA, die in Südkorea und Japan Militärstützpunkte unterhalten, diese Staaten besuchen oder Militärübungen in der Region stattfinden. Schließlich verharrt Nordkorea seit Beginn des Koreakrieges, der nur in einem Waffenstillstand endete, mit Südkorea und den USA im Kriegszustand.
Nordkorea fühlt sich durch die US-Militärpräsenz bedroht, die wiederum von Nordkorea nukleare Abrüstung fordern.
Raketentests Nordkoreas haben über die Jahre zu harten UN-Sanktionen geführt, was das arme Land ökonomisch hart getroffen hat. Kein Staat ist über die Jahre so deutlich isoliert gewesen wie Nordkorea. Doch mit Beginn des Ukraine-Krieges hat sich dies zu ändern begonnen. In der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang hat man den Angriff Russlands auf die Ukraine als große Chance erkannt.
Neue Beziehungen
So zählte Nordkorea im Juli zu den ersten Staaten, die die von Russland unterstützten Separatistengebiete Donezk und Luhansk offiziell anerkannten. Regierungschef Kim Jong-un deutete an, nordkoreanische Arbeiter für den Wiederaufbau in die Separatistengebiete zu schicken. Freudige Reaktionen folgten schnell. Denis Puschilin, Führer der Separatistenbewegung in Donezk, äußerte gleich auch den Wunsch, mit Nordkorea auf ökonomischer Ebene zu kooperieren. Mit Luhansk soll es ähnlichen Austausch geben. Dies wiederum stärkt die Beziehung zu Russlands Präsident Wladimir Putin. So hat sich im Bezug auf die Raketentests nun nicht nur China, sondern auch Russland mit Nordkorea solidarisiert.
Von Felix Lill, Funke Mediengruppe