Neue Ausstellung in Bad Harzburger Rathaus-Galerie

Für seine Werke bedient sich der Künstler unterschiedlicher Techniken. Foto: Exner
In der Bad Harzburger Rathaus-Galerie ist die erste Ausstellung des neuen Jahres eröffnet worden. Sie heißt „Begegnungen“ und zeigt etliche Porträts des Künstlers Dieter Drewitz. Während der Vernissage wurde zudem Galerie-Leiter Hans Manhart geehrt.
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Bad Harzburg. „Begegnungen“ heißt die Ausstellung, die Dieter Drewitz am Sonntag in der Bad Harzburger Rathaus-Galerie eröffnet hat. Knapp 30 Gäste waren gekommen. Es war eine besondere Vernissage, denn diesmal stand nicht ausschließlich der Künstler im Mittelpunkt: Die Veranstaltung wurde ebenfalls dazu genutzt, dem Galerie-Leiter Hans Manhart für zehn Jahre Tätigkeit zu danken.

Bürgermeister Ralf Abrahms (links) überreicht Hans Manhart ein Präsent. Foto: Exner
Im Januar 2014 war Manhart, selbst Maler und Grafiker, in die Fußstapfen des verstorbenen Dieter Lipka getreten. Seitdem wurden unter seiner Regie 52 Ausstellungen eröffnet und gezeigt. In der Geschichte der Rathaus-Galerie sind es insgesamt nun schon 363. Lobende Worte und ein Präsent für seine Arbeit bekam Manhart von Bad Harzburgs Bürgermeister Ralf Abrahms. Und auch von seiner Frau bekam Manhart einen Blumenstrauß, ein Küsschen und liebe Worte: „Hans steckt sehr viel Zeit und Herzblut in seine Arbeit“, sagte sie. „Er ist ständig auf der Suche nach neuen Künstlern, entwirft Einladungskarten und Plakate. Das kostet sehr viel Freizeit.“
Ein Familienmensch
Mit Dieter Drewitz hatte Manhart nun einen weiteren Künstler für eine Ausstellung in Bad Harzburg gewinnen können. Der 1948 in Marienborn geborene und heute in Magdeburg lebende und schaffende Künstler ist hauptberuflich über viele Jahre Bibliothekar an der Stadtbibliothek Magdeburg gewesen.
Neben seinem Faible für das gedruckte Wort und die Musik habe er sich aber schon immer für Malerei interessiert, die er mit Leib und Seele nebenberuflich in seinem Atelier ausübe, erzählte Galerie-Leiter Manhart in seiner Laudatio.
Das Wichtigste sei Drewitz immer der Mensch gewesen; kein Zufall, dass die Ausstellung des Künstlers zum größten Teil aus Porträts besteht. Viele Menschen sind zu sehen, allein oder in der Gruppe. Drewitz bringt sie zusammen. Alt und Jung. Ausdrucksstark. Es finden sich unter den Werken aber auch Selbstporträts des Künstlers aus verschienenen Lebensabschnitten. Sie zeigen Drewitz als Kind, als Vater mit seinen eigenen Kindern sowie als nachdenklichen älteren Mann.
Überhaupt sind außergewöhnlich viele Bilder in der Ausstellung zu finden, auf denen Drewitz Familienmitglieder zu sehen sind oder die er offenkundig für diese geschaffen hat. Auf einem beispielsweise findet sich eine winzige Widmung an seine Großmutter zum Weihnachtsfest 1985.
Drewitz ist ein Familienmensch – deutlich wird dies auch an seiner Sammlung selbst gezeichneter Charly-Chaplin-Karten. Sie finden sich am Eingang zum Rathaus gleich links in einer Glasvitrine. Jedes Jahr hat er ein neues Motiv gestaltet – und die Karten anschließend jeweils als Neujahrsgruß an seine Familienmitglieder verschickt, berichtet Drewitz’ Bruder.
Das Leben festhalten
In seinen Bildern versuche der Künstler, nicht nur das Äußere zu zeigen, sondern auch das Innere, beschreibt Galerie-Leiter Manhart. Seine Werke seien das Ergebnis genauen Hinschauens. Manhart bezeichnet Drewitz deshalb auch als „Augenmensch“.
Der Künstler nutzt verschiedene Techniken. Seine Bildsprache ist der Realismus. Und trotzdem steckt in seinen Bildern etwas Fantasie: Eine große Collage, die Drewitz „Lebens-Puzzle“ nennt, zeigt beispielsweise den Taj Mahal. Drewitz selbst ist nie dort gewesen, konnte er als Bürger der unfreien DDR schließlich auch nicht, erzählt er. Trotzdem ist das berühmte indische Grabmahl ebenso abgebildet, wie Drewitz’ Vorbilder und Lieblingsschauspieler. „Vieles geht im Laufe der Zeit verloren, manche Träume und Erinnerungen lassen sich nicht mehr richtig einordnen“, beschreibt Drewitz. Mit der Collage hat er versucht, diese zumindest festzuhalten.

Dieter Drewitz zeigt sein „Lebens-Puzzle“, wie er es nennt – eine Collage, auf der seine Familie und seine Vorbilder, aber auch seine Erinnerungen und Träume festgehalten sind. Foto: Exner
Porträts sind aber nicht die einzige Bildform, die sich in der Ausstellung des Magdeburgers finden. Da gibt es auch Aktbilder, Darstellungen von Architektur sowie drei Werke, die wilde Farbverläufe zeigen, die Drewitz durchs Drehen der Leinwand in verschiedene Richtungen geschaffen hat. Sie wirken wie Linienverläufe eines riesigen U-Bahn-Netzes oder wie ein großflächiger Stadtplan, beschreibt Galerie-Leiter Manhart.
Zum Abschluss seiner Laudatio richtete der noch ein paar mahnende Neujahrsgrüße an die Gäste und die Öffentlichkeit: „Wir begegnen dem neuen Jahr voller Hoffnung aber auch mit einem gewissen Wanken“, sagte er. „Gewalt, Diffamierung und Verhöhnung anderer Personen dürfen nicht weiter Schule machen und gesellschaftsfähig werden. Demokratie, Toleranz und gegenseitiger Respekt entstehen nur durch menschliche und vorurteilsfreie Begegnung auf Augenhöhe.“ Dieter Drewitz habe dazu mit seiner Ausstellung vielleicht schon einen kleinen Beitrag geleistet.
Zu sehen ist sie noch bis 29. Februar während der Öffnungszeiten des Rathauses; montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr sowie donnerstags auch von 14 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei, die Bilder sind zu erwerben.