Harzburger Luchs-Legende Pamina ist tot

Paminas Einzug ins Schaugehege im Jahr 2006: Die Biologin Melanie Nehring, die das Raubtier mit der Hand aufgezogen hatte, kann die Luchsdame wie ein fast normales Haustier behandeln. Archivfotos: Schlegel/Nationalpark
Trauer am Schaugehege des Nationalparks an den Rabenklippen: Luchsdame Pamina ist tot. Das 17 Jahre alte Tier musste wegen einer Erkrankung eingeschläfert werden. Pamina lebte seit 16 Jahren dort und hat eine wechselvolle Geschichte erlebt.
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Bad Harzburg. Die Luchsdame Pamina ist tot: Das 17 Jahre alte Tier musste in der vergangenen Woche wegen einer Erkrankung eingeschläfert werden, wie jetzt der Nationalpark mitteilte. Pamina lebte seit 16 Jahren an den Rabenklippen und hat dort eine wechselvolle mitunter auch tragische Geschichte erlebt.
Die 2005 geborene Pamina kam als noch sehr junge Luchsin in den Harz. Sie stammte aus dem Heimattiergarten Fürstenwalde bei Berlin und war von der Biologin Melanie Nehring im Rahmen eines Förderprojektes in Rheinland-Pfalz mit der Flasche großgezogen worden. Da damals lange keine dauerhafte artgerechte Unterbringungsmöglichkeit gefunden werden konnte, erklärte sich der Nationalpark Harz bereit, das handzahme Tier zu übernehmen. Wobei handzahm natürlich nicht bedeutete, dass Pamina ein Kuscheltier war. Zwar hatte sie mit ihrem „Frauchen“ Melanie Nehring einen spektakulär vertrauten und freundlichen Umgang, doch nichtsdestotrotz ist sie immer ein Raubtier geblieben.
2006 zog die Luchsin zusammen mit dem ebenfalls sehr jungen Männchen Tamino in einen neu gestalteten Gehegeteil an der Rabenklippe ein. Im Mozartjahr 2006 war es für den Nationalpark naheliegend, dass auch ihr Partner einen Namen aus der Operette „Die Zauberflöte“ erhielt.

2009 wird bei Pamina ein Tumor im Schädel entdeckt. Nach einer Voruntersuchung bei Tierarzt Thomas Went kommt sie zur OP nach Hannover.

2020 fallen im Sturm Bäume auf das Luchsgehege, Paminas Partner Tamino kommt ums Leben.
Seither lebte die gehandicapte Pamina allein in ihrem Gehege. Zuletzt wollte sie dann allerdings nicht mehr fressen. Bei einer Untersuchung bei Tierarzt Thomas Went im Pfotenland in Harlingerode wurde festgestellt, dass die Luchsin unter erheblichen entzündlichen Veränderungen im Kiefer und im Hals-Rachenraum litt und trotz Behandlung von einer Verbesserung nicht mehr auszugehen war. Daraufhin musste Pamina eingeschläfert werden.
Und nun? Nun werden die verbleibenden drei Luchse erst einmal in das Gehege gelassen, in dem Pamina lebte, berichtet Ole Anders, Luchsbeauftragter des Nationalparks. Und es solle natürlich auch wieder ein neuer Luchs einziehen. Wobei: Die Nachfolge von Pamina wird er (oder sie) nicht antreten können. Sie ist und bleibt die Luchs-Legende von den Rabenklippen.
HINTERGRUND
Das Luchs-Schaugehege an der Rabenklippe ist Teil des Wiederansiedlungsprojekts für Luchse im Harz. Zwischen Sommer 2000 und Herbst 2006 wurden 9 Männchen und 15 Weibchen in die Freiheit entlassen. Alle sind Gehege-Nachzuchten aus europäischen Wildparks, die vor der Freilassung in einem vier Hektar großen Auswilderungsgehege im Nationalpark in den neuen Lebensraum eingewöhnt worden waren. Inzwischen hat sich der Luchs im Harz wieder etabliert und es liegen aus nahezu allen Teilen des Mittelgebirges Luchsbeobachtungen vor. Im Sommer 2002 gelang erstmals der Nachweis von wildgeborenen Jungtieren im Harz. Seither kam in jeder Saison Nachwuchs zur Welt - Schätzungen ergeben rund 200 in freier Wildbahn geborene Luchse in den ersten 15 Jahren nach Projektstart. Quelle: Nationalpark Harz