Geflüchtete in Goslar: Wohnungsproblem droht

Eine geflüchtete Familie betritt eine Erstaufnahmestelle. Foto: Paul Zinken
Der Landkreis Goslar richtet sich auf einen verstärkten Zuzug von Geflüchteten ein und sucht angesichts der Situation nach Sammelunterkünften. Dort sollen die Menschen nur vorübergehend bleiben, aber es wird schwieriger, Wohnungen zu finden.
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Goslar. Ohne weitere Debatte hat der Kreistag die Verwaltung am Montag beauftragt, Aufnahmestellen für geflüchtete Menschen einzurichten. In ihnen sollen die Flüchtlinge sich aufhalten, bevor sie Wohnungen finden.
Der Beschlussvorschlag war eine Woche zuvor im Kreisausschuss bereits einstimmig empfohlen worden. Im Kreistag wurde er einstimmig verabschiedet, die drei AfD-Abgeordneten enthielten sich ihrer Stimme.
Die Gespräche für die Suche nach Sammel-Unterkünften laufen bereits. Verhandelt wird mit Betreibern von Pensionen und größeren Einrichtungen im Landkreis, eine davon befindet sich in Goslar.

Der Kreistag während seiner Sitzung am gestrigen Montag. Foto: Strache
Bis zum Sommer muss der Landkreis Goslar sich laut Vorgabe der Landesregierung in Hannover darauf einstellen, 750 weitere Flüchtlinge aufzunehmen, heißt es. Überwiegend wird in den kommenden Wochen und Monaten mit Familien und allein reisenden Männern gerechnet, die nicht aus der Ukraine stammen. Ob es am Ende tatsächlich bei 750 Menschen bleibt oder eventuell weniger kommen, ist offen. Die Mietkosten für die Unterkünfte werden durch eine Pauschale des Landes Niedersachsen gedeckt, teilt der Landkreis mit.
Wohnungsproblem droht
Aktuell sieht es so aus, als könnte der Landkreis bei der Frage, wie die Menschen untergebracht werden, unter Druck geraten. Zuletzt hat die Verwaltung pro Woche etwa elf Flüchtlinge registriert, Ende März rechnet die Behörde aber bereits mit 21 Geflüchteten pro Woche.
Landrat Dr. Alexander Saipa berichtete im Kreistag am Montag von einem „sehr dynamischen Geschehen“ und fügte hinzu: „Das wird uns vor Herausforderungen stellen.“ Er rechne damit, dass die Zuweisungen zunehmen, betonte der Verwaltungschef weiter.
Im Moment gebe es noch „angebotenen Wohnraum“, berichtete Saipa. Aus der Verwaltung heißt es aber auch, angesichts der Entwicklung könnte sich ein Mangel abzeichnen. Aktuell lasse offenbar die Bereitschaft nach, an Geflüchtete zu vermieten, heißt es aus der Kreisverwaltung. Daher müssten die Menschen möglicherweise längerfristig in den Sammelunterkünften leben. Bisher ist geplant, sie dort nur für einige Wochen oder Monate aufzunehmen, damit sie hinterher in Wohnungen ziehen. So werden beispielsweise Geflüchtete aus der Ukraine vorübergehend in der Pension „Haus Waldfrieden“ in Hahnenklee untergebracht. Viele Menschen aus der Ukraine, meist handelt es sich um Frauen und Kinder, verfügen aber bereits vor ihrer Ankunft über Kontakte und finden selbstständig eine Bleibe.
Ein Expertenstab
Landrat Saipa appellierte in der Kreistagssitzung, die Menschen unabhängig von ihrer Herkunft aufzunehmen: „Uns ist sehr daran gelegen, dass wir die Menschen aus allen Ländern gut und sicher unterbringen, egal welcher Herkunft.“ Der Landkreis habe in der Vergangenheit „sehr gute Erfahrungen mit dezentraler Unterbringung gemacht“.
Der Landkreis wird angesichts der als dringlich empfundenen Situation voraussichtlich wieder einen Expertenstab bilden, der aktuelle Fragen beantworten soll, heißt es aus der Kreisverwaltung.
Wie der Landrat berichtete, seien im vergangenen Jahr 2032 Menschen aus der Ukraine im Landkreis registriert worden, die in der Region Schutz suchen. In diesem Jahr seien bislang 220 Geflüchtete angekommen, darunter 147 Ukrainer und 73 aus weiteren Ländern.
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