GZ-Podcast mit ZDF-Journalist André Groenewoud: In Shorts zu Leni Riefenstahl

Bei der GZ hat er angefangen, heute berichtet André Groenewoud für das ZDF in Singapur von spannenden Themen aus Südostasien. Im virtuellen „Gäste-Zimmer“ erzählt der Journalist von seinem Werdegang und seinen Treffen mit Helmut Schmidt, Tony Blair, Leni Riefenstahl und vielen mehr.
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Morgens, zehn Uhr in Deutschland, nachmittags siebzehn Uhr in Singapur: Der Journalist André Groenewoud nimmt im virtuellen „Gäste-Zimmer“ Platz, was angesichts der Entfernung und seines frischen Muskelfaserrisses von Vorteil ist. Sein hochgelegtes Bein ist zwar nicht im Videochat zu sehen, dafür aber – fast klischeehaft – ein großes Bücherregal im Hintergrund.
Kaum startet das Gespräch, beginnt André zu schwärmen: „Ohne die Ausbildung in Goslar wäre ich nie so weit gekommen.“ Denn bevor es für ihn nach München, Paris, New York und letztlich zum ZDF nach Singapur ging, begann seine Karriere bei der Goslarschen Zeitung. Eine steile Laufbahn. Dabei habe er zu Beginn seiner Ausbildung weit hinter den anderen Volontärinnen und Volontären zurückgelegen, erinnert er sich. „Aber der Chefredakteur hat gesagt, ich habe am meisten gelernt.“
Obwohl er sich in die Stadt verliebt hat, wurde Goslar ihm zu klein. „Als sich rumgesprochen hat, dass ich nach München zur Bunten ging, sagte Sportredakteur Björn Gabel: ,In München brauchst Du ein dickes Fell. Ob du das hast … ich weiß ja nicht.‘ Und er hatte Recht. Ein dickes Fell hatte ich nicht.“ Im Vergleich zum rauen Ton in der bayerischen Landeshauptstadt ging es recht harmonisch im Harz zu, erinnert sich der Journalist.
Von den klassischen Bunte-Geschichten hatte André kaum Ahnung. Als Paris Hilton ihn einmal fragte, wie er ihre Haarverlängerungen finde, wusste er nicht, wovon sie sprach. Diese Geschichten überließ er gerne seinen Kolleginnen und Kollegen. Er redete lieber mit dem damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt oder dem ehemaligen Außenminister Hans-Dietrich Genscher. „Das war natürlich toll bei der Bunten, die großen Namen zu interviewen.“ Mit 29 Jahren fand sich André im Garten der Regisseurin Leni Riefenstahl wieder, die vor allem durch ihre NS-Propagandafilme bekannt war. Sie schaute immer wieder auf seine mit Shorts bekleideten, braun gebrannten Beine. „Vielleicht mochte sie mich, weil ich blond bin“, überlegt er laut. „Oder sie fand es einfach unpassend, dass ich in kurzer Hose zum Interview gekommen bin.“
Gespräche, wie das mit Riefenstahl oder später mit Milliardär David Rockefeller, dem zweiten Mann auf dem Mond, Buzz Aldrin, dem Künstlerehepaar Christo und Jeanne-Claude, veröffentlichte André 2019 in seinem Buch „Das wollte ich Ihnen noch sagen – ein Jahrhundert im Gespräch“. Im GZ-Podcast erzählt er von einigen dieser Begegnungen – ausgeschmückt mit Anekdoten. Die meisten stammen von seiner Zeit bei der Bunten. Auch, als er danach aus New York für den Stern und Cicero schrieb, traf er auf „große Namen“.
Seine besten Gespräche waren für ihn jene mit der ehemaligen Kaiserin von Iran: Farah Diba-Pahlavi. „Was mir immer an ihr imponiert hat: Dass sie nicht jammert“, so der Journalist. Auch das Treffen mit Elisabeth Hartnagel, der großen Schwester der Scholl-Geschwister werde er nie vergessen.
Jetzt arbeitet André in Singapur „mit meinem alten Kollegen und Freund Norman Odenthal, der jetzt mein Vorgesetzter ist und der auch in Goslar kurzzeitig Volontär war.“ Das ZDF-Studio in Singapur ist für 25 Staaten in Südostasien zuständig. „Wir haben in Vietnam amerikanische Kriegsveteranen auf einem Roadtrip begleitet, wir waren in Nepal und haben mit einer Frau gesprochen, die sich um Kinder von inhaftierten Frauen kümmert. “ Der Journalist zählt noch weitere spektakuläre Themen auf. Oft stecken hinter seinen Geschichten schlimme Schicksale, grausame Entscheidungen, Krieg oder Folter. Wie geht er damit um? „Ich bin ja nicht der Richter“, sagt er. „Ich bin der Journalist, der Fragen stellt.“
Obwohl er schon während der Aufzeichnung erwähnt, dass nicht immer alles glatt lief und er auch Fehler gemacht hat, war es ihm hinterher nochmal wichtig zu betonen: „Ich hoffe, ich komme nicht total selbstverliebt rüber. Nicht, dass die ehemaligen GZ-Kollegen denken: ,Oh Gott, was ist das denn für einer geworden!‘“
Für ihn zählt vor allem eines: Leidenschaft. „Ich hatte genauso eine Leidenschaft dabei, Leni Riefenstahl, Helmut Schmidt oder Tony Blair zu treffen, als auch eben eine Ortsbürgermeisterin in Vienenburg oder Langelsheim.“
Andrés Lieblingstermine in Goslar waren übrigens diamantene Hochzeiten: „Da wurde man wie Gott behandelt, der große Mann von der Zeitung. Man wurde fürstlich bewirtet mit Kaffee und Kuchen. Ich hätte da den ganzen Tag verbringen können!“