Ein "Traum von Holz": Margret Bauerochse wohnt in einem altersgerecht gestalteten Haus

Margret Bauerochse hat sich vor 20 Jahren ihr Traumhaus in Wolfshagen gebaut. Fotos: Heinichen
Wohlig warm und behaglich, so lässt sich das Zuhause von Margret Bauerochse wohl am besten beschreiben. Seit 20 Jahren lebt die 71-Jährige, die einst der Liebe wegen in den Kurort kam, in ihrem Traumhaus aus Holz. Gemeinsam mit ihrem Ehemann betrieb sie von 1972 bis Februar 2009 das Hotel „Im Tannengrund“.
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Wolfshagen. Ein gepflegter Garten. Mit Augenmerk platzierte Dekorationen. Liebevoll beleuchtete Details. Vor allem dieser Tage in der Dämmerung fällt das Haus „Vor dem Brand 2“ am Fuße der Ferienhaussiedlung auf. Es leuchtet in jedem Fenster und auch im Garten weihnachtlich, sodass es einem warm ums Herz werden muss. „Das mache ich jedes Jahr nur für mich, aber es freut mich immer, wenn ich die Leute sehe, die Fotos von meinem Haus machen“, erzählt die Rentnerin.
Freundlich wird man gleich am Eingang empfangen. Es riecht nach Quitten, die der alte Baum im Garten immer noch so zahlreich abwirft, dass die Hausherrin gar nicht alle verarbeiten kann. Kaum ist man an der Garderobe vorbei, steht man auch schon inmitten der gemütlichen 100 Quadratmeter und wird vom wärmenden Herzstück des Hauses begrüßt. Der große weiße Pelletofen brennt und verströmt eine wohlige Wärme. „Er ist schon 20 Jahre alt“, erzählt die Besitzerin, „und funktioniert tadellos.“ Heute sei so ein Ofen nichts Besonderes mehr, aber vor 20 Jahren, hatte kaum jemand solch eine Heizung, zumal dieser Ofen zur Not auch mit Scheitholz funktionieren würde.“Wir haben uns dieses Modell extra aus Italien kommen lassen, denn ich wollte keine Heizkörper haben.“ Ganz genaue Vorstellungen hatte Margret Bauerochse von ihrem Traumhaus gehabt.
„Meine Familie hatte in Goslar ein Baugeschäft und ich habe mehrere Jahre auch in diese Richtung gelernt, sodass ich handwerklich recht begabt bin“, erzählt sie. Im Grunde wäre sie am liebsten auch Innenarchitektin geworden. Und so tobte sie sich bei Zeichnungen fürs eigene Heim so richtig aus, wann immer es die Zeit neben dem Hotelbetrieb zuließ. „Meine Prämisse war, es muss für das Alter geeignet sein.“ Und dazu gehörten für sie nicht nur ein Meter breite Türen und ein ebenerdiger Ausstieg auf die Terrasse. Die talentierte Frau dachte auch an eine Überdachung der Terrasse, um zum Beispiel keinen Schnee schippen zu müssen. Sie dachte an entsprechende Vorkehrungen im Badezimmer. Und sie verzichtete auf einen Dachboden. „Ich wollte nichts mehr anhäufen“, begründet sie heute diese Entscheidung. „Drei Häuser habe ich ausgeräumt, das wollte ich niemandem zumuten. Mein Haus ist an einem Tag leer geräumt.“ Nur leider habe sie auch auf einen Keller verzichtet. „Das war mein einziger Fehler“, gibt sie zu, „das würde ich nicht noch einmal machen.“ Kalte Getränke im Sommer oder ein Platz für Kartoffeln wären schon manchmal ganz gut. So muss sie alles auf einer Etage verstauen. „Das geht aber auch immer irgendwie.“
Die Küche ist offen und mit allerlei Raffinessen bestückt. Viel Stauplatz auf wenig Quadratmetern. Das geht. „Ich wollte eine große Arbeitsplatte, schließlich war ich ja die Gewerbe-Küche im Tannengrund gewohnt. Und ich wollte nicht irgendwo im Hinterzimmer kochen.“ Der Platz unter der Platte wurde mit Schränken genutzt, die von beiden Seiten zu öffnen sind. „Kein Zentimeter verschenkt“, lächelt Margret Bauerochse zufrieden. Ewig habe sie nach einer passenden Dunstabzugshaube gesucht, die zum hölzernen Ambiente passte. „Wenn ich mir da etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann habe ich auch keine Ruhe gegeben, bis es gepasst hat.“ Ihr Mann habe sie dabei immer gern gewähren lassen. Überall im Haus lassen sich lieb gewonnene Erinnerungen entdecken. Eine große Standuhr und ein massiver Holzschrank von ihren Großeltern lassen sich genauso finden wie kleine selbst gebastelte Weihnachtswichtel aus Kiefernzapfen von ihren Eltern. „Wenn die auf der Kommode standen, wusste ich, es ist Weihnachten“, schwärmt sie.
Jeden Morgen beginnt sie den Tag an ihrem Lieblingsplatz am Küchentisch, der am Fenster steht. Sie liest die Zeitung und macht ein Sudoku. „Wenn das noch geht, weiß ich, es ist alles in Ordnung da oben“, sagt sie uns tippt sich an die Stirn. In ihrer „Kommandozentrale“ - wie ihr Mann es liebevoll nannte -, frühstückte sie am 23. Dezember vor 20 Jahren zum ersten Mal. „Ich weiß es noch genau, es war kalt und die Sonne ging mit rotgoldenem Licht auf, da wussten wir beide es genau“, erinnert sie sich, „hier wollen wir alt werden.“
Seit zehn Jahren lebt sie nun ohne ihren Ehemann im Haus. „Das war eine große Umstellung für mich, zum Glück habe ich immer einen vierbeinigen Gefährten an meiner Seite.“ Über eine Tierschutzorganisation, die sich unter anderem auch um das Wohl von Bernersennenhunden bemüht, hat sie auch derzeit ihren vierjährigen, leider erblindeten Freund Balou.
„Ich würde immer wieder genauso bauen. Mein Wunsch für die Zukunft ist es, so lange wie möglich hier wohnen zu können. Selbstbestimmt und nach meinem eigenen Zeitplan.“

Wunderbar leuchtet das Holzhaus in der abendlichen Dämmerung und bringt etwas Licht in die längsten Nächte des Jahres.

Verlässlich brennt der Pelletofen und erzeugt eine wohlige Wärme.