Bodensteins Neue ist eine alte Bekannte

Christina Bosse strahlt vor dem Turm der Bodensteiner Kirche mit der Sonne um die Wette. Bereits ihren Examensgottesdienst hielt sie in dem Dorf an den Klippen. Foto: Gereke
Nach mehr als anderthalb Jahren endet die Vakanz der Pfarrstelle von St. Jakobus im Ambergau. Die Neue, die damit auch für Bodenstein zuständig ist, ist sozusagen eine alte Bekannte und verbindet mit dem Dorf an den Klippen besondere Erinnerungen.
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Bodenstein. Christina Bosse übernimmt die Pfarrstelle St. Jakobus im Ambergau. Seit Anfang Juni ist sie im Amt, am Sonntag in einer Woche ist um 14 Uhr in der Kirche zu Schlewecke ihr Einführungsgottesdienst. Aber die 42-Jährige hat bereits zuvor schon Spuren im und am Ambergau hinterlassen.
Landleben-Liebe
„Von 2006 bis 2008 machte ich mein Vikariat in der damals noch selbstständigen Pfarrstelle Mahlum/Bodenstein beim Pfarrerehepaar Hirschler“, erzählt die gebürtige Braunschweigerin –„und meinen Examensgottesdienst zum Ende des Vikariats hielt ich in Bodenstein –zum Familientag der Fröhlichen Bodensteiner“, erinnert sie sich. Zumindest dieser Kreis schließt sich am morgigen Sonntag, denn dann laden Die Fröhlichen Bodensteiner wieder zum Familienfest ein, den Gottesdienst zu Beginn wird sie halten.
Nachdem Vikariat schloss sich gleich in der Nähe ihr Probedienst in Volkersheim/Schlewecke/Werder an. Von 2012 bis 2017 war sie dann Pfarrerin für Bornum, Ortshausen und Jerze, ehe sie zum Landeskirchenamt mit dem Arbeitsbereich Kinder und Jugendliche wechselte. Während der „50-Prozent-Vakanz“ im Pfarrverband Neiletal-Ambergau – zwei von vier Pfarrstellen waren zeitweise unbesetzt – übernahm sie dann als Vakanzvertreterin Gottesdienste und Konfirmandenunterricht im Ambergau, war aber auch zeitweise Ansprechpartnerin für den evangelischen Kindergarten St. Romanus Hahausen.
Kirche gehört zum Dorf
Als die Pfarrstelle St. Jakobus im Ambergau ausgeschrieben wurde, bewarb sie sich und ist nun quasi fast da, wo alles begann. „Ich kenne die ganzen Vorgeschichten und brauche keine Eingewöhnungsphase“, erzählt sie. Auch, weil sie als ehemalige Löwenstädterin das Landleben schätzen gelernt hat. „Es ist hier meine Heimat geworden.“
Befreit hat sie die Landeskirche von der Residenzpflicht im Pfarrhaus Volkersheim. Sie kann in Ortshausen wohnen bleiben. Das Pfarrhaus steht deshalb aber nicht leer: „Dort sind jetzt zwei ukrainische Flüchtlingsfamilien untergebracht“, erzählt sie.
Eines liegt ihr vor allem am Herzen: „Mir ist wichtig, dass in allen Orten der Kirchengemeinde möglichst viel stattfindet“, sagt sie. Als sie im Ambergau als Vikarin begann, gab es in dem Bereich, in dem sie jetzt allein zuständig ist, noch vier Pfarrer – die Zeiten ändern sich. „Umso wichtiger, dass die Menschen wissen: Die Kirche gehört noch zum Dorf.“ Für sie bedeutet das einen Spagat und das Finden der Antwort auf die Frage, wie man das hinkriegt. Sie will dabei die Fusion der Kirchengemeinden zu St. Jakobus im Ambergau vorantreiben und mit Leben erfüllen. Sie hat die Vision, den fünf Kirchorten der Gemeinde besondere Attribute zu geben – orientiert an den Zielgruppen. „Wenn wir fünf Kirchen haben, können wir nicht fünfmal dasselbe machen“, findet sie nämlich.
Die digitale Pastorin
Aus Schlewecke kommen viele Teamer, deshalb könnte dort das Motto Jugend lauten. Volkersheim wäre für das Motto Familie prädestiniert, denn dort wohnen viele junge Eltern mit Kindern. Werder, überregional aufgrund des Motorradgottesdienstes bekannt, könnte Theater-Kirche werden – zunutze will sie sich ihre Erfahrungen aus ihrem Studium der Theaterpädagogik machen. Mahlum wäre ein Ort für Kultur und Ausstellungen, um eine Tradition der Hirschlers wieder zu beleben. Und die Bodensteiner spricht nach wie vor ein klassischer Sonntagsgottesdienst an. Apropos das Klippen-Dorf: Im Vergleich zur Einwohnerzahl liegt Bodenstein bei der Besucherbeteiligung am Gottesdienst ganz weit vorne, so Bosse.
Schon jetzt geht sie übrigens neue Wege: „Ich bespiele täglich meinen Instagram-Account – auch mit kirchlichen Botschaften“, erzählt sie. Die Konfirmanden wissen also, dass sie ihre Pfarrerin auch via Messenger erreichen. „Digitale Kirche“ ist ihr Stichwort. „Im Konfirmandenunterricht nutzen wie schon lange die Bibel digital – als App für Konfirmanden“, erzählt sie.
Die Tiere erden
Sie hat übrigens auch kein Problem damit, auf einen Talar zu verzichten. „Zu einer Beerdigung oder einem Gottesdienst gehört er dazu, aber er schafft auch Distanz zu den Menschen“, weiß sie. Bei der freitagabendlichen Friedensandacht in der Mahlumer Kirche trägt sie ihn deshalb nicht. „Wir gestalten sie zudem zweisprachig – auf deutsch und ukrainisch. Und sie beinhaltet auch Elemente der orthodoxen Kirche – da würde ein Talar sowieso nicht passen.“
Und abseits der Kirche? Da kümmert sie sich mit ihrem Lebensgefährten um Hühner, Ziegen auf dem großen Grundstück in Ortshausen. „Das ist Abschalten, das Kümmern um die Tiere erdet sehr.“ Und ansonsten steht Blasmusik auf dem Programm beim Rhüdener Orchester. „Jeden Mittwoch ist Probe, das ist mein Abend.“
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