Auch ein hoher Zaun hält Diesel-Diebe in Langelsheim nicht ab

Der Tank dieses Silo-Lkws und eines weiteren ist jüngst auf dem Gelände des Harzer Krsitall-Brunnens geplündert worden. Foto: Jambrek
Langfinger entwenden in Langelsheim von Montag- auf Dienstagnacht rund 500 Liter Diesel. Geschädigte der Straftat ist Anke Dege als Chefin der Langelsheimer Getreidemühle Erich Sack. Sie will nun die Bevölkerung und Unternehmen aufrütteln.
Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!
Das Entsetzen und der Schock bei Anke Dege als Chefin der Getreidemühle Erich Sack sitzt tief, als sie sich bei der GZ meldet: Rund 500 Liter Diesel wurden der 50-Jährigen in der Nacht von Montag auf Dienstag aus zwei Lkw gestohlen, die auf einem gemieteten eingezäunten Gelände in Langelsheim an der Wolfshagener Straße 12, auf dem Gelände des Harzer Kristall-Brunnens abgestellt sind.
Festgestellt wurde der Schaden von zwei Angestellten, die um 5 Uhr ihre Tour zu verschiedenen Mehl-Abnehmern starten wollten. Es sei alles ganz schnell gegangen, schildert Dege. Der Schaden sei bei der Langelsheimer Polizei umgehend angezeigt worden. Aus den zwei Lkw mit rundlichem Siloaufbau sei ein Tank fast komplett geleert worden, aus dem anderen Tank fehle eine erhebliche Menge Kraftstoff.
Die Polizeiinspektion Goslar hält sich „aus ermittlungstaktischen Gründen“ auf GZ-Anfrage derzeit noch recht bedeckt. Sprecher Tobias Brych teilte mit, dass die Langelsheimer Polizeidienststelle wegen eines schweren Falls von Diebstahl ermittle. Genauere Zahlen und Hintergründe zum Kriminalitätsphänomen Kraftstoffdiebstahl im Bereich der Inspektion seien bis zum GZ-Redaktionsschluss leider nicht ermittelbar.

Etwaig sind die Diebe unterhalb des Zauns durchgeschlüpft und haben so Diesel in Kanistern gestohlen. Davon geht Anke Dege derzeit aus. Neben einem Schaden am Zaun sei hier auch plattgetretenes Gras zu sehen. Foto: Jambrek
Näheres zum Tatablauf
Beim Begehen des Geländes und Erfassen der Situation hat Dege festgestellt, dass an einer Stelle des Zaunes dieser nach oben hochgebogen schien und beschädigt war. Außerdem sei eine erheblich große Grasfläche dort platt getreten gewesen, was aus ihrer Sicht dafür spreche, dass an dieser Stelle das Unheil für ihr Unternehmen seinen Lauf genommen hat.
Deshalb vermutet Dege, dass die Diebe an genau dieser Stelle die Einzäunung überwunden haben dürften und den Diesel peu à peu in mehreren Kanistern abtransportierten.
Doch weshalb wendet sich Dege als Geschädigte überhaupt an die Öffentlichkeit? „Ich habe mich an die GZ gewandt, da bei den hohen Spritpreisen die Kriminalität in diesem Bereich angezogen haben dürfte“, sagt Dege zu ihrer Motivation, als Geschädigte an die Öffentlichkeit zu gehen. Vorrangig gehe es ihr darum, zum einen aufzuklären, zum anderen auch die Langelsheimer Bewohner und Geschäftsleute für das Kriminalitätsphänomen zu sensibilisieren und vor Schaden zu bewahren.

Mehrere hundert Liter Diesel Fassungsvermögen bietet der Lkw, der nachts in Langelsheim ausgeplündert wurde. Foto: Jambrek
Aufklärungschancen
Wovon Dege derzeit nicht ausgeht, ist, dass der Diebstahl schnell aufgeklärt werden könnte. „Eine Aufklärung scheint nur denkbar, sofern es Zeugen gibt.“ Sollte jemand Hinweise für die Polizei haben, könne er sich unter Telefon (0 53 26) 97 87 80 an die Langelsheimer Station wenden. Oder alternativ an jede weitere Dienststelle der Polizei. Für Dege mit ihrem Unternehmen Getreidemühle Erich Sack ist es der erste große Schaden, der ihr durch einen Diebstahl entstanden ist. Sie führt das Langelsheimer Unternehmen bereits in dritter Generation, übernahm das Geschäft 2008 von ihren Eltern.
In normalen Zeiten kümmert Dege sich mit ihren neun Angestellten darum, das Mehl, das aus Getreide aus der Region hergestellt wird, an regionale Handwerksbäcker zu liefern und im eigenen Langelsheimer Geschäft, Untere Mühlenstraße 16, zu verkaufen.
Absicherung möglich?
Zu etwa 95 Prozent kenne Dege die zuliefernden Landwirte dabei persönlich, betont sie. „Unser Fokus beim Einkauf liegt auf der Qualität, wir achten etwa auf den Eiweißgehalt und die Beschaffenheit“, sagt Dege.
Kann man sich gegen solche Schäden, wie Dege durch einen Diebstahl erlitten hat, absichern? Viele Vorsichtsmaßnahmen hat Dege schon getroffen. Die Lkw, aus denen heraus der Kraftstoff gestohlen wurde, standen auf einem eingezäunten Gelände. Oberhalb der Zäune ist an einigen Stellen sogar Stacheldraht angebracht.
Stellungnahme des Gesamtsverbands der Versicherer
Außerdem ist das Gelände bewohnt, ein Hausmeister verrichtet seinen Dienst und schaut auch nachts nach dem Rechten. „Ich habe mittlerweile auch geklärt, ob man sich als Unternehmen gegen Dieseldiebstahl versichern kann“, sagt Dege. Das sei aber ausgesprochen schwierig, da es sich bei Sprit um ein Betriebsmittel handle. Für sie selbst sei der Abschluss einer Versicherung derzeit nicht sinnvoll.
Kathrin Jarosch, Sprecherin des Gesamtverbands der Versicherer teilte auf Anfrage mit, dass eine Absicherung gegen Kraftstoffdiebstahl aus Fahrzeugen über eine Versicherung eher nicht machbar sei. Allenfalls über eine Teilkaskoversicherung des Fahrzeugs sei die Absicherung theoretisch denkbar, ähnlich wie beispielsweise auch ein Kindersitz im Auto dann mitversichert sei. Anders als Treibstoff seien aber etwa Maschinen von Unternehmen versicherbar. Einen Tipp hat Jarosch noch parat: Eine Garage sei noch sicherer als ein eingezäuntes Gelände.