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Ex-Kanzlerin kommt nach Goslar

Angela Merkels fünfter Auftritt in der Kaiserstadt

Wer schaut denn da unter der der historischen Fahne von 1950 hervor? Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister macht den Spaß am 23. Oktober 2010 im Konrad-Adenauer-Zimmer des „Achtermanns“ mit. Kanzlerin Angela Merkel packt ebenfalls mit zu. Rechts freut sich Arbeitsministerin Ursula von der Leyen, links Goslars Bürgermeisterin Gudrun Pfeiffer.  Archivfoto: Kusian-Müller

Wer schaut denn da unter der der historischen Fahne von 1950 hervor? Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister macht den Spaß am 23. Oktober 2010 im Konrad-Adenauer-Zimmer des „Achtermanns“ mit. Kanzlerin Angela Merkel packt ebenfalls mit zu. Rechts freut sich Arbeitsministerin Ursula von der Leyen, links Goslars Bürgermeisterin Gudrun Pfeiffer. Archivfoto: Kusian-Müller

Dass Angela Merkel die Festrede hält, wenn die Welterbestadt Goslar am 29. September ihren 1100. Geburtstag mit einem Festakt in der Kaiserpfalz begeht, steht fest. Die GZ hat einen Blick auf ihre vorherigen Besuche in der Kaiserstadt geworfen.

Von Frank Heine Donnerstag, 08.09.2022, 19:00 Uhr

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Goslar. Ob sie eher ernst über frühere Begegnungen mit dem russischen Aggressor Wladimir Putin, dessen Angriff auf die Ukraine und die neue Weltlage spricht? Oder ob sie doch lieber etwas zum weit freundlicheren Anlass ihres Kommens sagt, nämlich den 1100.Stadt-Geburtstag? Vielleicht zieht sie aber auch eine Art Resümee ihrer Goslar-Besuche? Denn wenn die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel am 29.September die Festrede zum Jubeljahr in der Kaiserpfalz hält, ist dies bereits ihr fünfter Auftritt in der Welterbstadt.

Merkel kommt offenkundig gern nach Goslar. Kein Wunder also, dass sie die erste Wahl war, als die Organisatoren der Goslarer Jubelfeiern die Köpfe zusammensteckten, um über prominente Namen für einen Festakt zu sprechen. Dem Vernehmen nach waren auch Frank-Walter Steinmeier und Ursula von der Leyen in der Diskussion. Der Bundespräsident und die Präsidentin der Europäischen Kommission haben nämlich tiefe niedersächsische Wurzeln und auch ihre Goslar-Erfahrungen, aber im aktuellen Tagesgeschäft als weiterhin aktive Politiker auch einen proppenvollen Terminkalender.

Ein Anruf genügt

Aber warum hätte Goslar lange suchen sollen? „Eigentlich war es nur ein Anruf, und sie hat zugesagt“, erzählt Merkels früherer Regierungsvize Sigmar Gabriel. Der Goslarer Ehrenbürger mit dem riesigen Netzwerk war selbstredend eingebunden. Letztlich war es das Suchen nach einem passgenauen Termin, der das Verkünden des Festakts zu einer vergleichsweise kurzfristigen Sache werden ließ. Immerhin kann sich jetzt Gabriels Tochter Marie darauf freuen, dass Papas frühere „Arbeitsfrau“ erneut nach Goslar kommt. Und Gabriel – keine Frage – ist am 29.September ebenfalls in der Pfalz dabei.

„Wir sind sehr froh und stolz über die Zusage von Angela Merkel, die wir jetzt zum zweiten Mal in ganz kurzer Zeit in Goslar begrüßen dürfen“, sagt Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner. Am 19. Juni 2019 hatte Merkel mit Gabriel und dem damaligen Stadtoberhaupt Dr. Oliver Junk unter anderem den Rammelsberg und die Altstadt besucht sowie später mit GZ-Chefredakteur Jörg Kleine als Moderator in der Pfalz mit Goslarer Schülern diskutiert.

Auch am 29.September ab 18 Uhr sollen wieder viele Goslarer mit dabei sein. Unter www.goslar.de ist seit Dienstagabend ein Anmeldeportal für 420 Personen freigeschaltet. Gestern Nachmittag hatten sich schon mehr als 320 Menschen registrieren lassen. Rund 120 noch zu ladende Gäste werden zusätzlich erwartet. Im Anschluss an den Festakt läuft zum letzten Mal das Video-Mapping zum Stadt-Geburtstag. Und vielleicht, so könnte sich es Schwerdtner vorstellen, möchte sich Merkel mit Rathaus und Kulturmarktplatz zwei Goslarer Gebäude anschauen, in die zu ihrer Regierungszeit viele Fördermillionen des Bundes geflossen sind.

Drei frühere Auftritte

Drei frühere Merkel-Auftritte in Goslar sind übrigens ebenfalls unvergessen: 2000 und 2010 nahm sie jeweils im Oktober an zwei runden CDU-Geburtstagen im Odeon-Theater teil. Am 10.Januar 2003 lieferte sie sich im Niedersachsen-Wahlkampf ein Fernduell innerhalb der Stadtmauern mit dem damaligen SPD-Ministerpräsidenten Gabriel.

Erster Goslar-Besuch einer frischgebackenen CDU-Parteichefin: Angela Merkel hält am 20. Oktober 2000 im Odeon-Theater ihre Goslarer Rede zum 50. Geburtstag der Bundespartei.  Archivfoto: Schenk

Erster Goslar-Besuch einer frischgebackenen CDU-Parteichefin: Angela Merkel hält am 20. Oktober 2000 im Odeon-Theater ihre Goslarer Rede zum 50. Geburtstag der Bundespartei. Archivfoto: Schenk

Der Lokalmatador am Rammelsberg, die CDU-Vorsitzende im Hotel „Der Achtermann“: Im Goslarer Welterbe mischte Gabriel mit Rockbarde Udo Lindenberg sein Publikum auf. Im Goslarer Zentrum machte Merkel zeitgleich Werbung für und mit Herausforderer Christian Wulff, der Gabriel am 2.Februar aus seinem Amt in Hannover katapultieren sollte. „Auftritt der Giganten“ titelte die GZ seinerzeit ihren doppelseitigen Bericht über einen denkwürdigen Freitagabend.

Das Odeon-Theater wiederum war lange Zeit die Kult- und Wohlfühlstätte für Merkel und ihre Partei. Hier hatte Konrad Adenauer die Bundes-CDU auf dem ersten Parteitag vom 20. bis 22. Oktober 1950 gegründet. Hier hielt Merkel am 20.Oktober 2000 als junge Parteichefin zum 50.CDU-Geburtstag ihre Goslarer Rede. Christian Wulff, Dr.Ernst Albrecht und Wilfried Hasselmann bildeten eine Niedersachsen-Troika in Merkels Gefolge. Nordlicht Gerhard Stoltenberg sprach als einstiger Augenzeuge des Gründungsparteitages. Zehn Jahre später lief am 23.Oktober 2010 vieles ähnlich ab. Nur handelnde Personen waren andere. Merkel, inzwischen Kanzlerin, brachte die damalige Arbeitsministerin und Albrecht-Tochter Ursula von der Leyen mit. Ministerpräsident David McAllister, Wulff-Nachfolger und aktueller Europa-Spitzenkandidat in Niedersachsen, war ebenso im Gefolge wie der damalige CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe, der später Gesundheitsminister wurde.

Unumstrittener Star der Odeon-Veranstaltung war allerdings der damals 89-jährige und inzwischen im Sommer 2020 verstorbene Zeitzeuge Günter-Helge Strickstrack, der aus dem 1950er Nähkästchen plauderte. Er war erster Vorsitzender der Jungen Union Niedersachsens, Referent des Wirtschaftsministers Dr. Otto Fricke aus Goslar – und in Goslar eine Art Bodyguard für Adenauer.

 

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