Zimt, Vanille, Tanne – wieso Düfte an Weihnachten erinnern
Wir verbinden den Geruch und Geschmack von Lebkuchen, Glühwein und Zimtsternen mit Weihnachten, weil es diese traditionell zu der Zeit bei uns gibt. (Symbolbild) Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa
Warum versetzen uns bestimmte Düfte in Weihnachtsstimmung? Ein Experte erläutert, wie Erinnerungen und Traditionen dabei zusammenspielen.
Erlangen. Wenn der Duft von Zimt, Tannenzweigen und frisch gebackenen Plätzchen in der Luft hängt, müssen viele Menschen sofort an Weihnachten denken. Doch woran liegt das? Einerseits habe es etwas damit zu tun, wie unser Gehirn aufgebaut sei, sagt der Erlanger Mediziner Olaf Conrad. Andererseits spielten Traditionen eine wichtige Rolle.
Gerüche würden im ältesten Teil unseres Gehirns verarbeitet, dem Paleocortex. „Das Besondere ist, dass die Riechbahn – also von der Nase bis zur Verarbeitung – am Thalamus vorbeigeht“, erläutert der Experte von der Hals-Nasen-Ohren-Klinik am Uniklinikum Erlangen. „Den Thalamus kann man sich wie eine Filterstation vorstellen, die entscheidet, was wichtig ist und was nicht.“
Duftende Erinnerungen versetzen uns in die Vergangenheit
Im Gehirn werden Gerüche nach Angaben von Conrad in der Riechrinde verarbeitet, die Kontakt zu weiteren Hirnarealen hat, der Amygdala und dem Hippocampus. Die Amygdala sei verantwortlich für die emotionale Verarbeitung, der Hippocampus wiederum gehöre zu unserem Gedächtnisspeicher.
„Das heißt, dass Gerüche direkt emotional verarbeitet und abgespeichert werden“, sagt Conrad. Zusätzlich würden besondere Geruchserlebnisse ohne Zeitstempel abgespeichert. Das bedeute, es fehle der Erinnerung die Information, dass das Erlebnis vorbei sei, erläutert er. Die Folge: „Wenn man den gleichen Duft erneut riecht, ist man wieder mittendrin, zum Beispiel in Omas Küche beim Vanille-Kipferl-Backen.“
Traditionen prägen das Geruch-Gedächtnis
Aber wieso gilt das nicht für alles, was wir im Laufe unseres Lebens erschnuppern? Conrad zufolge hat das zwei Gründe. „Das Erste ist, dass das autobiografische Gedächtnis zu einem Drittel gefüllt wird aus Erinnerungen der ersten zehn Lebensjahre – und die sind bei vielen einfach sehr viel traditioneller abgespeichert.“
Zum anderen ist die Assoziation von Gerüchen mit Weihnachten laut Conrad kulturell geprägt. So verbinden wir den Geruch und Geschmack von Lebkuchen, Glühwein und Zimtsternen mit Weihnachten, weil es diese traditionell zu der Zeit gibt. In anderen Ländern sei das zum Teil anders, betont Conrad. Etwa in Großbritannien, wo Würstchen im Schlafrock oder Zuckerstangen mit Pfefferminz-Aroma typisch seien.

Gerüche werden im Gehirn direkt emotional verarbeitet und abgespeichert. (Symbolbild) Foto: Fabian Sommer/dpa

Wenn der Duft von Zimt, Tannenzweigen und frisch gebackenen Plätzchen in der Luft hängt, müssen viele Menschen sofort an Weihnachten denken. (Symbolbild) Foto: picture alliance/dpa