Wie Labradordame Andra den Kindern hilft

Gemeinsam patrouillieren die Leiterin und ihre Hündin durch die Gänge der Grundschule. Foto: Fricke
Ein Hund in der Schule? Was früher noch undenkbar war, gehört schon jetzt zum Alltag in der Grundschule Clausthal. Mit der Labradordame Andra hat sich Schulleiterin Tatjana Gewecke eine Unterstützung geholt, mit der Kinder getröstet, ermutigt und beruhigt werden können.
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Clausthal-Zellerfeld. Hunde gab es in der Familie Gewecke bereits früher, damals waren es Mischlinge. Nun sollte wieder ein Vierbeiner zu Hause einziehen. „Da ich viel arbeite und der Hund nicht den ganzen Tag alleine sein sollte, kam mir die Idee mit dem Schulhund, der mich zur Arbeit begleiten kann“, erklärt Gewecke. So habe sie begonnen, sich mit der Materie eingehender zu befassen – und machte sich auf die Suche nach einer geeigneten Rasse. Dabei stieß sie auf den Labrador und die goldgelbe Andra, die als Welpe bei ihr einzog.
Um den kleinen Hund auf die kommende Aufgabe vorzubereiten, brachte Gewecke sie schon mit drei/vier Monaten mit in ihr Büro in der Schule. Hier wurde ein Körbchen als Rückzugsort eingerichtet und auch Spielzeug gibt es dort. Doch ganz so einfach ist es dann doch nicht: „Im Vorfeld habe ich mit den Eltern und den Kollegen darüber gesprochen und der Schulvorstand und die Gremien mussten auch mit ins Boot geholt werden“, macht Gewecke deutlich. Und wie sich das für einen richtigen Schulhund gehört, muss auch Andra die Schulbank drücken. Zusammen mit ihrem Frauchen. Gemeinsam müssen sie eine Ausbildung für die tiergestützte Pädagogik absolvieren. Gewecke hat ihre Prüfung abgelegt, Andra den Wesenstest bestanden.
Nach und nach wird Andra nun in verschiedenen Klassen aller Altersstufen eingesetzt. Bisher besucht sie einmal in der Woche für eine Stunde den Unterricht eines Kollegen. Diese sprechen sich im Vorfeld mit Gewecke ab.

Andra unterstützt ihr Frauchen Tatjana Gewecke im Schulalltag. Foto: Fricke
Die erste Hundestunde ist eine Theoriestunde für die Kinder. Nicht alle hatten schon einmal Kontakt zu Hunden oder wissen, wie man sich einem Tier gegenüber verhält. Hierfür werden zunächst Regeln festgelegt, die Kinder können das Verhalten mithilfe einer Handpuppe üben, die Andra sehr ähnlich sieht. Erst in der zweiten Stunde kommt die Hündin in den Unterricht. „Kinder die Angst oder großen Respekt vor ihr haben, müssen erst einmal vorsichtig rangeführt werden“, erläutert Gewecke. Für einen ersten Kontakt läuft Andra zum Beispiel durch einen Beintunnel, später springt sie über die Arme der Kinder, spielt mit ihnen Würfelspiele und dreht am Glücksrad. Eine weitere Möglichkeit, Kontakt zu dem Tier aufzubauen, ist ein Staffellauf, bei dem Andra der Staffelstab ist. „Dabei geht es nicht um Geschwindigkeit, sondern darum, mit dem Hund an der Leine in Ruhe irgendwo lang zu gehen“, macht Gewecke klar.

Andra dreht am Glücksrad. Foto: Fricke
Neben der Vermittlung des Umgangs und der Haltung von Hunden hilft Andra dabei die Kinder in emotionalen Situationen „runterzuholen“, spendet Nähe, wo diese – gerade in Coronazeiten – einem Menschen nicht möglich ist. „Die Kinder klopfen bei mir an die Tür und fragen, ob sie Andra streicheln dürfen“, freut sich Gewecke, dass ihre Hündin so gut ankommt. Zudem hilft sie den Kindern, Ängste abzubauen. Doch eines muss den Kindern auch klar sein: Nicht jeder Hund ist so nett wie Andra.