Sozialfonds: Ein wichtiger Verein kann weitermachen

1,50 Euro für Erwachsene und 50 Cent für Kinder kostet der Einkauf bei der Braunlager Tafel. Dafür gibt es viele Lebensmittel, die Märkte stiften. Fotos: Seltmann
Braunlage. Wichtige Arbeit für die Zukunft gesichert: Ulrike Kleemann ist neue Vorsitzende des Sozialfonds Braunlage. Die Tafel braucht dringend ehrenamtliche Helfer.
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Mag die geringe Teilnehmerzahl – nur sieben Besucher waren zur Jahreshauptversammlung gekommen – auch symptomatisch für den mitgliederschwachen Sozialfonds sein, so schwächelt das Engagement des Vereins dafür umso weniger. Vielen Menschen konnte dank des Sozialfonds und der Braunlager Tafel geholfen werden, unter ihnen neuerdings auch zahlreiche Flüchtlinge. Und die Arbeit wird weitergehen: Nach dem Rücktritt des langjährigen Vorsitzenden Peter Braem übernimmt Ulrike Kleemann das Steuer.
Große Freude im kleinen Kreis im Hotel „Berliner Hof“ am Montag auf der Jahreshauptversammlung. Einstimmig wählten die Mitglieder die neue Vorsitzende. Immer noch nicht komplett ist der Vorstand mit zweiter Vorsitzender Regina Grondey und Christa Benne. Mangels Bewerbungen übernimmt Christa Benne auch weiterhin in Doppelfunktion die Positionen Kasse und Schriftwart. Erleichterung war den Vorstandskolleginnen anzumerken.
Wie wichtig die Arbeit des Sozialfonds ist, die nun weiter fortgesetzt werden kann, betonte Braunlages Ortsvorsteher Albert Baumann. Er hob vor allem Christa Bennes Engagement hervor, die maßgeblich den Verein über Wasser gehalten habe. Die Verdienste Peter Braems um den Verein wurden in der Versammlung ebenfalls gewürdigt.
Baumann und Regina Grondey erinnerten an die Glücksschweinchen-Aktionen der Goslarschen Zeitung. Mehrmals schon sei der Sozialfonds bedacht worden, sodass Bedürftigen in Braunlage unbürokratisch geholfen werden konnte. Ebenso dankbar war der Sozialfonds über die jährlich 500 Euro der Firma Heise und das Entgegenkommen der Familie Fleischhacker in der Miete für die Räume der Braunlager Tafel. Dank der Glücksschweinchen und der Spenden stehe der Sozialfonds gut da, so Kassenwartin Christa Benne. Über seine Aktivitäten könne der Verein nicht konkret Auskunft geben, da Menschen geholfen werde, die nicht wollten, dass das bekannt wird, betonte sie. Das sei zudem eine der Schwierigkeiten der Arbeit. Denn die Menschen zu finden, die Hilfe brauchen, sei nicht leicht. „Problematisch genug, dass es überhaupt Menschen gibt, die Hilfe brauchen. Darum ist es wichtig, dass es diesen Verein gibt“, sagte sie.
Von Menschen, die vor Freude weinten, weiß sie zu berichten. Dabei reicht das Spektrum der Hilfe von Fahrtkostenzuschüssen zu Ärzten, Fachärzten, zur Arbeitsagentur oder zum Landkreis über Vereinsbeiträge für ein Kind bis hin zur Unterstützung beim Kauf von Waschmaschine, Staubsauger, Herd oder Mietzuschuss, wenn es in einem Monat mal nicht reichte. Ute Holzke-Schüller engagiert sich mit fünf weiteren Ehrenamtlichen seit mehr als zehn Jahren für die Braunlager Tafel, die dienstags und freitags von 17 bis 18 Uhr in der Herzog-Wilhelm-Straße öffnet.
Regelmäßig kämen etwa 15 Personen, die für sich und ihre Familien einkaufen, informierte sie auf der Versammlung. Sie bedankte sich für die Unterstützung der Discounter in Braunlage, Wernigerode, Benneckenstein und St. Andreasberg. Blumen für die Vorsitzende und Schokolade für die fleißigen Tafel-Ehrenamtlichen gab es auch. „Wir könnten noch viel mehr Helfer gebrauchen“, so Ute Holzke-Schüller. „Dann könnte die Arbeit besser verteilt werden.“
Viele werden mit Namen begrüßt, wenn um kurz vor 17Uhr die Tür in der Herzog-Wilhelm-Straße aufgeht und die Besucher sich hereinschieben. An diesem Dienstag haben Yvonne Kubath und Karin Fahrig Dienst. Yvonne Kubath unterstützt die Braunlager Tafel bereits seit acht Jahren. Karin Fahrig ist seit Jahresbeginn dabei. Insgesamt sieben Ehrenamtliche kümmern sich abwechselnd zweimal in der Woche um die Tafel. Bevor die Kunden kommen, gibt es einiges zu erledigen. Die Waren müssen von den Supermärkten abgeholt werden. Das Ein- und Ausladen der Eurokisten geht am besten zu zweit. In den Räumen der Tafel wird ausgepackt: Yoghurts, Käse, Fisch, Fleisch- und Wurstwaren auf den langen Ausgabe-Tisch, Gemüse und Obst in die Stiegen. Dunkelfleckige, aromatische Bananen und jede Menge Lauchstangen, Tomaten, Möhren, Pilze in Plastikschälchen und Orangen prägen das Angebot. Auch Brot gibt es heute. Kühlschränke und Truhen – alles ebenso gestiftet wie die Regale und der Tisch – stehen im Nebenraum. Die Stühle füllen sich schnell mit den Besuchern. Sie bezahlen die Gebühr von 1,50 Euro und zeigen ihren Ausweis. Danach zieht jeder eines der durchnummerierten Plättchen aus einem Beutel. Hier gilt nicht: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. In der Reihenfolge der Nummern auf dem Plättchen wird bedient. Keiner drängelt, die Stimmung ist ruhig, Familien unterhalten sich in ihren Landessprachen und stöbern in dem Stapel Geschirr, der auf dem Tisch steht. Rentner sitzen und warten. „Schwein?“, fragt Yvonne Kubath und deutet auf die abgepackte Wurst. Mancher nickt, andere lehnen ab. Mini-Peperoni sind auch nicht jedermanns Sache. Als jeder zufrieden den Raum verlassen hat, packen Yvonne Kubath und Karin Fahrig noch einmal an. Es muss aufgeräumt und sauber gemacht werden.

Der Vorstand mit Christa Benne, Regina Grondey, Ulrike Kleemann sowie Tafel-Ehrenamtliche Ute Holzke-Schüller (v.l.).