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GdP-90 Delegierte sprechen über Einsätze, Ausstattung und Arbeitszeiten

Polizisten machen auf Versammlung in Goslar ihrem Ärger Luft

Polizisten sind auf einer Rodelpiste im Harz im Einsatz. Dass Winterstiefel nicht zu ihrer Ausrüstung gehören, ist ein Kritikpunkt auf der Delegiertenversammlung in Goslar. Archiv- und Symbolfoto: Swen Pförtner/dpa

Polizisten sind auf einer Rodelpiste im Harz im Einsatz. Dass Winterstiefel nicht zu ihrer Ausrüstung gehören, ist ein Kritikpunkt auf der Delegiertenversammlung in Goslar. Archiv- und Symbolfoto: Swen Pförtner/dpa

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) – Direktionsgruppe Bundesbereitschaftspolizei – tagt seit Dienstag im Goslarer Hotel Achtermann. Zentrale Themen sind Ausstattung und Arbeitszeiten der Polizei, aber auch Gehälter und Politik.

Von Petra Hartmann Donnerstag, 28.10.2021, 11:00 Uhr

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Goslar. Keine Winterstiefel für Polizisten, kein W-Lan in den Dienststellen, zu lange und wenig planbare Arbeitszeiten ... Um diese und ähnliche Probleme spricht die Gewerkschaft der Polizei (GdP) – Direktionsgruppe Bundesbereitschaftspolizei – seit Dienstag auf ihrer Delegiertenversammlung im Goslarer Hotel Achtermann. Die rund 90 Delegierten, davon 41 stimmberechtigte, kommen aus ganz Deutschland.

Die Anwesenden sprächen für über 6000 Menschen, betonte der Vorsitzende Steffen Ludwar. In seiner Rede umriss er zentrale Probleme der Bundesbereitschaftspolizei, mit denen sich die GdP befassen müsse. Zu seinen Forderungen gehören eine strukturelle Stärkung der Polizei, eine gerechtere Bezahlung und eine bessere Ausstattung. Besonders hart seien die schwer planbaren Arbeitszeiten: „Wir haben keinen festen Schichtplan, wir wissen teilweise heute nicht, wo wir morgen sind. Wie oft ist es mir passiert, dass ich in der Nacht in einem Hotel aufwachte und nicht einmal wusste, in welchem Bundesland wir sind.“ Dass die Rufbereitschaft nur zu einem Achtel abgerechnet werde, sei ein Ärgernis: „Wir sind acht Stunden im Hotel, und was bekommen wir dafür? Eine Stunde!“ Eine Kleinigkeit, die tief blicken lässt: Drastisch schilderte Ludwar den zähen, lang anhaltenden Kampf, bis den Polizisten endlich Winterstiefel bewilligt wurden.

Ähnliche Probleme sprach Andreas Rosskopf, Vorsitzender der GdP, Bezirk Bundespolizei, an: Der Kampf um Winterstiefel oder Toilettenwagen für die Einsatzkräfte – „all das dauert viel zu lange, oft meint man, dass die Behörde mit Absicht verhindern will, das anzuschaffen.“ Defizite gebe es auch bei der technischen Ausstattung der Gebäude: „Wir haben 2021, und wir sprechen davon, ob W-Lan überhaupt notwendig ist.“ Politisch sei die GdP auf einem guten Weg. Es habe sich ausgezahlt, dass man mit allen Parteien, außer der AfD, gesprochen habe. Nun würden er und seine Kollegen von Politikern während der Koalitionsverhandlungen angerufen und um Rat gebeten.

Frank Vornholt, ständiger Vertreter der Direktion der Bundespolizei, hob die Bedeutung dieser Polizeiabteilung hervor. Die Länder seien nicht mehr fähig, größere Einsatzgeschehen ohne Bundesbereitschaftspolizei zu handhaben. Er berichtete auch über den Einsatz bei der Hochwasserkatastrophe, als unter anderem Wasserwerfer zum Transport von Brauchwasser eingesetzt wurden.

Als Gast sprach die designierte Goslarer Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner über das Thema Sicherheit. Die noch amtierende Amtsrichterin machte deutlich, dass Menschen in Deutschland, rein statistisch betrachtet, heute so sicher leben wie noch nie. Die Fallzahlen in vielen Straftaten seien gesunken. Die Lockdowns hätten mit dazu beigetragen, dass etwa Einbrüche stark zurückgegangen seien. Zugenommen hätten aber Vergehen wie Subventionsbetrug, Computerkriminalität und sexuelle Misshandlungen von Kindern. Sie berichtete beispielhaft von einem ihr langjährig bekannten Einbrecher, der plötzlich wegen Betrugs vor Gericht stand und der sich beinahe für diesen „Berufswechsel“ entschuldigte: „Ja, was soll ich denn machen? Mir bleibt ja nichts anderes übrig, die Geschäfte sind zu, die Leute bleiben zu Hause ...“

Für den „Weißen Ring“ sprach der Goslarer Außenstellenleiter Günter Koschig, der über das Leid der Opfer von Verbrechen berichtete und von der Hilfe, die der Verein leiste. Er stellte auch die Goslarer Zivilcourage-Kampagne vor und erzählte von Opfern und Alltagshelden aus Goslar, wie von der jungen Mutter und ihrem Kind, die von einem Messerstecher überfallen und durch das beherzte Eingreifen dreier Bürger gerettet wurden.

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Andreas Rosskopf. Foto: Hartmann

Andreas Rosskopf. Foto: Hartmann

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