Patienten-Armbänder legen Infektionsketten offen
Armbänder wie dieses mit einem Transponder sollen helfen, die Verbreitung multiresistenter Erreger einzudämmen. Foto: Michael Matthey/dpa
Bluetooth-Transponder erfassen im Siloah-Krankenhaus in Hannover die Kontakte von Patienten, Geräten und Räumen. Das Ziel: Infektionsketten schnell zu unterbrechen.
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Hannover. Infektionsschutz per Armband: Um die Ausbreitung von multiresistenten Erregern einzudämmen, werden die Patienten und Mitarbeiter im Siloah-Krankenhaus in Hannover nach und nach mit digitalen Transpondern ausgestattet. Auch Medizingeräte und Krankenhausbetten werden mit den Sendern ausgerüstet, wie die Klinikum Region Hannover GmbH (KRH) mitteilte.
Aktuell haben rund 60 Patienten den Transponder. „Ziel ist es, alle Patientinnen und Patienten zu erfassen. Das können in der Spitze über 500 sein“, sagte eine Sprecherin. Im Laufe des ersten Quartals 2026 sollen alle Patienten und rund 1.300 Mitarbeiter an das Infektionskontrollsystem ICS angeschlossen werden. Später könnten weitere Häuser der KRH folgen.
Allein im Siloah sollen um die 500 Patienten und 1.300 Mitarbeiter an das System angeschlossen werden. Foto: Shireen Broszies/dpa
Mittels Bluetooth werden beim ICS die Kontaktdaten von Personen, Räumen und Geräten erfasst. Kommt es zu einer Infektion, kann das Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene die Daten auswerten – und so Informationen zum möglichen Ausgangspunkt der Infektion bekommen.
„Diese Infektionsquelle kann dann gezielt und schnell beseitigt und die Infektionskette damit effektiv unterbrochen werden“, sagte die KRH-Oberärztin Dr. Karin Kobusch laut einer Mitteilung.
„Deutlich schneller als bisher“
Konkret heißt das: Bei den Patientinnen und Patienten, die in einem bestimmten Zeitraum Kontakt zu der Infektionsquelle hatten, können Kontrollabstriche gemacht werden und die Patientenzimmer oder Untersuchungsräume desinfiziert werden. Auch die Mitarbeiter können gewarnt werden, wenn es Kontakt zu einem Erreger wie etwa Meningitis oder Tuberkulose gab.
Die Software helfe dabei, Zusammenhänge zwischen infizierten Patienten zu erkennen, sagte Daniel Ewert-Schönstein, Senior IT-Projektmanager Krankenhausdigitalisierung der KRH. „So lässt sich der Ursprung einer Infektionskette deutlich schneller identifizieren als bisher.“
Im Fokus stehen Krankenhauskeime, die über Monate auf Oberflächen überleben können und meist über Handkontakt aufgenommen und weitergegeben werden. Grundsätzlich wäre das System aber etwa auch für Covid-Infektionen, die sich über die Atemwege verbreiten, einsetzbar.
Keime vor allem für immunschwache Patienten gefährlich
Die Bewegungsdaten werden den Angaben zufolge pseudonymisiert gesammelt und nur dann einer Person zugeordnet, wenn ein konkreter Verdacht auf eine Infektionskette besteht. „Wir können sicherstellen, wo die Daten hingehen und wer Einsicht zu ihnen hat“, sagte Ewert-Schönstein.
Die Übertragung gefährlicher Keime zu verhindern, ist laut dem Klinikverbund gerade für Patienten mit geschwächtem Immunsystem wichtig. Das zunehmende Auftreten multiresistenter Keime sei dabei ein besonderer Grund zur Sorge, da diese gegen viele Antibiotika unempfindlich seien und Therapien erschwerten.
Das Projekt zur Einführung des Infektionskontrollsystems wird über das Krankenhauszukunftsgesetz des Bundes mit drei Millionen Euro gefördert.