Massiver Polizei-Einsatz bei Lunikoff-Konzert

Ein Polizeifahrzeug am frühen Sonntagabend in Bündheim gegenüber der Tankstelle, hinter der sich der Gewerbehof befindet. Rund 50 Beamte waren im Umfeld des Liedermacher-Konzerts in der Bäckerstraße im Einsatz. Foto: Schlegel
Bad Harzburg. Das Kurzfristige Konzert des Sängers aus der Nazi-Szene am Sonntagabend in Bündheim bleibt ohne Zoff.
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Rund 50 Beamte der Polizei-Inspektion Goslar sowie der Bereitschaftspolizei Göttingen postierten sich rund um den Veranstaltungsort, den teilweise leerstehenden früheren Gewerbehof der Firma Neon Pahl im Bereich Bäckerstraße/Dr.-Heinrich-Jasper-Straße. Nach Mitteilung der Polizei war das Konzert als „Balladenabend eines Liedermachers“ angekündigt. Es habe vor bis zu 70 Zuhörern bis 23.30 Uhr in einem „geschlossenen Kreis ohne jegliche Außenwirkung“ stattgefunden.
Schon während der Veranstaltung wurden nach Polizeiangaben Verkehrskontrollen hinsichtlich eines möglichen Alkohol- oder Drogenkonsums durchgeführt. Etliche Kraftfahrzeuge und deren Fahrer seien überprüft worden. Dabei seien ein Beamter beleidigt und falsche Personalienangaben gemacht worden. Ein entsprechendes Verfahren wurde eingeleitet. Bei einer intensiven Diskussion in den sozialen Medien war am Sonntag auch eine Überreaktion der Ordnungskräfte thematisiert worden.
Der 51-jährige Regener aus Berlin ist ehemaliger Sänger der neonazistischen Musikgruppe „Landser“, die vom Bundesgerichtshof als kriminelle Vereinigung eingestuft wurde. Regener wurde im Jahre 2003 vom Berliner Kammergericht zu einer über dreijährigen Haftstrafe unter anderem wegen Volksverhetzung verurteilt.
Noch während des Prozesses gründete Regener eine neue Band namens „Die Lunikoff Verschwörung“. Die Auftritte fanden oftmals im konspirativen Rahmen statt, Regener war nach seiner Haftentlassung im Jahre 2008 starken Führungsauflagen unterworfen.
Nach Darstellung der Polizei schlugen am Wochenende Kontaktversuche fehl, den Eigentümer des früheren Gewerbeparks zu erreichen. Seit Mitte der 90-er Jahre vermietet Neon Pahl, damals in die Goslarer Baßgeige abgewandert, die Räumlichkeiten an der Bäckerstraße. Auch gestern war Inhaber Pa-trick Pahl unterwegs und für die GZ nicht zu erreichen.
Im Februar 2008 war es an gleicher Stelle bereits einmal zu einem ähnlichen Vorgang gekommen, als fünf Bands und ein Liedermacher aus dem rechten Spektrum auf einer Privatveranstaltung mit rund 300 Besuchern in einer vermieteten leerstehenden Halle aufspielten – auch damals ohne besondere Vorkommnisse. Seinerzeit war sogar eine Hundertschaft Polizei angerückt.
Pahl hatte anschließend gegenüber der GZ gesagt, er habe nicht gewusst, wofür die Halle genutzt werden sollte. Für die Zukunft wolle er aufmerksamer sein – „das findet hier nicht mehr statt“.
Was durchaus im Sinne der Polizei wäre, die jetzt am Sonntag noch einmal erklärte, wieso sie gleich zweifach Konfliktpotenzial sehe: Zum einen sei nicht auszuschließen, dass es zu Störungen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung bis hin zur Begehung von Straftaten komme. Zum anderen seien bei Bekanntwerden solcher Konzerte regelmäßig Gegenaktionen und -veranstaltungen des bürgerlichen und des linken Spektrums zu erwarten, die zu Auseinandersetzungen führen könnten.

Michael Regener („Lunikoff“) ist der ehemalige Sänger der neonazistischen Musikgruppe „Landser“. Foto: Uli Deck dpa