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Fußball-Bundesliga

Leichtes Spiel: Krisenclub FC St. Pauli bei den Über-Bayern

Erlebt sportlich seine schwerste Zeit beim FC St. Pauli: Cheftrainer Alexander Blessin

Erlebt sportlich seine schwerste Zeit beim FC St. Pauli: Cheftrainer Alexander Blessin Foto: Christian Charisius/dpa

In einer Krise ist es hilfreich, gute Freunde zu sehen. Hilfe darf der FC St. Pauli bei seinem Gastspiel beim FC Bayern in München aber nicht erwarten. Der Blick richtet sich auf die Spiele danach.

Von Claas Hennig, dpa Donnerstag, 27.11.2025, 10:10 Uhr

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Hamburg. Kein Spiel ist für den FC St. Pauli so leicht wie das Spiel gegen den FC Bayern München. Gerade jetzt. Viel mehr David gegen Goliath gibt es in der Fußball-Bundesliga derzeit kaum. Die Hamburger können mitten in ihrer schweren Krise befreit aufspielen. Niemand stellt in München überzogene Erwartungen an sie - und nach den vergangenen Wochen ohnehin nicht. Es stellt sich für viele nur noch die Frage: Wie hoch fällt die Niederlage aus?

Acht Liga-Pleiten hat die Mannschaft zuletzt erlebt. Dass am Samstag (15.30 Uhr/Sky) beim deutschen Meister und souveränen Tabellenführer mit der neunten zu rechnen ist, bedarf kaum hellseherischer Kräfte. Daran ändert auch das 1:3 der Bayern gegen Arsenal in London in der Champions League am Mittwochabend. Es war die erste Niederlage des Starensembles überhaupt in dieser Saison.  

Bayern-Spiel als Übung für die Defensive

„So was habe ich in meiner Karriere auch noch nicht erlebt“, sagte St. Paulis Torwart Nikola Vasilj nach dem Mittwoch-Training vor Hamburger Medien zur Pleitenserie. „Aber wir können da mental ein bisschen entspannter hinfahren, weil keiner mit uns rechnet. Für solche Spiele gegen die Besten der Welt spielt man Fußball.“

Auch sein Abwehrchef Eric Smith sieht die Chancen realistisch. „Selbst wenn wir zehnmal in Folge gewonnen hätten, würden wir keine drei Punkte aus diesem Spiel erwarten“, sagte er. „Vielleicht kommt dieses Spiel gerade richtig, um an unserem Defensivverhalten zu arbeiten. Denn dort werden wir vermutlich ein bisschen mehr zu verteidigen bekommen.“

In München wartet auf St. Paulis Abwehrchef Eric Smith (l) und Torwart Nikola Vasilj viel Arbeit.

In München wartet auf St. Paulis Abwehrchef Eric Smith (l) und Torwart Nikola Vasilj viel Arbeit. Foto: Harry Langer/dpa

Der Schwede dürfte mit seiner Einschätzung richtig liegen. Die sportlichen Daten der beiden Mannschaften in dieser Bundesliga-Saison sprechen für sich: In den bisherigen elf Spielen holten die Bayern 31 Punkte und schossen 41 Tore. Nur beim 2:2 bei Union Berlin gingen die Münchener nicht als Sieger vom Platz. Die Hamburger haben bislang nur sieben Zähler geholt und sind nur noch einen Punkt vor den Abstiegsplätzen.

Sportliche Welten zwischen St. Pauli und Bayern 

Zu Hause hat der FC Bayern in sechs Spielen drei Gegentore zugelassen und 26 geschossen. Der FC St. Pauli traf bislang nur dreimal in der Fremde. Allein die Quote von sieben Gegentreffern in fünf Auswärtspartien ist Liga-Durchschnitt.

Mit insgesamt neun Toren hat der FC St. Pauli gemeinsam mit dem Hamburger Stadtrivalen HSV die wenigsten Treffer erzielt. Die Bayern durften sich schon 41 Mal abklatschen. Auch bei den Marktwerten liegen die Kader der beiden Clubs weit auseinander.

Nach der Bayern-Partie folgen vier bedeutende Spiele

Eben weil die Ausgangssituation so klar ist, gibt das Spiel in München dem FC St. Pauli und seinem Cheftrainer Alexander Blessin auch eine kurze Atempause in der Krise. Danach stehen bis zur Weihnachtspause vier wesentlich wichtigere Spiele an.

Nach dem Achtelfinalspiel im DFB-Pokal bei Borussia Mönchengladbach am Dienstag (18.00 Uhr) geht es vier Tage später in der Liga zum starken Aufsteiger 1. FC Köln. Außerdem ist noch der aktuelle Tabellenletzte 1. FC Heidenheim (13.12., 15.30 Uhr/Sky) am Millerntor zu Gast, letzter Gegner des Jahres ist auswärts der derzeitige Vorletzte Mainz 05 (21.12., 15.30 Uhr/Sky). 

Das seien „vier Gegner, die schlagbar sind“, hatte Blessin nach der Niederlage gegen Union Berlin gesagt. Sein Ziel ist: „Dann mal ein dreckiges Spiel mit 0:0 oder 1:0 mitzunehmen und daraus Mut zu schöpfen und eine kleine Serie einzuleiten.“ 

Dass der 52-Jährige trotz der Negativserie im Verein nicht zur Disposition steht, weiß er zu schätzen. Präsident Oke Göttlich und auch Sportdirektor Andres Bornemann haben Blessin auch nach dem Berlin-Spiel den Rücken gestärkt. 

Zu Gast bei Freunden

Mitten in dieser Krise mit dem Sturz könnte es dem FC St. Pauli guttun, am Samstag bei Freunden zu Gast zu sein. Im Fußball-Profi-Geschäft gibt es zwar kaum größere Gegensätze wie zwischen den großen Bayern und dem Kiezclub - und dennoch pflegen die beiden Vereine seit mehr als 20 Jahren eine innige Freundschaft. Auch zwischen den Fan-Gruppen der beiden Teams gibt es seit Jahren enge Verbindungen.

2003 hatte der FC Bayern vor allem dank der Initiative von Manager Uli Hoeneß mit einem Benefizspiel zur Rettung des damals schwer angeschlagenen FC St. Pauli beigetragen. Auf eine sportliche Rettungsaktion im aktuellen Abstiegskampf dürfen die Hamburger wohl kaum hoffen.

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