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Harzer Fichten reisen nach China

Das Runde muss ins Eckige: Mit viel Geschick muss der Holzlasterfahrer die knapp 12 Meter langen Fichtenstämme in den Container schieben. Fotos: Bruns

Das Runde muss ins Eckige: Mit viel Geschick muss der Holzlasterfahrer die knapp 12 Meter langen Fichtenstämme in den Container schieben. Fotos: Bruns

Buntenbock. China ist in und um Clausthal-Zellerfeld schon lange ein Thema. Doch mittlerweile sorgt nicht mehr nur die TU für Beziehungen zu Fernost. Aktuell entwickeln sich die Fichten rund um die Berg- und Universitätsstadt zu einem kleinen Exportschlager in das Reich der Mitte.

Von Eike Bruns Freitag, 09.11.2018, 13:43 Uhr

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Buntenbock. China ist in und um Clausthal-Zellerfeld schon lange ein Thema. Doch mittlerweile sorgt nicht mehr nur die TU für Beziehungen zu Fernost. Aktuell entwickeln sich die Fichten rund um die Berg- und Universitätsstadt zu einem kleinen Exportschlager in das Reich der Mitte.

Derzeit verkaufen die Landesforsten das viele gefällte Fichtenholz nach China. Zu erkennen ist das an den Sattelschleppern mit 40-Fuß-Containern, die sich aus dem Oberharz in Richtung Hamburger Hafen auf den Weg machen.

Hans Graf zu Rantzau ist Holzhändler speziell für Rundhölzer. Der Geschäftsmann aus dem schleswig-holsteinischen Rosdorf zwischen Itzehoe und Neumünster versteht sich auf den Export verschiedener Baumsorten und sorgt dafür, dass Harzer Fichten auf die andere Seite der Erdhalbkugel gelangen.

„Das ist sicherlich ein relativ kurzfristiger Effekt“, erklärt der Graf die Umstände für die weiten Transportwege. Die Stürme und vor allem der Borkenkäfer haben in den vergangenen Monaten dafür gesorgt, dass im Harz mehr als doppelt so viele Fichten gefällt werden mussten, als normal. Die Folge: Der Markt ist gesättigt, der Preis liegt am Boden. „Und die heimischen Sägewerke werden dieses Überangebot auch noch zu spüren bekommen“, spricht der Holzhändler ein Problem an, das derzeit allerdings weniger im Harz, aber beispielsweise im Sauerland oder in Ostwestfalen-Lippe hochkocht.

Das Fichtenholz nicht vor Ort zu lassen, sondern zu exportieren, scheint da die logische Konsequenz. Zumal die Ware in China und auch Korea gefragt ist. „Es ist Konstruktionsholz, das zum Beispiel für den Häuserbau oder für Bettgestelle benötigt wird“, erklärt Hans Graf zu Rantzau den Verwendungszweck.

Damit ist es wahrscheinlich, dass die verarbeiteten Harzer Fichten nicht ausschließlich für den chinesischen Markt bestimmt sind, sondern weiter exportiert werden. Auch in die USA? Das sei ja fast schon eine politisch-philosophische Frage, meint der Graf, die er ohnehin nicht beantworten könne. Er sei sich lediglich relativ sicher, dass das verarbeitete Holz nicht wieder zurück nach Deutschland kommt.

Dass es erst einmal sicher nach China kommt, dafür müssen ein paar Sachen beachtet werden. Zum Beispiel die Länge der Fichtenstämme. 11,5 Meter sollen sie lang sein, und für alle Fälle gewissermaßen noch mal 30 Zentimeter Puffer obendrauf. Mehr geht auch kaum, denn ein 40-Fuß-Container hat gerade mal eine Länge von gut 12 Metern.

Die Container sind die beste Verpackung für den rund 40 Tage langen Transportweg nach China. Der führt erst einmal vom Oberharz nach Hamburg, wo die Container mit Gas für alle Fälle von allen Sporen und Schädlingen befreit werden, denn die sollen im Gegensatz zum Holz nicht exportiert werden. Und dann geht es auf dem Seeweg mit riesigen Containerschiffen in Richtung Reich der Mitte.

Für Dirk Franke ist die Aufgabe ebenfalls mit einiger Logistik verbunden. Der Leiter des Reviers Buntenbock im Forstamt Riefensbeek muss geeignete Umschlagsplätze suchen. Denn die Fichten, die aus seinem Revier nach China gehen sollen, können nicht einfach mitten im Wald in einen Container geladen werden. Dafür sind die Laster zu ungeeignet.

Der Parkplatz am Entensumpf ist hingegen ideal. Direkt an der Bundesstraße 242 gelegen und mit Wenderaum ausgestattet, können dort die Containerlaster von Holzlastern beladen werden. Ein Vorgang, der viel Augenmaß und Lärmunempfindlichkeit erfordert. Denn die langen Fichtenstämme können nur von hinten in die langen metallenen Behälter geschoben werden.

Für Franke allemal ein nicht alltäglicher Vorgang. „Solange ich Revierleiter bin, kann ich mich nicht erinnern, dass Holz nach China verkauft wurde.“

Selbst wenn es nach Graf zu Rantzau geht, soll das auch kein Zustand sein, der lange anhält. Nicht nur, weil der Transport deutlich mehr kostet als das Holz selbst. Letztlich ist der ungewöhnliche Export auch dem Preisverfall durch die Borkenkäferplage geschuldet. „Und das wollen wir ja eigentlich nicht so haben“, sagt er.

Hans Graf zu Rantzau (li.) und Revierleiter Dirk Franke verfolgen die Verladung am Entensumpf. Für Franke ist es das erste Mal, dass „seine“ Bäume nach China kommen.

Hans Graf zu Rantzau (li.) und Revierleiter Dirk Franke verfolgen die Verladung am Entensumpf. Für Franke ist es das erste Mal, dass „seine“ Bäume nach China kommen.

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