GZ-Podcast mit Adrian auf Entzug: "Ich wusste, dass ich geistig süchtig war"

Mit 19 Jahren hat Adrian angefangen zu kiffen, jetzt ist er 26 Jahre alt und auf Entzug. Im "Gästezimmer" spricht er über seine Sucht, seine Entscheidung, vom täglichen Kiffen loszukommen und seine Erlebnisse mit anderen Drogen. Um unerkannt zu bleiben, hat er nicht seinen echten Namen angegeben.
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Goslar. Wer an eine drogenabhängige Person denkt, hat vielleicht nicht direkt das Bild eines angehenden Akademikers im Kopf, der sich für FridaysFor Future engagiert. Adrian (veränderter Name) erfüllt vielleicht nicht das Klischee, trotzdem ist er auf Entzug. Der 26-Jährige ist süchtig nach Cannabis. Darüber spricht er in der aktuellen Folge vom „Gäste-Zimmer“. Um unerkannt zu bleiben, stellt er sich nicht mit seinem echten Namen vor.
Generell ist Adrian gegenüber Drogen aufgeschlossen - auch chemischen. Im GZ-Podcast erzählt er von seinen Erfahrungen mit Pilzen, LSD und MDMA. Noch heute wirken sich die Drogen auf ihn aus: „Ich habe immer noch einen verstärkten Zugang zu meinem Unterbewusstsein.“ Hängen geblieben ist er jedoch auf Cannabis, umgangssprachlich als „Gras“ bezeichnet. Aus ein paar Mal kiffen wurde Gewohnheit. Bis ihn seine Sucht 50 Euro in der Woche gekostet und er täglich einen Joint geraucht hat: zum Entspannen. Ein Mal im Monat trifft er sich mit seinem Suchtberater Lars Fischer, dem Leiter der Goslarer Jugend- und Drogenberatung (Drobs). Adrians Ziel: einen negativen Drogentest abgeben. Cannabis ist bis zu drei Monate im Urin nachweisbar. Dass er süchtig ist, hat Adrian vor zwei Jahren gemerkt. Sein Kurzzeitgedächtnis hat nachgelassen, schlagfertig war er auch nicht mehr. Bis heute hat er immer wieder Probleme, Worte zu finden. Zunächst hat er versucht, allein von seiner Sucht wegzukommen, daran ist er gescheitert.
Auf Entzug ist Adrian vor allem wegen seiner Freundin. Sie hat ihn dabei unterstützt, Fakten recherchiert und ihn letztlich dazu gebracht, sich bei der Drobs Hilfe zu holen. „Ich schäme mich nicht dafür“, sagt er.
Trotzdem will der Student unerkannt bleiben. „Es gibt noch viele Vorurteile und das könnte mir in der Zukunft Chancen verbauen. Wenn’s nach mir ginge, würde ich es in die Welt hinausschreien!“ Im „Gäste-Zimmer“ erzählt er von seinen Strategien, vom Gras loszukommen. Um das zu schaffen, musste er sein Umfeld verändern. „Niemand wacht eines Tages auf und sagt: Hey, ich hab Bock abhängig zu werden. Man rutscht da rein, durch seine Umgebung.“
Heute, rund sechs Wochen nach der Aufnahme, hat Adrian es geschafft. Sein Entzug war erfolgreich: Der letzte Test vor zwei Wochen war negativ. Für den Rest des Jahres hat er sich vorgenommen, nicht zu kiffen.
Danach vielleicht mal wieder zu einem „besonderen Anlass“, wie er selbst sagt. Angst, wieder in die Sucht abzurutschen, hat er nicht. „Ich wohne ja jetzt nicht mehr in der Kiffer-WG und habe auch meine Freundin, die mich weiterhin unterstützt“, sagt er.
Hintergrund:
- Cannabis, umgangssprachlich Gras genannt, wird meist in Form von Marihuana oder Haschisch konsumiert. Marihuana sind die Blüten der Cannabis-Pflanze, Haschisch ist das Harz. Der Wirkstoff ist THC. In Deutschland wird Cannabis unter den illegalen Drogen am häufigsten konsumiert. Die positive Wirkung entfaltet sich meistens als Entspannung und allgemeinem Wohlbefinden. Negative Folgen können Panikreaktionen inklusive Wahnvorstellungen sein.
- LSD ist eines der stärksten Halluzinogene. Es verändert Wahrnehmungen sehr stark, Farben und Musik werden intensiver empfunden. Als positive Wirkung kann die Droge Euphorie auslösen. Allerdings kann LSD auch einen „Horrortrip“ verursachen – geprägt von Angst, Panik und Kontrollverlust. Die Wirkdauer kann bis zu 12 Stunden andauern. Halluzinogene bieten ein geringes Suchtrisiko.
- MDMA ist gemeinhin als Partydroge bekannt. Seit den 1980er Jahren wurde sie oft synonym zu Ecstasy verstanden. Jedoch beinhalten Ecstasy-Pillen nicht immer den Wirkstoff MDMA. Die positive Wirkung ist unter anderem Euphorie und ein Gefühl von emotionaler Nähe zu den Mitmenschen. Es können jedoch auch bestehende negative Gefühleverstärkt oder Panikattacken ausgelöst werden, was noch Wochen oder Monate nach der Einnahme auftreten kann.
- Halluzinogene Pilze werden auch als "Magic Mushrooms" bezeichnet und wirken ähnlich wie LSD, verändern also das Bewusstsein und die Wahrnehmung über die Sinne Riechen, Hören, Sehen und Tasten. Die Wirkung hält zwischen drei und acht Stunden an. Generell ist die Wirkung bei Drogen unterschiedlich und hängt von vielen Faktoren ab. Ob LSD oder MDMA negativ wirken, ist vor allem abhängig von der Persönlichkeitsstruktur des Konsumenten oder der Konsumentin, der Verfassung (Set) und der Umgebung (Setting).