„Demut ist das Wichtigste im Cockpit“

Sonne im Gesicht, die „Piper“ im Rücken: Wolfgang Lück auf dem Fluggelände des Motorflug-Clubs Salzgitter. Fotos: Roß
Goslar. Wolfgang Lück aus Goslar ist seit 70 Jahren Pilot: Der Weltenbummler hat gut 18.500 Starts hinter sich. Gerade arbeitet er an seinem Lebenswerk.
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Wolfgang Lück sitzt lässig mit Sonnenbrille auf einem Plastikstuhl und beobachtet die Wiese des Flugplatzes in Salzgitter-Drütte. Vor ihm steigen zwei Männer in eine Maschine des Typs „Piper“ ein – ein Motorflugzeug für maximal vier Passagiere. Die Propeller fangen an sich zu drehen, die Maschine setzt sich in Bewegung. Startbahn 7 ist das Ziel. Warum? „Man muss immer gegen den Wind starten“ erklärt Wolfgang Lück. Der 84-Jährige muss es wissen. Er ist seit 70 Jahren Pilot.
Fliegen war schon immer seine Leidenschaft. Begonnen hat alles während des Zweiten Weltkriegs. 1944 hatte der 14-Jährige das Mindestalter und -gewicht von 45 Kilogramm erreicht, um in das NS-Fliegerkorps aufgenommen zu werden. Sein erster Flug am 17. Juli war eher ein „Sprung mit zwei Rutschern“, erinnert sich Wolfgang Lück. Seitdem hat er unzählige Erlaubnisse und Berechtigungen für Segel- und Motorflugzeuge erhalten und – so eine Selbsteinschätzung – „gut 18.500 Starts“ hinter sich. 30 Jahre arbeitete Wolfgang Lück als Fluglehrer, die gleiche Zeit war er Sachverständiger bei Flugunfalluntersuchungen.
Seine Flieger-Karriere ist schon auf dem Papier wohl ziemlich einzigartig. Doch das ist nicht alles: Denn Wolfgang ist ein Weltenbummler, ein Mann, der immer das nächste Abenteuer sucht. 1953 fuhr er im VW-Käfer nach Istanbul. Auf dem Rückweg versagten bei dem altersschwachen Gefährt die ersten beiden Gänge. „Über den Loibl-Pass in den Alpen mussten wir rückwärts fahren.“
Solche Geschichten sprudeln nur so aus ihm heraus. Er lehnt sich zurück, den Kopf leicht nach oben geneigt und erzählt: „1966 ermöglichte mir der Besuch des Weltgeflügelkongresses in Kiew eine Reise von Jalta bis Leningrad. Eine Seltenheit zu der Zeit.“ Wolfgang Lücks Vater war im Lebensmittelgeschäft tätig.
Es folgten Abenteuer in Nepal (1975), Mexiko (1979), Südafrika (1981) und noch viele mehr. Die Welt scheint nicht groß genug für Wolfgang Lück zu sein.
Er fing an, Langstreckenflüge zu organisieren. Der erste führte 1972 mit zwei Flugzeugen und sechs Teilnehmern von Salzgitter nach Korsika. 22 weitere sollten folgen: „Vom Nordkap bis nach Tunesien, oder von Portugal bis Polen“, nennt der Mann mit den 70 Jahren Flugerfahrung weitere Beispiele.
Sicherheit war ihm dabei immer am wichtigsten: „Wir hatten keinen Unfall oder größere Probleme während der Flüge. Demut, das ist das Wichtigste für einen Piloten.“ Unfälle passierten meist, weil man sich überschätzt. Aus gesundheitlichen Gründen ist er seit einem Jahr nicht mehr selbst geflogen. Seine Lizenz läuft in zwei Jahren ab. Ob der 84-Jährige noch mal ins Cockpit zurückkehrt? „Weiß ich nicht, nur wenn ich ganz sicher bin.“ Bis dahin schneidet, vertont und digitalisiert Wolfgang Lück seine Reisedokus, die er mit einer Kamera festhält. 28 Filme hat er fertig, „und noch viel Material über“, verspricht Wolfgang Lück. Und der nächste Urlaub ist auch schon gebucht. Dieser Pilot ist lange nicht am Ziel.

Ein Blick ins Cockpit: Wolfgang Lück ist voll in seinem Element.