Arnd Peiffer: Deshalb jubelt Biathlon-Deutschland

Das komplette deutsche Team feiert in Östersund Philipp Nawrath (M.). Dank des besten Rennens seiner Laufbahn sprintet der 30-Jährige nicht nur zum Triumph über zehn Kilometer, sondern erobert auch die Führung im Gesamtweltcup. Foto: Lundahl/dpa
Das hat es seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr gegeben. Deutschland dominiert den internationalen Biathlon-Sport und stellt mit Franziska Preuß und Philipp Nawrath die Gesamtführenden im Weltcup. Der Clausthal-Zellerfelder Arnd Peiffer erklärt den Erfolg.
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Am Freitag steht er in Hochfilzen wieder als ARD-Experte vor der Kamera. Arnd Peiffer wird dann sicherlich auch seine Einschätzung zum Traumstart der deutschen Biathletinnen und Biathleten geben, die im schwedischen Östersund alle Prognosen übertroffen haben. „Das hat keiner erwartet“, sagt auch der Olympiasieger aus Clausthal-Zellerfeld, der in der GZ die Erfolge dennoch erklären kann.
Zehn Podestplätze, Franziska Preuß und Philipp Nawrath im Gelben Trikot der Gesamtführenden – was das deutsche Team in den Schnee von Östersund gezaubert hat, sucht seinesgleichen. In seiner Karriere, die nach elf Jahren im Weltcup im März 2021 endete, habe er solch eine Situation nicht erlebt, meint Peiffer, der sagt: „Die Mannschaft ist wie in einem Rausch gewesen, es hat sich hochgeschaukelt.“ Vor allem die Zahl der Podiumsplätze in den Einzelrennen, acht von 18 möglichen, sei bemerkenswert: „Das ist außergewöhnlich.“ Und auch nur schwer zu wiederholen. Von daher gelte: „Sie sollen das jetzt einfach genießen.“

Arnd Peiffer. Foto: GZ-Archiv
„Das Setup passt, das Selbstvertrauen ist da, die Mannschaft ist läuferisch gut“, sagt der 36-Jährige weiter. Ein Grund seien die „Granaten-Ski“ gewesen, die aus dem deutschen Wachs-Truck geliefert wurden. Aber auch strategische Entscheidungen scheinen sich auszuzahlen: Peiffer verweist auf die Verpflichtung von Ex-Langlauftrainer Jens Filbrich sowie den bereits im vergangenen Jahr vorgenommenen Schachzug, mit dem Slowenen Uros Velepec (Männer) und dem Norweger Sverre Olsbu Roeiseland (Frauen) Trainer-Expertise aus dem Ausland dazuzuholen.
„Neuer Schwung“
Velepec, seit dieser Saison Cheftrainer, zum Beispiel sei auch im Radsport sehr gut vernetzt und mit seinem Landsmann und Vuelta-Sieger Primoz Roglic befreundet. Daher seien in der Sommervorbereitung sicher andere Akzente gesetzt worden, als noch zu Zeiten des im Frühjahr zurückgetretenen Mark Kirchner. „So ein Wechsel kann neuen Schwung reinbringen“, sagt Peiffer, der zudem den Eindruck hat, dass das neue Team gut harmoniert.
Dass Nawrath und Roman Rees im eher fortgeschrittenen Biathlon-Alter von 30 Jahren in Östersund ihren ersten Weltcupsieg feierten, kommt für Peiffer nicht gänzlich überraschend. Rees habe seine Qualitäten im Einzel schon bei den vergangenen Olympischen Spielen gezeigt, als er nur knapp eine Medaille verpasst. „Und bei Philipp hat man schon immer gedacht, dass er das kann. Er ist läuferisch gut, hat es aber nie so richtig zusammengebracht. Jetzt haben die beiden es zusammengebracht.“
Imponiert habe ihm, sagt der Wahl-Münchener, dass alle in den Interviews „sehr reflektiert, sehr geerdet“ gewirkt hätten und trotz der Erfolge „nicht durchgedreht“ seien. Wohl auch in dem Wissen, dass es schon in Hochfilzen von null losgeht und vor allem die Norweger sich mit dem bisherigen Saisonverlauf alles andere als zufrieden zeigen dürften. Dort zählen bekanntlich nur Siege.
Boe „kokettiert“
Dass der jahrelange Überflieger Johannes Thingnes Boe in Zeiten, in denen Fluor-Wachs verboten ist, die Kraftpakete in der Loipe im Vorteil sieht, sei ein „bisschen überspitzt. Ich glaube, dass er damit ein bisschen kokettiert.“ Man müsse sich nur seine beachtliche Laufzeit im Verfolgungsrennen ansehen.
Die Sprintrennen am Freitag in Österreich werden weiteren Aufschluss geben, ob das Imperium aus Norwegen in der Lage ist zurückzuschlagen. Arnd Peiffer wird’s vor der Kamera analysieren. Er ist in diesem Winter noch in Antholz, bei der WM in Tschechien und beim Biathlon auf Schalke als ARD-Experte gefragt. „Da habe ich gute Rennen erwischt“, sagt er und dürfte alles andere als böse sein, wenn er weitere deutsche Erfolge kommentieren kann.