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Anderthalb Jahre glückliches Lege-Leben

Katharina Wellner füttert die Hühner. Sie und ihr Mann Jan halten 240 Legehennen und wollen ihre Schar noch vergrößern.  Foto: Sowa

Katharina Wellner füttert die Hühner. Sie und ihr Mann Jan halten 240 Legehennen und wollen ihre Schar noch vergrößern. Foto: Sowa

Jerstedt. „Ich wollt‘, ich wär‘ ein Huhn ...“ Mag ja sein, dass die 240 Hühner von Jan und Katharina Wellner beim Legen nicht singen. Aber dass sie sich wohler fühlen als ihre Kolleginnen in Legebatterien, sieht man den klassik-braunen Lohmann-Hennen an. Seit einem Jahr gehört das 6000 Quadratmeter große Freilauf-Gelände zum Hof. Nun will das Jerstedter Landwirtspaar weitere 240 Hennen anschaffen.

Von Petra Hartmann Mittwoch, 24.07.2019, 17:15 Uhr

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Jerstedt. „Ich wollt‘, ich wär‘ ein Huhn ...“ Mag ja sein, dass die 240 Hühner von Jan und Katharina Wellner beim Legen nicht singen. Aber dass sie sich wohler fühlen als ihre Kolleginnen in Legebatterien, sieht man den klassik-braunen Lohmann-Hennen an. Seit einem Jahr gehört das 6000 Quadratmeter große Freilauf-Gelände zum Hof. Nun will das Jerstedter Landwirtspaar weitere 240 Hennen anschaffen.

Eier von „glücklichen Hühnern“ aus Freilandhaltung – zunächst war es nur ein eine Liebhaber-Idee. Doch was als kleines Projekt der 30-jährigen Katharina Wellner begann, ist längst auf dem Weg, zweites Standbein des Ackerbaubetriebs zu werden. Die Eier – braun, Güteklasse A – werden direkt auf dem Hof in Jerstedt und in einem kleinen grünen Holzhäuschen im Windmühlenweg 14 verkauft. Wer eines oder mehrere mitnehmen will, packt sie selbst in einen Transportkarton und legt 35 Cent pro Ei in die Vertrauenskasse. Das funktioniere sehr gut, sagt die Bäuerin, Diebstahl oder Vandalismus habe sie noch nicht erlebt. Die kleineren, dünnschaligeren XL-Eier von Junghennen werden im Kilokarton angeboten.

Die Hühner leben in einem mobilen Stall, den die Wellners auf dem in Parzellen eingeteilten Freilauf-Areal problemlos hin und her bewegen können. Auf dem Gelände gibt es sehr unterschiedlichen Bewuchs, Teile sind mit insektenfreundlichen Blütenpflanzen bewachsen, an anderer Stelle ragen hohe Roggenhalme auf, zwischen denen die Hennen sich verstecken können.

Zur Betreuung der legenden Damen gibt es auch drei Hähne, die sich das Revier und die Zuständigkeiten inzwischen fast gleichberechtigt aufgeteilt haben. Der eine weiße Gockel ist Chef im Kaltscharrraum, der andere weiße im Stall, der bunte übernimmt das Kommando draußen auf der Wiese. Wobei „Kommando“ eigentlich nicht das richtige Wort ist: Die Ladys sagen den Hähnen offenbar recht deutlich, was sie von ihnen erwarten, erklärt Katharina Wellner. Untereinander haben die Hennen eine strenge Hackordnung, und manchmal kriegen die Männchen auch einen Schnabelhieb ab. Der Job der Hähne ist nicht nur, die Hennen bei Laune zu halten. Vor allem sollen sie Wache halten und aufpassen, dass der Habicht nicht unbemerkt ins Hühnervolk einfallen kann. Wenn sich ein Greifvogel nähert, sind es die Hähne, die Alarm geben und die Hennen möglichst in den Stall treiben. Bislang hat der Greifer sich rund 10 bis 15 Hennen geholt, dafür ist aber noch kein Fuchs im Stall eingebrochen. Ein bisschen Schwund gebe es eben immer, sagt Jan Wellner, doch das sei zu verkraften.

Als „Bio“ dürfen Wellners die Eier nicht verkaufen. Denn dazu müssten sie auch Bio-Futter verwenden. So bekommen die Hühner nur ein konventionelles Gemisch aus Mais, Weizen und Soja, speziell für mobile Ställe. Auf jeden Fall gentechnikfrei, wie Jan Wellner betont. Zwölf Tonnen Futter pro Jahr verbrauchen die 240 Hühner und legen dafür 200 bis 220 Eier pro Tag, jede Henne durchschnittlich 0,8 täglich.

Bislang müssen Jan und Katharina Wellner die Eier nicht stempeln. Für Betriebe mit unter 350 Hennen ist es nicht vorgeschrieben, aber wenn die Wellners einen zweiten Stall kaufen und die Zahl der Tiere verdoppeln, müssen sie auch eine Stempelmaschine anschaffen. Dann könnte es auch eine dritte Verkaufsstelle geben, vielleicht an der B6.

Übrigens: Die Liedzeile „Ich legte vormittags ein Ei, und nachmittags wär‘ ich frei“ nehmen die Hühner sehr ernst. Die meisten legen ihre Eier in den frühen Morgenstunden im Stall ab, wo sie weiche Körnerbetten aus Dinkelspelz zur Verfügung haben. Wenn sich morgens um 10 Uhr die Stalltüren automatisch öffnen, haben die Hühner ihr Tagesgeschäft bereits erledigt und haben nicht mehr zu tun als zu scharren und zu picken – mit etwa 10.000 Pickschlägen pro Tag, wie Katharina Wellner verrät.

Lange währt das glückliche Hühnerleben allerdings nicht. Im Alter von 18 Wochen beginnen die Hühner mit dem Eierlegen, und mit anderthalb Jahren ist ihr Berufsleben zu Ende. Dann werden die Tiere geschlachtet. Der Großteil des Fleisches geht dann wohl an die Familie, vielleicht werden nächstes Jahr aber auch auf dem Hof Gläser mit Suppe undHühnerfrikasseeangeboten.

Ein Video über die Hühner und ihren mobilen Stall finden Sie im Internet.

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