Kinder mit Heuschnupfen richtig behandeln
Die Allergologin Katja Nemat empfiehlt Eltern, die Symptome ihrer Kinder und den Zeitpunkt des Auftretens sorgfältig zu notieren. Foto: Nicolas Armer, dpa
Immer mehr junge Menschen leiden unter einer Pollenallergie – Eltern sollten frühzeitig einen Arzt aufsuchen, damit sich kein Asthma entwickelt, rät die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Und gibt es eigentlich Medikamente für Kinder?
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Eine allergische Reaktion auf Blütenstaub entsteht, wenn das Immunsystem Abwehrzellen bildet, die Pollen-Stoffe übermäßig bekämpfen. Die Zellen lösen eine Entzündung im Bereich der Nasenschleimhäute aus, wenn sie mit den Stoffen über die Atemluft in Kontakt kommen. Führt dies beim Betroffenen zu Beschwerden, sprechen Mediziner von einer Allergie.
Etwa jedes zehnte Kind leidet unter einer Pollenallergie. Auch immer mehr Kleinkinder erkranken, sagt Dr. Katja Nemat, Ärztin in der Praxis für Kinderpneumologie und Allergologie im Kinderzentrum Dresden: „Wir sehen immer öfter auch drei Jahre alte Kinder mit Heuschnupfen.“ In der Regel trete die Krankheit erst ab dem zweiten Lebensjahr auf: „Der Körper braucht meist zwei Pollensaisons, um die Allergie zu entwickeln.“
Pollen-Allergie oder Erkältung?
Heuschnupfen macht sich laut Robert-Koch-Institut (RKI) vor allem an der Nase der Erkrankten bemerkbar: Sie läuft, kribbelt und kann verstopft sein. Zudem leiden Betroffene oft unter Niesattacken. Häufig kommen juckende und gerötete Augen hinzu. Teilweise ähneln die Symptome einer Erkältung oder einem normalen Schnupfen.
Der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB) weist darauf hin, dass der Nasenschleim bei Heuschnupfen eher flüssig und klar, bei einer Erkältung eher gelblich und fest ist. Auch könne sich die Allergie über die ganze Pollensaison halten, während eine Erkältung meist nach zwei Wochen vergeht. Laut Allergologin Nemat haben Pollen-Allergiker meist weder Gliederschmerzen noch Fieber – anders als bei einem grippalen Infekt. Dafür seien die Beschwerden an den Augen bei Heuschnupfen oft stärker.
Nemat empfiehlt Eltern, die Symptome ihrer Kinder und den Zeitpunkt des Auftretens in einem Kalender oder per App zu notieren: „So kann der Arzt die Beschwerden mit dem Pollenflug abgleichen und bestimmen, ob Heuschnupfen überhaupt in Frage kommt.“
Wann ist ein Arztbesuch nötig?
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung rät, einen Verdacht auf Heuschnupfen ärztlich abklären zu lassen, denn unbehandelt könne sich daraus ein allergisches Asthma entwickeln.
Auch Nemat sagt, Eltern können mit ihrem Kind bei Verdacht einer Pollenallergie ruhig frühzeitig zum Arzt, „um das Kind nicht zu lange leiden zu lassen“. Auf einen Termin in einer Allergologie-Praxis müsse man zwar oft etwas länger warten. Meistens könne aber bereits der Kinderarzt weiterhelfen. Nemat empfiehlt, Kinder auf Heuschnupfen zu testen, sollten sich die Symptome über mehrere Wochen halten oder zwei Jahre hintereinander beobachtet werden.
Die Antikörper, die die übermäßigen Reaktionen auf Pollen auslösen, können per Bluttest nachgewiesen werden. Auch ein Pricktest ist möglich. Beide Tests können auch bei kleinen Kindern durchgeführt werden.
Gibt es Medikamente für Kinder?
Eltern können auch kleinen Kindern Medikamente geben. Bei leichten Symptomen können befeuchtende Augentropfen, Meersalz-Nasenspray oder eine Nasenspülung helfen: „Die spülen Pollen und den Schleim weg“, erklärt Nemat. Gegen eine stark verstopfte Nase dürften Kinder ein Nasenspray mit Kortison benutzen. Auch Antihistaminika als Tabletten oder Saft helfen.
Ist eine Immuntherapie geeignet?
Mit einer Immuntherapie, der Hyposensibilisierung, lässt sich auch ein Heuschnupfen bei Kindern behandeln. Dabei werden die Stoffe, auf die der Erkrankte allergisch reagiert, entweder unter die Haut gespritzt oder per Tabletten oder Tropfen eingenommen. So gewöhnen sich die Abwehrzellen an die Allergene – die Überreaktion lässt nach. Die Therapie ist für Kinder ab fünf Jahren zugelassen und dauert drei bis fünf Jahre.
Nemat rät dazu, erkrankte Kinder lieber zu behandeln, als sie während der Pollensaison einzusperren: „Die sozialen Kontakte und die Außenwelt sind wichtig für die Entwicklung.“
Von Nick Kaspers, Funke-Mediengruppe