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Aktion mit Polizei und Landkreis

Harzburgs Kinder loben gute und beschimpfen schlechte Autofahrer

Mit 23 statt 30 Sachen ist Dirk Junicke an der Scule vorbeigefahren. Dafür gibt es ein dickes Lob von den Kindern. Aber nicht alle Verkehrsteilnehmer verhalten sich so vorbildlich.

Mit 23 statt 30 Sachen ist Dirk Junicke an der Scule vorbeigefahren. Dafür gibt es ein dickes Lob von den Kindern. Aber nicht alle Verkehrsteilnehmer verhalten sich so vorbildlich. Foto: Schlegel

Viele Autofahrer halten sich vor den Bad Harzburger Grundschulen an die Tempolimits. Darüber freuen sich die Kinder. Aber es gibt auch einige, die es mit der Geschwindigkeit nicht so genau nehmen. Und die wurden von den Kindern gemaßregelt.

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Von Holger Schlegel
Mittwoch, 04.09.2024, 06:00 Uhr

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Bad Harzburg. Aufregung in der Grundschule Bündheim: Die Polizei ist da und auch noch zwei dunkel gekleidete Herren in einem mysteriösen grauen VW-Bus. Mit Schreibtisch drinnen. Vor der Schule stehen am Straßenrand lauter Geräte mit böse blitzenden roten Augen. Doch alles ist zum Wohle der Kinder. Polizei und Landkreis waren am Montag zu einer gemeinsamen Verkehrssicherheitsaktion an der Schule, die sowohl Kinder als auch Autofahrer sensibilisieren sollten.

Ein Plus an Sicherheit

Die Aktion an sich ist so neu nicht, aber durchaus auch im Zusammenhang mit der aktuellen Verkehrssicherheitsoffensive vor Bad Harzburgs Grundschulen zu sehen. Dort sind seit Schuljahresbeginn Verkehrshelfer, früher nannte man sie Schülerlotsen, im Einsatz (die GZ berichtete). Und Christiane Meier, Verkehrssicherheitsberaterin der Polizei Goslar, resümierte am Montag, dass das Projekt durchaus erfolgreich verlaufe und ein Plus an Sicherheit bringe. In Bündheim beispielsweise seien aktuell genügend Freiwillige gefunden worden, um die Aktion bis zu den Herbstferien und vielleicht auch darüber hinaus zu ermöglichen.

Zu dem Gesamtpaket gehören natürlich auch einfache Polizeipräsenz sowie vor allen Dingen Tempokontrollen vor den Schulen. Der Landkreis und die Polizei wechseln sich damit ab. Am Montag waren beide vor Ort. Der Landkreis mit der Blitzer-Anlage, die Polizei in Gestalt von Christiane Meier und ihrem Kollegen Stefan Baier, um mit den Kindern eine besondere, mittlerweile aber auch erprobte Kampagne für die Autofahrer zu veranstalten: Vorbildliche Verkehrsteilnehmer wurden gelobt, die, die zu schnell fuhren, auf eindringliche Weise an ihr Fehlverhalten erinnert.

Die Blitzer an der Dr.-Heinrich-Jasper-Straße stehen nicht nur für die Schulkinderaktion dort. Gut fünf Prozent der Autofahrer sind zu schnell und bekommen demnächst Post vom Landkreis.

Die Blitzer an der Dr.-Heinrich-Jasper-Straße stehen nicht nur für die Schulkinderaktion dort. Gut fünf Prozent der Autofahrer sind zu schnell und bekommen demnächst Post vom Landkreis. Foto: Schlegel

Aber erst einmal musste natürlich alles erklärt werden. „Was machen wir denn heute hier?“, wollte Christiane Meier von den Erstklässlern wissen. Die waren im Bilde: „Wir gucken, ob die Leute nicht zu schnell fahren.“ Genau. Und die Kinder wussten auch, was „zu schnell“ ist: 30 km/h sind erlaubt. Und das misst die Anlage des Landkreises, bestehend aus dem „Chef“, also dem Gerät, das das Tempo in beide Fahrtrichtungen auf der Dr.-Heinrich-Jasper-Starße erfasst, und den beiden Mitarbeitern, also den Kameras mit dem Blitz.

Lachende und wütende Smileys

Und dann ging es los. Die Kinder positionierten sich oben an der Bushaltestelle vor der Tankstelle, in der Hand die Smiley-Karten. Grüne, lachende Smileys für alle, die sich ans Tempolimit hielten und rote, wütende für alle anderen. Zum Glück, das ergab die Messung an diesem Vormittag, waren es nur knapp fünf Prozent der Verkehrsteilnehmer, die sich zwischen Schloßkreuzung und Tankstelle nicht an die Tempo-Vorgaben halten. Aber auch das sind zu viele. Einer wurde sogar mit 54 Sachen geblitzt.

Die Kollegen vom Landkreis gaben per Funk an Baier durch, welches Auto, das sich gleich der Position der Kinder näherte, zu schnell oder aber ordentlich fuhr. Stefan Baier winkte es dann an den Straßenrand und dort schlug die große Stunde der Kinder. Wer beispielsweise „nur“ mit 23 Sachen unterwegs war, bekam von dem ganzen Rudel ein lautes „Dankeschön“ entgegengerufen, die grünes Smileys wurden geschwenkt.
Mit 43 in der 30er-Zone? Das macht Schulkinder böse.

Mit 43 in der 30er-Zone? Das macht Schulkinder böse. Foto: Schlegel

Aber ab und an war dann halt auch ein zu schneller Autofahrer dabei, der sich prompt einem Heer von wütenden Kindern und roten Smileys gegenüber sah. Das ist natürlich ein sehr peinlicher Moment und letzten Endes sicherlich in Kombination mit dem Strafzettel, den es demnächst vom Landkreis per Post gibt, ein Denkzettel, der Wirkung haben dürfte. Und genau das war ja auch der Plan.

Mit der Smiley-Aktion ist die Verkehrssicherheitsoffensive vor den Grundschulen aber noch lange nicht beendet. Auch in den kommenden Wochen werden immer mal wieder Tempokontrollen durchgeführt.

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