Kreistag lehnt eigene Erdwärme-Projektgesellschaft ab

Ein Mitarbeiter des Energieanbieters „Deutsche Erdwärme“ steht an einem Geothermie-Bohrplatz vor einem Bohrturm. Foto: dpa
Der Kreistag hat über den Weg zur Nutzung von Geothermie im Landkreis Goslar gestritten. Die rot-grüne Kreistagsmehrheit lehnt es ab, dafür eine eigene Projektentwicklungsgesellschaft zu gründen. Dies hatte die CDU gefordert.
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Goslar. Seit das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie etwa vor einem Jahr dem Bohringenieur Uwe Bokemüller aus Oker erlaubt hat, zwischen Goslar, Bad Harzburg sowie Teilen von Langelsheim und Vienenburg nach Geothermie zu suchen, ruhen die Hoffnungen darauf, dass die Erdwärme im Landkreis genutzt werden kann, um die Energiewende zu bewältigen. Der Kreistag hat jetzt über den Weg zur Erdwärmenutzung gestritten.
Nach ausgiebiger Debatte lehnte das Gremium mehrheitlich einen Antrag der CDU-Fraktion ab, der von Bürgerliste und der Linken-Fraktion unterstützt wurde. Die Christdemokraten wollten, dass der Landkreis Goslar eine eigene Projektentwicklungsgesellschaft gründet, um die Geothermie in mehreren Anlagen zu nutzen. An der Gesellschaft hätten sich Kommunen, aber auch Investoren und Einrichtungen wie die Technische Universität Clausthal beteiligen können sollen. Der CDU-Kreistagsabgeordnete Ralph Bogisch sagte, seine Fraktion bezwecke mit dem Antrag, „nicht nur zu prüfen, was möglich ist, sondern auch in die Umsetzung zu kommen“.
Versorger beteiligen
Stattdessen sieht der mehrheitlich auf den Weg gebrachte Antrag aus den Fraktionen des rot-grünen Mehrheitsbündnisses vor, dass die Kreisverwaltung prüft, wie die Geothermie mit finanzieller Hilfe genutzt werden kann. Dabei sollen die Energieversorger beteiligt werden.
Am Ende der ausführlichen Debatte stellte Landrat Dr. Alexander Saipa (SPD) fest, der Landkreis sei nicht der entscheidende „Player“. Schließlich reiche eine Bohrung nicht aus. Um die Erdwärme nutzen zu können, sei auch ein Wärmenetz erforderlich. „Mit so einem Antrag ist es nicht getan“, sagte er an die Adresse der CDU gerichtet und fragte, warum der Landkreis überhaupt ein Wärmenetz betreiben solle. Der Landkreis unterstütze die Nutzung von Wärmeenergie, aber er halte nichts davon, eine eigene Gesellschaft dafür zu gründen. In einer Verwaltungsvorlage wird zudem erklärt, dass eine solche Gründung ein finanzielles Risiko bergen könne.
Kein Vorreiter
Die neue SPD-Fraktionsvorsitzende Annett Eine, die in diesem Amt Eckhard Wagner abgelöst hat, erklärte, dass ohnehin nur vier Städte von Geothermie profitieren könnten. Sie nannte Goslar, Bad Harzburg, Langelsheim und Liebenburg. Außerdem sprach sie angesichts der Unwägbarkeiten von einem „langen Weg“ und „Risikopotenzial“ und sagte. „Das kann der Landkreis nicht alleine stemmen.“ Ihre Fraktion erwarte aber von der Verwaltung, dass diese mit den Bürgermeistern und Energieversorgern das Thema Geothermie verfolge.
Mathias Schlawitz von den Grünen bezeichnete eine eigene Gesellschaft des Landkreises als „falschen Weg“, bei dem Streit programmiert sei, weil die Aufgaben nicht definiert seien.
Enttäuscht von SPD und Grünen zeigte sich Rüdiger Wohltmann (Die Linke). Er habe sich „Aufbruchstimmung“ erhofft. Der Landkreis formuliere aber „wie immer“ nur Bedenken, anstatt eine „Vorreiterrolle“ einzunehmen.