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Am Mühlenteich

Wie eine alte Lutteraner Schlammfläche zum Spielplatz werden soll

Blick aus der Vogelperspektive auf Lutters Mühlenteich: Im Vordergrund ist die abgebaggerte Biotopfläche zu sehen, auf der einmal ein Spielplatz entstehen soll.

Blick aus der Vogelperspektive auf Lutters Mühlenteich: Im Vordergrund ist die abgebaggerte Biotopfläche zu sehen, auf der einmal ein Spielplatz entstehen soll. Foto: Neuendorf

Wie steht es um die Bauarbeiten am Lutteraner Mühlenteich? Dort soll ein Teil des Biotops, das sich aus einer ehemaligen Schlammfläche entwickelt hat, umziehen, damit auf ihm ein neuer Spielplatz für das Dorf entstehen kann.

Von Andreas Gereke Sonntag, 03.11.2024, 12:00 Uhr

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Lutter. Der Umzug ist vollbracht: Der Teil des Mühlenteich-Biotops, auf dem einmal ein neuer Spielplatz entstehen soll, ist an seinen neuen Platz verfrachtet worden – neue Adresse sozusagen „Am Großen Weidenteich 1“, wo sich ein neues Rohrglanzgras-Landröhricht-Biotop entwickeln soll.

Viele Pendelfahrten waren zwischen Mühlenteich und Weidenteich nötig, denn, so Langelsheims Bauamtsleiter Sven Ladwig, rund 570 Kubikmeter des ehemaligen Mühlenteichschlamms, der in der einstigen Kleingartenkolonie abgekippt worden war, mussten umgelagert werden. Die eingesetzten Lkw, es waren Dumper, die laut technischen Daten des Herstellers ein Ladevolumen von 3,5 Kubikmetern hatten, mussten also demnach eine dreistellige Anzahl an Fahrten absolvieren.

Fünf Liter pro Quadratmeter

Leer ging es vom Weidenteich für sie aber nicht zurück. Denn auf der Fläche, auf der sich das Biotop wieder entwickeln soll, war die alte Grasnarbe abgekratzt worden. Die musste zum alten Lutteraner Festplatz gebracht werden, um sie dort zwischenzulagern, damit sie im Anschluss auf der ehemaligen Biotopfläche verteilt werden kann. Nach dem Modellieren der Fläche am Mühlenteich erfolgt das Fräsen des Oberbodens und das Einsäen des neuen Rasens.

Letzte Modellierungsarbeiten: Am Mühlenteich begradigt ein Bagger das Gelände.

Letzte Modellierungsarbeiten: Am Mühlenteich begradigt ein Bagger das Gelände. Foto: Gereke

Und am Weidenteich? Nach dem Umlagern des alten Schlammbodens gestaltete auch dort der Bagger das Areal. Im Anschluss erfolgte das Verteilen der obersten Erdschicht des Mühlenteichareals. Denn auch dort waren 15 Zentimeter des Bodens mitsamt der Rhizome, also der Sprossachse des Rohrglanzgrases, abgetragen und zwischengelagert worden. Ziel: In der nächsten Vegetationsperiode soll es an neuer Stelle wieder neu austreiben. Zum Abschluss folgte noch das Durchnässen der Fläche. Dazu pumpten die Garten- und Landschaftsbauer Wasser aus dem Weidenteich als kalte Dusche auf das Gelände. „Fünf Liter pro Quadratmeter“, ruft einer der Arbeiter, der sich mit dem spritzenden Schlauch langsam vorarbeitet.

In der kommenden Woche wird jetzt noch die Hecke gepflanzt, die den künftigen Spielplatzbereich einfrieden wird. Von den insgesamt 2200 Quadratmetern, die die Teilbereiche umfasst, werden dafür 400 Quadratmeter benötigt. Die komplette Biotopfläche maß übrigens einstmals 5900 Quadratmeter. Und der Bauzaun, der das Areal eingrenzt, bleibt auch erst einmal stehen. „Bis alle Arbeiten abgeschlossen sind und die Baustelle auch von Arbeitsgeräten beräumt ist. Spätestens im Dezember wird der Bauzaun aber entfernt“, erklärt Ladwig. Übrigens: Der alte Standort für die Glascontainer an der Fläche bleibt dort erhalten, so der Bauamtsleiter.

Die Fläche am Großen Weidenteich, auf der sich das umgezogene Biotop entwickeln soll, muss nach Abschluss der Erdarbeiten durchnässt werden.

Die Fläche am Großen Weidenteich, auf der sich das umgezogene Biotop entwickeln soll, muss nach Abschluss der Erdarbeiten durchnässt werden. Foto: Gereke

Die ganze Biotop-Umsiedlung kostet einiges: „Rund 131.000 Euro sind für die Maßnahme veranschlagt, davon sind etwa 72.000 Euro Fördermittel aus dem Topf der Dorfentwicklung“, erklärt Ladwig. Auch für den Bau des neuen Spielplatzes, als Ersatz für den alten am Reitplatz, laufen zusätzliche Kosten auf: „100.000 Euro sind im Haushaltsentwurf vorgesehen, also ungefähr vergleichbar mit der Summe für den neuen Spielplatz Hahausen“, so Ladwig. Auch für dieses Projekt hatte die Stadt angekündigt, einen Förderantrag im Rahmen der Dorfentwicklung zu stellen.

Wie der Schlamm zum Biotop wurde

Bis der neue Spielplatz entsteht, wird es allerdings noch einige Zeit dauern. Der Umsetzungszeitraum könnte aber bei positivem Zuwendungsbescheid bis in das Jahr 2026 reichen, da mit einem Förderbescheid erst ab Mai 2025 gerechnet wird und vorher mit der Maßnahme nicht begonnen werden darf, hieß es dazu aus dem Langelsheimer Rathaus. Nach Vorliegen des Zuwendungsbescheides soll dann der Lutteraner Ortsrat beteiligt werden, um die Details des Spielplatzes festzulegen.

Zahlreiche Pendelfahrten sind für den Umzug eines Teiles des Mühlenteich-Biotops notwendig.

Zahlreiche Pendelfahrten sind für den Umzug eines Teiles des Mühlenteich-Biotops notwendig. Foto: Gereke

Und warum muss die aufwendige Umlagerung überhaupt erfolgen? Der Schlamm stammt aus dem Mühlenteich, der im Sommer 2014 teilweise ausgebaggert worden war, weil ihm die Verlandung drohte. Von Anfang an Teil der Pläne war es, den Aushub auf der Nachbarfläche, wo sich einst unter anderem Kleingärten befanden, zwischenzulagern. Das sollte Entsorgungs- und Transportkosten sparen. Der Landkreis erteilte dafür die Genehmigung. Von dort, so die Idee, sollte er dann auf landwirtschaftlichen Flächen verteilt werden. Doch obwohl der Schlamm beprobt und als unbedenklich für die Ausbringung auf Feldern eingestuft worden war, kam es nicht dazu.

Warum? Unklar. Irgendwie muss die Sache in Vergessenheit geraten sein. Denn aufgrund einer GZ-Anfrage im Sommer 2018 fiel beim Kreis auf, dass die Genehmigung für die Schlammstätte, die quasi zu einem Endlager geworden war, längst abgelaufen war. Die Baugenehmigung für die Schlammablagerung lief nämlich nur bis zum 31. Dezember 2015. 2018 hatte sich der Bereich schon zu einem geschützten Biotop gemäß Bundesnaturschutzgesetz entwickelt – alle Ideen, die gesamte Fläche der ehemaligen Kleingartenkolonie in eine parkähnliche Landschaft zu gestalten, waren hinfällig. „Denn ab diesem Zeitpunkt wäre die Entfernung ohne Ausnahmegenehmigung rechtswidrig gewesen“, so Kreissprecher Maximilian Strache dazu. Die Ausnahmegenehmigung erteilte der Kreis aber jetzt für den Teilbereich am Festplatz.

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