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Kulturforum Seesen

Carmela de Feo lässt die Halle in Seesen kochen

Leider kommt das Akkordeon wenig zum Einsatz, dafür die Stimme umso mehr.

Leider kommt das Akkordeon wenig zum Einsatz, dafür die Stimme umso mehr. Foto: Mateo

Rasanter Abend im Kulturforum Seesen: Mit Ruhrpottcharme und ohne Striptease bescherte La Signora ihrem Publikum einen herrlich leichten Abend.

Von Redaktion Sonntag, 08.12.2024, 05:00 Uhr

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Seesen. Nach dem witzigen Vorgeplänkel mit La Signora auf den Social-Media-Kanälen des Kulturforums und der großen Vorfreude beider Seiten war die Powerfrau Samstagabend nun endlich vor Ort: Im zugeknöpften, mausgrauen Kostüm mit Dutt und Haarnetz fegte sie auf die Bühne.

Slang aus dem Pott

„So! Fangn wa jetz endlich ma an? Bisschen disziplinierter bitte!“ Nahbarkeit ist Programm, ihrem herben Ruhrpottcharme kann sich das Publikum nicht entziehen. Erstmal wird das Publikum interviewt, um Stichworte für das Programm zu sammeln. Als wären die Antworten so bestellt, wird ruckzuck ein Programm draus, bei dem es die Gäste vor Lachen aus den Sitzen hebt. Spontan, schlagfertig bis in die Zehenspitzen und komisch ohne Ende - blitzschnell wird verarbeitet, was sich eben bietet.

Im zugeknöpften, mausgrauen Kostüm mit Dutt und Haarnetz fegt die Powerfrau über die Bühne:

Im zugeknöpften, mausgrauen Kostüm mit Dutt und Haarnetz fegt die Powerfrau über die Bühne: Foto: Mateo

„Schätzchen, wer hat Dich denn heute ausstaffiert?“ Verzweifelte Versuche von Ehefrauen, das Elend des Gatten mit Anziehsachen zu kaschieren, werden identifiziert. „Is dat deine Frau da neben Dir? Wenn ich mich hier so umschaue, ich scheine nur alte Leute anzuziehen. Aber ich muss euch enttäuschen, grade den Lüstling hier vorne: ich ziehe mich heute nicht aus. Obwohl, ich steh ja auf ältere Herren - ich krieg grad ganz feuchte Kniekehlen...“

Spontan und komisch

„Und der Herr hier vorn, der versuchte, sich schön zu machen. Wie lange bist Du denn schon mit ihr zusammen? 50 Jahre! Dat schafft die Jugend nich mehr, die Generation tauscht gern! Die lernen sich nich aufe Arbeit kennen, sondern aufe App.“

Auch alle anderen Themen wurden musikalisch verarbeitet. Neue Texte auf alten Songs bringen das Publikum in Schwung und La Signora ebenfalls. Das Tempo ist verbal wie optisch atemlos bis zur Pause, die sowohl die Künstlerin als auch das Publikum zum Durchatmen dringend benötigen. Leider kommt das Akkordeon wenig zum Einsatz, dafür die Stimme umso mehr.

Erstmal wird das Publikum interviewt, um Stichworte für das Programm zu sammeln. Selbst schuld, wer Plätze in den vorderen Reihen bucht.

Erstmal wird das Publikum interviewt, um Stichworte für das Programm zu sammeln. Selbst schuld, wer Plätze in den vorderen Reihen bucht. Foto: Mateo

Nochmal zurück zur Jugend. Eigentlich soll sie feiern bis zum „Jehtnichmehr“, aber was macht sie? Träumt vom Haus bauen und Kinder kriegen. Und kein Mensch sagt ihnen, „wat dat bedeutet“. Ein Baby guckt, sabbert und kackt. Von morgens bis abends, Tag für Tag. Guckt, sabbert, kackt.

Doch die erste Reihe wartet immer noch auf Striptease. „Leider, liebe Männer, kann ich nüscht für euch tun. Die Karten kaufen hauptsächlich eure Frauen, da ist die Richtung klar!“

Zum Schluss gab es einen großen Dank an Reiner und Björn von der Technik, an das Kulturforum und „an mir selber“. Es gibt auch nur eine Zugabe, weil: „irjendwann is auch jut!! Raus mit Euch, es ist nach 10! Ab ins Bett“.

Und, wie um sicherzugehen, dass sich alle auf den Weg machen, verabschiedete La Signora die Gäste mit unmissverständlicher Armbewegung. Nicht jedoch, ohne ihre Bücher zu signieren und sich unzähligen Selfies mit begeisterten Gästen hinzugeben. Improvisation ist eine riesengroße Stärke der Signora.

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