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Renaturierung

Krummbach bei Neuenkirchen soll wieder in Kurven fließen können

Südlich der Landessstraße 500 soll der Krummbach renaturiert werden, sodass er in der Aue mäandern kann. Für den Flächenerwerb gibt es für die Gemeinde eine 100-Prozent-Förderung.

Südlich der Landessstraße 500 soll der Krummbach renaturiert werden, sodass er in der Aue mäandern kann. Für den Flächenerwerb gibt es für die Gemeinde eine 100-Prozent-Förderung. Foto: Gereke

Vor einem Jahr verkündete der Wasserverband Peine das Aus fürs Hochwasserrückhaltebecken Krummbach bei Neuenkirchen, da die Kosten bei diesem Projekt in keinem Verhältnis zu den Nutzen stehen würden. Nun fließt Fördergeld für eine Alternative.

Von Andreas Gereke Montag, 06.01.2025, 14:00 Uhr

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Neuenkirchen. Ein Hochwasserrückhaltebecken wird es nicht, trotzdem wird sich der Krummbach bei Neuenkirchen verändern. Für ein anderes Projekt sind Fördermittel bewilligt, um dem Fließgewässer seine natürliche Form zurückgeben zu können.

Bei Neuenkirchen fließt der Krummbach unter einer Brücke hindurch, über die die Landesstraße 500 führt.

Bei Neuenkirchen fließt der Krummbach unter einer Brücke hindurch, über die die Landesstraße 500 führt. Foto: Gereke

Liebenburgs Bürgermeister Alf Hesse informiert, dass ein Fördermittelbescheid des Landes vorliegt, um Flächen erwerben zu können, die für die Renaturierung des Baches benötigt werden. Laut Antrag belaufen sich die Gesamtkosten auf 146.000 Euro – Geld, das vor allem für den Flächenkauf bestimmt ist. Die Landesförderung beträgt 138.700 Euro oder 95 Prozent. Das Geld stamme aus dem Programm zur Förderung von Vorhaben der „Naturnahen Entwicklung der Oberflächengewässer (NEOG)“, in diesem Fall der Fließgewässerentwicklung. Die verbleibenden 7300 Euro übernimmt die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Goslar. Somit ergibt sich für diesen Teil des Liebenburger Projekts eine 100-Prozent-Förderung.

Aue soll natürlichen Rückhalt bieten

Was ist nun geplant? „Die Alternative der Planer zum Hochwasserrückhaltebecken ist eine naturnahe Gewässerentwicklung auf rund 400 Metern des Krummbachs, die sowohl ökologische Vorteile wie auch Chancen für den Hochwasserschutz vereinen würde“, erklärt Sandra Ramdohr, Sprecherin des Wasserverbands Peine, der für die Gemeinde Liebenburg die Aufgaben des Hochwasserschutzes wahrnimmt, aber auch dieses Projekt plant. Vorgesehen ist für die Renaturierung ein Bereich südlich der Landesstraße 500. Ziel wäre eine Verlegung des begradigten Krummbachs plus naturnaher Ausgestaltung. Zudem würde eine Anbindung an die Aue einen flächenhaften natürlichen Rückhalt bei Hochwasserereignissen schaffen, erläutert sie. Die konkreten Planungen sollen in diesem Jahr erfolgen. Für die weiteren Kosten, die durch die Umsetzung entstehen, sollen weitere Fördertöpfe angezapft werden, so Liebenburgs Bauamtsleiter Alexander Barke.

Fast gerade fließt derzeit der Krummbach südlich von Neuenkirchen – der Bewuchs kennzeichnet den Bachverlauf.

Fast gerade fließt derzeit der Krummbach südlich von Neuenkirchen – der Bewuchs kennzeichnet den Bachverlauf. Foto: Gereke

Wie kam es eigentlich zum Aus für das Hochwasserrückhaltebecken am Krummbach, über das jahrelang diskutiert worden war und das vor allem die Unterlieger an der Warne in Gielde und Werlaburgdorf sowie Heiningen schützen sollte? Der Grund ist einfach: Die Kosten würden in keinem Verhältnis zu dem Nutzen stehen – zudem fehlen Fördermittel. Bei einem hundertjährigen Hochwasserereignis (HQ100) würden die Vorteile des Wasserrückhalts durch ein solches Becken nur sehr gering ausfallen, hieß es. „Damit war eine Förderung aus dem Sondervermögen Hochwasserschutz nicht möglich, andere Fördermittelprogramme stehen dafür aktuell nicht bereit“, so Ramdohr. Angesichts massiv steigender Baukosten und des erwartbaren überschaubaren Schadenpotenzials sei ein Beckenbau zum Hochwasserschutz am Krummbach „nicht mehr zielführend“.

Ursprünglicher Plan: Fast vier Meter hoher Damm

Eigentlich sollte in der kleinen Senke bei Neuenkirchen direkt an der L 500 ein Rückhaltebecken entstehen, das den Hochwasserschutz für drei Kommunen deutlich verbessern sollte, hieß es. Nutznießer hätten neben der Gemeinde Liebenburg auch die Nachbargemeinde Schladen-Werla und die Samtgemeinde Oderwald sein sollen. Geplant war der Bau eines 200 Meter langen Damms. Der sollte rund 3,75 Meter hoch und auf der Krone rund vier Meter breit werden, um ihn mit einem befahrbaren Weg zu versehen – am Fuß wäre der Damm bis zu 25 Meter breit gewesen. Die Größe des Beckens war so berechnet, dass mehr als 66.000 Kubikmeter Wasser hätten aufgestaut werden können – für ein Hochwasserereignis, das statistisch gesehen einmal in 100 Jahren eintritt. Dafür wäre eine Einstaufläche von rund sieben Hektar benötigt worden. Neben Geldern aus dem Sondervermögen Hochwasserschutz des Landes hätten die restlichen Kosten nach einem Verteilungsschlüssel unter den drei profitierenden Kommunen Liebenburg, Schladen-Werla und Oderwald aufgeteilt werden sollen.

Der Krummbach fließt an Neuenkirchen vorbei und mündet in der Warne.

Der Krummbach fließt an Neuenkirchen vorbei und mündet in der Warne. Foto: Gereke

Als die GZ im Jahr 2022 über das Projekt berichtet hatte, war von 710.000 Euro Gesamtkosten die Rede. In der Kostenschätzung aus dem Dezember 2023 wird jedoch aufgrund der Baupreissteigerungen von einer ganz anderen Summe ausgegangen: 1,3 Millionen Euro. „Bei der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung ging es um das dieser Summe entgegenstehende Schadenspotenzial bei einem HQ 100 – und das war demgegenüber gering“, so Ramdohr.

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