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Material der Grube Samson

Historische Fördermaschine im Oberharzer Bergwerksmuseum erneuert

Museumstechniker Erik Thasing hat über Monate den Handhaspel auf Vordermann gebracht.

Museumstechniker Erik Thasing hat über Monate den Handhaspel auf Vordermann gebracht. Foto: Privat

Der Handhaspel, die älteste Form der Schachtfördermaschinen, im Oberharzer Bergwerksmuseum strahlt in einem neuen Glanz. Museumstechniker Erik Thasing hat dafür originale Dachschindeln der Grube Samson genutzt.

Von Redaktion Montag, 30.09.2024, 15:00 Uhr

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Clausthal-Zellerfeld. Stolz blickt Museumstechniker Erik Thasing auf sein Werk. Neben seiner normalen Routinetätigkeit wie Rasenmähen, Laub kehren, Reparaturen oder Wartungsarbeiten hat er über Monate täglich etwas Zeit eingeplant, um sich dem historischen Handhaspel im Freigelände des Schaubergwerks zu widmen.

Das kleine Häuschen im Freigelände des Oberharzer Bergwerksmuseums hat eine Dachkonstruktion, die traditionell mit den früher für den Oberharz typischen Schindeln aus Fichtenholz gedeckt war. Moosbewuchs, Laub, das vom Ahornbaum herab fiel, aber auch ein kleiner Konstruktionsfehler des 1935 für Museumszwecke errichteten Handhaspels hatten dazu geführt, dass die Originalschindeln stark verwittert und teils gar nicht mehr vorhanden waren.

Die historische Aufnahme von etwa 1940 dient als Vorlage bei der Renovierung.

Die historische Aufnahme von etwa 1940 dient als Vorlage bei der Renovierung. Foto: Privat

Älteste Schachtfördermaschine der Welt

Handhaspel waren einfache, von menschlicher Muskelkraft betriebene Holzwinden zum Fördern von Erz und Gestein aus Schächten von geringer Tiefe. Im Oberharzer Silberbergbau wurden sie nachweislich vom 13. bis weit ins 19., teils bis ins 20. Jahrhundert benutzt. Ein Handhaspel ist die älteste Schachtfördermaschine überhaupt. Die maximale Förderhöhe betrug circa 40 Meter, die größte Nutzlast 75 Kilogramm. Auf die horizontal gelagerte Haspelwelle ist das Förderseil gewickelt. Die Seilenden mit den Förderkübeln sind normalerweise so in den Schacht geleitet, dass zwei Haspelknechte gleichzeitig einen Kübel in den Schacht und einen anderen zu Tage kurbeln konnten. In Versuchsschächten, wie er im Museumsfreigelände steht, wurde nur mit einem Kübel gearbeitet.

Lange vergessene Handwerkskunst

Die Unterkonstruktion auf dem kleinen Haspelhäuschen konnte Erik Thasing weiter benutzen, lediglich die schon 1935 verlegte Dachpappe und die sogenannte Kreuzlattung obendrauf musste er erneuern. Alles lief in enger Absprache zwischen Museumstechniker und Museumsleiter Uli Reiff, der selbst früher Tischler und Holzrestaurator war. Das Wissen der Handwerker über die Herstellung aus Fichtenholz gespaltener Nutschindeln ist lange vergessen, die Handwerkskunst der Schindelmacher im Oberharz ausgestorben.

Dennoch konnten die Museumsleute traditionelles und „echt Oberharzer“ Baumaterial einsetzen, weil auf Grube Samson vor vielen Jahren die Dachschindeln vom Denkmalschutz komplett ausgewechselt worden waren. Auf einen Hinweis des früheren Samson-Leiters Jochen Klähn hatte der Zellerfelder Museumsleiter noch verwendbare Nutschindeln sichergestellt. Nun kommen die alten Spaltschindeln rechtzeitig vor dem Wintereinbruch wieder zum Einsatz.

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