Sigmar Gabriel sagt tschüss

<p>Sigmar Gabriel und Angela Merkel arbeiten über Jahre hinweg Seite an Seite in der Regierungsverantwortung. Foto: dpa</p>
Goslar. Der frühere SPD-Parteichef Sigmar Gabriel gibt zum 1. November sein Mandat zurück und scheidet aus dem Bundestag aus. Diesen Schritt hat der Goslarer Genosse, der in Berlin den Wahlkreis Salzgitter-Wolfenbüttel mit Teilen des Landkreises Goslar vertritt, am Donnerstagabend parteiintern in einem Schreiben an Freunde und Weggefährten angekündigt.
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„Wenn ich jetzt nach etwas mehr als der Hälfte der Legislaturperiode schon ausscheide, hat das sehr persönliche Gründe“, erklärt Gabriel in dem Papier. Am wichtigsten sei das Gefühl, mit 60 Jahren noch einmal die Chance zu haben, etwas Neues anzufangen. Gabriel hatte wie berichtet am 12.September das sechste Lebensjahrzehnt vollendet und seinen runden Geburtstag in kleinem Kreis auf einem Segelschiff im Mittelmeer gefeiert.
Zwei Lehraufträge in Bonn und Harvard, die Arbeit als Publizist und Redner zu internationalen Fragen und das Ehrenamt als Vorsitzender der Atlantik-Brücke beschäftigten und beanspruchten ihn zunehmend. „Beides – das Abgeordnetenmandat und diese neuen Aufgaben – parallel wahrzunehmen, halte ich nicht für vertretbar“, macht der Goslarer Ehrenbürger deutlich.
Gabriel ganz ohne aktive Politik? Nur schwer vorstellbar. Aber wirklich überraschend kommt der Entschluss nicht mehr. Schon kurz vor der Europawahl hatte er Ende Mai angekündigt, bei der nächsten Wahl 2021 nicht mehr für den Bundestag kandidieren zu wollen. Als er Mitte Juni auf dem unrühmlichen Platz zwei der Abgeordneten mit den meisten Fehltagen im Bundestag aufgetaucht war, hatte er nicht lange um den heißen Brei herumgeredet und orakelt, er müsse im Sommer klären, ob er bis zum Ende der Wahlperiode im Bundestag bleiben könne.
Damals hatte die GZ schon von Bemühungen Gabriels berichtet, seine Büro-Mitarbeiter beruflich unterzubringen, um im Herbst zurücktreten zu können. „Alle sind hinreichend abgesichert oder haben bereits eine Anschlussbeschäftigung gefunden“, schreibt Gabriel jetzt.
Er gibt aber auch freimütig zu, nach seinem Ausscheiden als Außenminister zunehmend den Eindruck gewonnen zu haben, dass die SPD auf Bundesebene seiner Fähigkeiten nicht mehr bedürfe. „Und wenn man nicht mehr recht gebraucht wird, dann soll man besser gehen“, so Gabriel. Aber wohin? Zurück in die Kommunalpolitik? Ambitionen, 2021 für den Goslarer Kreistag kandidieren zu wollen, werden ihm nachgesagt. Dort hatte alles begonnen, als er 1987 als 28-Jähriger eingezogen war.