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Gipsstreit: Verband kontert Vorwürfe

Karstforscher werfen Gipsindustrie „Greenwashing“ vor

Gipsabbau der Firma Knauf am Alten Stolberg, einer bewaldeten Karsthochfläche des Südharzes in den Landkreisen Nordhausen und Mansfeld-Südharz.

Gipsabbau der Firma Knauf am Alten Stolberg, einer bewaldeten Karsthochfläche des Südharzes in den Landkreisen Nordhausen und Mansfeld-Südharz. Foto: BUND Nordhausen

Der Verband der Höhlenforscher kontert die Kritik von Unternehmer Christian Rehse senior, der dem Umweltschützer Dr. Friedhart Knolle vorwarf, Unwahrheiten zu verbreiten: Die Gipsindustrie betreibe Greenwashing und Rehse fehle naturkundliches Wissen.

Von Oliver Stade Freitag, 20.12.2024, 19:45 Uhr

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Harz. Im Gipsstreit zwischen dem Goslarer Umweltschützer Dr. Friedhart Knolle und dem Jerstedter Unternehmer Christian Rehse senior, der sich um den Abbau im Südharz dreht, meldet sich jetzt der Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher zu Wort. Vorsitzende Bärbel Vogel wirft der Gipsindustrie vor, „Greenwashing“ zu betreiben und Unwahrheiten zu betreiben.

Zur Erinnerung: Rehse, der in Jerstedt ein Unternehmen betreibt, das die Dentalbranche mit Gipsprodukten beliefert, hatte Knolle, der Vorsitzender des BUND Westharz ist, vorgehalten, Unwahrheiten in Bezug auf die Umwelteingriffe des Gipsabbaus zu verbreiten.

Unwiederbringlich verloren

Vogel schreibt: „Die Gipsindustrie behauptet, dass der Abbau naturverträglich und Renaturierung möglich sei. Das ist jedoch nicht machbar, sogar unter Tage verursacht es Umweltprobleme. Im Gegensatz zu anderen Lebensräumen wie Wald oder Gewässer können Karsterscheinungen nicht wiederhergestellt werden.“ Sei eine Höhle oder ein Erdfall abgebaut, seien diese Karstformen unwiederbringlich verschwunden. Im Südharz sei ein „einzigartiges Ökosystem“ bedroht.

Bärbel Vogel erklärt außerdem: „Gips ist ein Gesteinsrohstoff und somit endlich. Je früher sich die Gipsindustrie auf Recycling umstellt, desto mehr Natur, Kultur und Landschaft kann uns für eine gesunde Umwelt und für die Nachwelt erhalten bleiben.“ In diesem Punkt aber verbreite die Gipsindustrie Unwahrheiten.

Eine Wissenslücke?

Auch Unternehmer Rehse gehe offenbar davon aus, dass ein naturverträglicher Gipsabbau möglich sei, „offenbar mangels naturkundlichen Wissens um Karstgebiete“, meint die Verbandsvorsitzende. Der BUND verbreite in diesem Zusammenhang keine Unwahrheiten, sondern „unbequeme Fakten“.

Derweil hat sich der BUND Thüringen ebenfalls zu Wort gemeldet, um „verharmlosende Aussagen“ zum Gipsabbau einzuordnen. Die Aussage, Naturgips werde umweltfreundlich abgebaut, sei „ein Paradoxon“, weil Gips im Südharz „faktisch nicht umweltfreundlich abgebaut“ werden könne. In einer Mitteilung heißt es: „Gipsabbau zerstört irreversibel Landschaft, Lebensräume und Arten.“

Der Streit um den Gipsabbau im Südharz war aktuell aufgeflammt, nachdem der Landkreis Mansfeld-Südharz der Firma Knauf am 9. Dezember Erkundungsbohrungen nahe Questenberg genehmigte. Dagegen legte der BUND Sachsen-Anhalt drei Tage später Widerspruch beim Verwaltungsgericht Halle ein. Das Gericht hat die Probebohrungen bis zu einer endgültigen gerichtlichen Entscheidung gestoppt.

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