Immer mehr Opfer melden sich: Awo berichtet von deutlicher Zunahme
Eine Frau hält ihre Hände vor das Gesicht: Der Awo-Kreisverband Region Harz verzeichnet in ihren Beratungsstellen in Goslar mehr Menschen die Rat suchen, weil sie häusliche oder sexualisierte Gewalt erlebt haben. Foto: picture alliance/dpa
Der Awo-Kreisverband Region Harz meldet einen großen Zulauf in seinen Beratungsstellen, die sich um Opfer häuslicher Gewalt und um Kinder und Jugendliche kümmern, die sexualisierter Gewalt ausgesetzt sind.
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Goslar. Der Awo-Kreisverband Region Harz hatte in seinen Beratungsstellen in Goslar zuletzt deutlich mehr mit Menschen begleitet, die häuslicher und sexualisierter Gewalt ausgesetzt waren. Geschäftsführerin Tjorven Maack will daraus aber nicht ableiten, dass es auch mehr Straftaten gibt. Denkbar sei ebenso, dass sich aufgrund der Beratungsangebote mehr Menschen bei der Awo in Goslar melden.
Tjorven Maack, die seit 2017 Geschäftsführerin ist, berichtete während der Awo-Kreiskonferenz am Wochenende in Goslar, dass das Jugend- und Kinderbüro (Jukib) einen deutlichen Anstieg der Fallzahlen verzeichne. Die Zahl der Beratungen sei so hoch, wie es erst für die kommenden Jahre erwartet worden war, sagte sie. Das Jukib kümmert sich um Kinder und Jugendliche, die sexualisierte Gewalt erleben oder erlebt haben.
Weitere Aufgaben
Das Jukib war im Mai 2021 zunächst mit einer Probephase gestartet. Für 2023 wurden dann 15 Betroffene beraten und 30 allgemeine Beratungen verzeichnet. 2024 waren es bereits 31 Fälle und 109 Beratungen. „Und die dunkle Jahreszeit kommt erst noch“, sagte Tjorven Maack am Montag auf Nachfrage. Sie rechnet für dieses Jahr mit etwa zehn weiteren Fällen. Die Zahlen beziehen sich auf den Landkreis Goslar.
Eine Zunahme der Fälle um sogar 48 Prozent habe die Beratungs- und Interventionsstelle (Biss) von 2020 bis 2023 verzeichnet, sie kümmert sich im Landkreis Goslar um Menschen, die häuslicher Gewalt ausgesetzt sind. 2023 habe es 424 Fälle und 601 Beratungen gegeben, in diesem Jahr seien es schon 482 Fälle. „Wir gehen zum Jahresende von 560 aus“, sagte Maack weiterhin. Möglicherweise gelinge es durch die Arbeit der Awo, dass sich mehr Menschen wagen, sich mit ihren Problemen einer Beratungsstelle anzuvertrauen, in der sie begleitet und unterstützt werden.
Tjorven Maack und Awo-Vorstandsvorsitzender Eckhard Wagner berichteten außerdem, dass durch die Corona-Pandemie und den Krieg Russlands gegen die Ukraine viele Aufgaben hinzugekommen seien, um „Angebote für Menschen vor Ort zu schaffen“, wie es in einer Mitteilung heißt. Tjorven Maack berichtete von einer „hohen Auslastung“ der Beratungsstellen etwa für Migranten und einem hohen Zuspruch der Quartiersarbeit. Auch bei Sprachkursen gebe es eine größere Nachfrage.
Neuer Beirat
Der Bad Harzburger Eckhard Wagner ist seit 2020 Awo-Vorsitzender, er wurde am Wochenende für vier weitere Jahre im Amt bestätigt. Zur Stellvertreterin von Wagner wurde Roswitha Henze aus Langelsheim gewählt.
In den Beirat wurden die frühere Vorsitzende Ute Taube aus Clausthal-Zellerfeld, der SPD-Landtagsabgeordnete Christoph Willeke aus Bad Harzburg sowie Siegfried Rey aus Goslar gewählt. Stefan Loske aus Mechtshausen wurde als Beiratsmitglied bestätigt.