37.500-Euro-Prämie für Gynäkologie-Praxis

Weil sie einen unbesetzten Kassenarztsitz übernimmt und mit einer Dreiviertelstelle besetzt und somit dazu beiträgt, die medizinische Versorgung zu sichern, erhält die Gynäkologin Dr. Kati Mühlhäusler von Landrat Dr. Alexander Saipa 37.500 Euro aus dem Prämientopf des Landkreises. Foto: Landkreis
Ende 2023 hat der Kreistag Goslar ein Förderprogramm beschlossen, um die medizinische Versorgung im Landkreis Goslar zu sichern. Jeweils 200.000 Euro liegen als Anreiz für dieses und das kommende Jahr bereit. Jetzt wurde die erste Prämie vergeben.
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Goslar. Der Landkreis Goslar hat die erste Prämie aus seinem Ende 2023 vom Kreistag beschlossenen Programm vergeben, mit dem die medizinische Versorgung in der Region gesichert werden soll. Die Gynäkologin Dr. Kati Mühlhäusler aus Goslar erhielt 37.500 Euro.
Aus dem Programm können für dieses und das kommende Jahr jeweils 200.000 Euro vergeben werden, um Ansiedlungen von Haus- und Fachärzten zu unterstützen. 2020 hat der Landkreis aus einem früheren Förderprogramm bereits die Besetzung von vier Kinderärzten gefördert. Zu dieser Zeit waren mehrere Praxen unbesetzt, die Versorgung wurde zunehmend kritisch.
Patienten von weit her
Mit den 37.500 Euro „honoriert der Landkreis die Übernahme eines vakanten dreiviertel Kassenarztsitzes“, berichtet die Kreisverwaltung. Mühlhäusler trage dazu bei, die frauenärztliche Versorgung zu sichern. Sie habe im Januar 2023 bereits den vollen Praxissitz von Dr. Ullrich Diers übernommen. Dieser übernehme jetzt eine Dreiviertel-Stelle. Bei Übernahme eines vollen Arztsitzes wären 50.000 Euro vergeben worden.
Offenbar ist der Bedarf an Gynäkologen nicht nur im Landkreis Goslar groß. In der Gemeinschaftspraxis von Dr. Mühlhäusler in der Klubgartenstraße in Goslar arbeiten vier Mediziner. Patientinnen kommen sogar aus benachbarten Bundesländern zur Behandlung, berichtet die Kreisverwaltung. Eine Überversorgung, die die Kassenärztliche Vereinigung (KV) in Braunschweig für den Landkreis feststelle, könne Mühlhäusler nicht erkennen. Sie sagt: „Der Bedarf ist immens, und für viele Patientinnen ist es schwierig, noch wohnortnah Termine zu bekommen.“ Laut liegt der Versorgungsgrad im Landkreis bei 132 Prozent.
Impuls für Ärzte
Derweil lobt Landrat Dr. Alexander Saipa den Schritt, Kassenarztsitze zu übernehmen. „Die Bereitschaft neben der medizinischen Versorgung der Patienten auch das unternehmerische Risiko einer eigenen Praxis zu tragen, wird immer seltener. Bei der gesundheitlichen Versorgung spielen die Kassenärzte jedoch eine zentrale Rolle.“ Daher sei jeder Beitrag wichtig, der helfe, die „vertragsärztlichen Strukturen“ zu sichern. Saipa sagt: „Mit unserem Förderprogramm wollen wir einen Impuls dafür liefern und Anreize schaffen.“
Die Anreizprogramme des Landkreises sind eine Reaktion auf die in vielen Bereichen zunehmend als unzureichend empfundene Facharztversorgung in der Region, die sich in Zukunft sogar verschärfen könnte. In einer früheren Mitteilung hatte der Landkreis von „besorgniserregenden Prognosen“ gesprochen. Laut Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigung verringert sich die Anzahl der Hausärzte in Niedersachsen bis 2035 von 5066 auf 3750 Mediziner. Und bei Fachärzten drohe vor allem ländlichen Regionen eine Unterversorgung.