Wölfe verunsichern die Menschen in Osterwieck

Ein Wolf läuft neben einem landwirtschaftlichen Fahrzeug her. Das Bild wurde kürzlich am Großen Fallstein nahe Veltheim aufgenommen. Foto: Hegegemeinschaft Fallstein
Aus Osterwieck werden Begegnungen mit Wölfen gemeldet, die nur wenig Scheu zeigen. Ein Mitarbeiter des Wolfskompetenzzentrums will die Bevölkerung informieren. Bei den Tieren könnte es sich um junge Wölfe aus dem Eckertaler Rudel handeln.
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Osterwieck. Seit einigen Wochen mehren sich in Osterwieck und der näheren Umgebung Berichte über Wolfssichtungen. Manche Menschen sind verunsichert. Für den 14. Mai ist im benachbarten Veltheim, das zu Osterwieck gehört, ein Informationsabend geplant. Ein Experte des sachsen-anhaltischen Wolfskompetenzzentrums informiert demnächst die Bevölkerung. Zuvor besucht er zwei Kindergärten.
Eine Mitarbeiterin aus dem Rathaus in Osterwieck sagt, die Wolfsbegegnungen wurden im Stadtrat thematisiert. Daraufhin sei das Wolfskompetenzzentrum informiert worden. Die Menschen würden nachfragen. „Aber es gibt keinen großen Aufruhr“, betont die Frau.
Die Begegnungen mit dem Wolf würden „Unruhe“ hervorrufen. So schätzt Alexander Räuscher die Situation ein. Der CDU-Landtagsabgeordnete in Magdeburg stammt aus Osterwieck und ist wolfspolitischer Sprecher seiner Fraktion. Die Begegnungen mit den Tieren seien „wolfsuntypisch“, die Raubtiere würden zu wenig Scheu zeigen. Räuscher verschickt Fotos, auf denen zu sehen ist, wie ein Wolf neben einem Landwirtschaftsfahrzeug auf einem Acker steht. Ein anderes Tier liegt offenbar an einem Weg.
Riesige Überpopulation
Für Räuscher verhalten sich die Tiere damit ungewöhnlich. Zudem gebe es viele Räude-Fälle. Beides seien Hinweise auf eine „riesige Überpopulation“, also darauf, dass es viel zu viele Raubtiere gebe, sagt Räuscher, der auch Jäger ist. Die Tiere seien „im Moment“ streng geschützt.
Für ihn steht fest, dass ihr Bestand reduziert werden müsse. Was empfiehlt er? Räuscher sagt, die Tiere sollten „bloß nicht angefüttert werden“. Hin und wieder werde dazu geraten, sie durch lautes Klatschen zu vertreiben, wenn es zu einer Begegnung komme. Das ist für ihn aber „keine Gewähr, dass es klappt“. Vielmehr solle man „zusehen, dass man wegkommt“. Eine Gefahr sieht Michael Unger nicht. Der gelernte Forstingenieur beschäftigt sich seit rund 20 Jahren mit Wölfen, er ist Mitarbeiter des Wolfskompetenzzentrums Sachsen-Anhalt und der Experte, der demnächst nach Osterwieck fährt, um „die Situation zu beruhigen“, wie er sagt.
Einen „wirklichen Übergriff“ habe es in Deutschland seit 25 Jahren nicht gegeben. Eine Garantie gebe es aber nicht. Unger nimmt an, dass es sich bei den Wölfen um etwa ein Jahr alte Tiere aus dem Rudel handelt, das sich im Eckertal angesiedelt hat. Dort leben zwei Alttiere und sechs Junge. Die Jungen würden allgemein wenig Scheu zeigen. Das Tier, das hinter einem landwirtschaftlichen Fahrzeug hinterhergelaufen sei, habe vermutlich nach frisch aufgewühlten Mäusen gesucht.
Wolfsmeldungen sind nicht neu
Das Gebiet um Osterwieck sei jetzt zum „Suchraum“ erklärt worden: Dort wird mit Fotofallen, zwei eigenen und denen der Jäger, nach Hinweisen auf die Wölfe gesucht. Auch Exkremente der Tiere würden untersucht, um „herauszufinden, was da los ist“, sagt Unger.
Für Kreisjägermeister Holger Piegert sind Wolfsmeldungen aus dem Fallstein bei Osterwieck nicht neu. Die gebe es seit drei Jahren.