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24. Dezember ist der letzte Tag

"Blumen-Cebulla" schließt: Besitzer gehen in den Ruhestand

Am Heiligen Abend ist Schluss im Blumenladen in Goslars Mauerstraße. Reinhard und Brunhild Cebulla (von links) gehen in den Ruhestand und machen nach Weihnachten nur noch Ausverkauf. Mitarbeiterin Sabine Riedel (rechts) kam vor vier Jahren von Blumen Meyer dazu und macht im Januar bei Elberg weiter – man kennt sich in der Branche. Fotos: Kempfer

Am Heiligen Abend ist Schluss im Blumenladen in Goslars Mauerstraße. Reinhard und Brunhild Cebulla (von links) gehen in den Ruhestand und machen nach Weihnachten nur noch Ausverkauf. Mitarbeiterin Sabine Riedel (rechts) kam vor vier Jahren von Blumen Meyer dazu und macht im Januar bei Elberg weiter – man kennt sich in der Branche. Fotos: Kempfer

In der Mauerstraße gibt es bald keine Blümchen mehr: Nach einem arbeitsreichen, erfüllten Leben als Floristen haben sich Brunhild und Reinhard Cebulla jetzt entschieden, in den Ruhestand zu gehen. Zum letzten Mal öffnen die beiden an Heiligabend ihr Geschäft.

Von Sabine Kempfer Sonntag, 19.12.2021, 05:00 Uhr

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Goslar. „Heilig Abend ist unser letzter Tag.“ Das war die Nachricht, die sich hinter dem an der Schaufensterscheibe klebenden Zettelchen „Nachfolger gesucht“ verbarg: Familie Cebulla gibt den Blumenladen auf. „Blumen-Cebulla“ gibt es seit 15 Jahren im „Achtermann“-Gebäude in der Mauerstraße – und seit 1999 schon im „Harzkauf“, der damals ein „V-Markt“ war.

In erster Linie sind sie Blumenfreunde, in zweiter Linie Geschäftsleute: Brunhild und Reinhard Cebulla haben in Goslar Wurzeln geschlagen, obwohl sie in Drübeck wohnen. „Wir werden noch oft nach Goslar kommen“, versichern sie, die „Lieblingsstadt“ Goslar prangt auf ihren Kapuzenpullis. Sie schwärmen von guter Nachbarschaft, einem fairen Vermieter und treuen Kunden. „Wir haben ein gutes Auskommen mit allen gehabt“, versichert Reinhard Cebulla, der eigentlich gelernter Maler ist und aus Derenburg stammt. Er zog mit, als sich seine Frau Brunhild, sie stammt aus Darlingerode und hatte zuerst in der Stickerei in Ilsenburg gearbeitet, 1999 mit einem Blumenladen selbstständig machen wollte. Im „Harzkauf“ hatte sie vor der Übernahme einige Jahre als Floristin gearbeitet und ihre Liebe zum Beruf entdeckt.

Alles just in time: Die letzten Blumenbestellungen für Weihnachten hängen bei Cebulla. Fünf nach drei? Für Weihnachtsbestellungen ist es fünf vor zwölf.

Alles just in time: Die letzten Blumenbestellungen für Weihnachten hängen bei Cebulla. Fünf nach drei? Für Weihnachtsbestellungen ist es fünf vor zwölf.

War der Schritt in die Selbstständigkeit eine gute Entscheidung? Cebullas, von ihren Kunden oft für ihr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis gelobt, lassen keinen Zweifel daran. Ein leichtes Leben war es nicht – wohl auch der Grund dafür, dass sie keinen Nachfolger gefunden haben. Nach Weihnachten ist Ausverkauf. Wochenarbeitszeit? 70 Stunden in sechs Tagen. Jeden zweiten Tag: Aufstehen um 4 Uhr, 160 Kilometer Einkaufstour nach Braunschweig oder Hannover, um frische Blumen zu holen – vor der Ladenöffnung.

Sie belieferten Hotels, Altenheime, Gaststätten und Kirchen, banden Brautsträuße und Beerdigungskränze. Die ersten acht Jahre ohne Urlaub, kurz vor dem Umzug in die Mauerstraße ging es dann nach Spanien. Weihnachtsruhe? Stellte sich frühestens an den Feiertagen ein, denn Weihnachten ist Hochsaison, viele Sträuße müssen gebunden werden. Cebullas erinnern sich an viele Jahre, in denen sie vom 23. auf den 24.Dezember zusammen mit ihrer ehemaligen Mitarbeiterin Sandra Helmholtz durcharbeiteten und am Heiligen Abend nur noch müde ins Bett fielen.

Auch in diesen Tagen klebt eine ganze Batterie von Zetteln am Regal: Vorbestellungen für den 23. und 24.Dezember. Seit einigen Jahren machen Cebullas die Nächte aber nicht mehr durch – dann gibt’s statt Blumen vielleicht auch mal einen Korb. Im Alter von 63 Jahren blickt das Paar auf ein erfülltes Berufsleben zurück – und hat sich für den Ruhestand entschieden. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Das frühe Aufstehen wird Reinhard Cebulla nicht fehlen. Seine Frau wird die Kunden vermissen. Sie hat eigentlich alles gerne gemacht, gesteht sie: „Ich wische sogar gerne durch, wenn die Arbeit getan ist.“

Und die Blumen? Davon ist das Paar im eigenen Garten umgeben. Natürliche Gartenblumen sind Brunhild Cebullas Favorit – in manchen schönen Strauß im Goslarer Laden hat sie ihre Sommerblumen aus Drübeck eingebunden – Dahlien, Zinnien, Jungferngrün – und Sonnenblumen. Und wenn sie samstags nach der Arbeit nach Hause kam, pflückte sie sich einen schönen Gartenstrauß für ihre Wohnung, ein kleines Ritual. „Das war mein Highlight“, verrät sie.

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